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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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getroffen hatte. Wie groß war seine Freude, als
er hörte, daß es P. Philipp, der Bruder des
Kapuziners im Kloster sey, der ihn ihm noch be-
sonders empfohlen hatte. Dieser P. Philipp
war ein Mann zwischen vierzig und fünf und
vierzig Jahren, mit einem heitern, offenen Ge-
sicht, das, wenn er lächelte, ein Sinnbild der Lie-
be war. Er druckte Xavern, dessen freye Mine
ihm beym ersten Anblick ganz gefiel, treuherzig
die Hand, und versicherte ihn seiner Freund-
schaft und Gewogenheit, wenn er sich ihm anver-
trauen wolle. Xaver mußte ihm verschiedenes
vom Kloster, von seinem Bruder, und von seiner
eigenen Familie erzählen, und ward, durch das
liebreiche Wesen des Paters, bald offenherzig.
Kreutzner sprach immer auch mit drein, und
suchte Siegwarts Aufmerksamkeit auf sich zu zie-
hen. P. Philipp aber schien nicht viel auf ihn
zu achten. Man klingelte hierauf zum Essen,
wo acht Lehrer, und zwischen zwanzig und drey-
sig Schüler gegenwärtig waren. Xaver wurde
noch als Gast behandelt, und saß zwischen dem
Prior, und dem Pater Kellermeister.

Die Kost war mäßig, aber gut; die Unter-
haltung ungezwungen, und munter. Die Lehrer



getroffen hatte. Wie groß war ſeine Freude, als
er hoͤrte, daß es P. Philipp, der Bruder des
Kapuziners im Kloſter ſey, der ihn ihm noch be-
ſonders empfohlen hatte. Dieſer P. Philipp
war ein Mann zwiſchen vierzig und fuͤnf und
vierzig Jahren, mit einem heitern, offenen Ge-
ſicht, das, wenn er laͤchelte, ein Sinnbild der Lie-
be war. Er druckte Xavern, deſſen freye Mine
ihm beym erſten Anblick ganz gefiel, treuherzig
die Hand, und verſicherte ihn ſeiner Freund-
ſchaft und Gewogenheit, wenn er ſich ihm anver-
trauen wolle. Xaver mußte ihm verſchiedenes
vom Kloſter, von ſeinem Bruder, und von ſeiner
eigenen Familie erzaͤhlen, und ward, durch das
liebreiche Weſen des Paters, bald offenherzig.
Kreutzner ſprach immer auch mit drein, und
ſuchte Siegwarts Aufmerkſamkeit auf ſich zu zie-
hen. P. Philipp aber ſchien nicht viel auf ihn
zu achten. Man klingelte hierauf zum Eſſen,
wo acht Lehrer, und zwiſchen zwanzig und drey-
ſig Schuͤler gegenwaͤrtig waren. Xaver wurde
noch als Gaſt behandelt, und ſaß zwiſchen dem
Prior, und dem Pater Kellermeiſter.

Die Koſt war maͤßig, aber gut; die Unter-
haltung ungezwungen, und munter. Die Lehrer

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[179/0183] getroffen hatte. Wie groß war ſeine Freude, als er hoͤrte, daß es P. Philipp, der Bruder des Kapuziners im Kloſter ſey, der ihn ihm noch be- ſonders empfohlen hatte. Dieſer P. Philipp war ein Mann zwiſchen vierzig und fuͤnf und vierzig Jahren, mit einem heitern, offenen Ge- ſicht, das, wenn er laͤchelte, ein Sinnbild der Lie- be war. Er druckte Xavern, deſſen freye Mine ihm beym erſten Anblick ganz gefiel, treuherzig die Hand, und verſicherte ihn ſeiner Freund- ſchaft und Gewogenheit, wenn er ſich ihm anver- trauen wolle. Xaver mußte ihm verſchiedenes vom Kloſter, von ſeinem Bruder, und von ſeiner eigenen Familie erzaͤhlen, und ward, durch das liebreiche Weſen des Paters, bald offenherzig. Kreutzner ſprach immer auch mit drein, und ſuchte Siegwarts Aufmerkſamkeit auf ſich zu zie- hen. P. Philipp aber ſchien nicht viel auf ihn zu achten. Man klingelte hierauf zum Eſſen, wo acht Lehrer, und zwiſchen zwanzig und drey- ſig Schuͤler gegenwaͤrtig waren. Xaver wurde noch als Gaſt behandelt, und ſaß zwiſchen dem Prior, und dem Pater Kellermeiſter. Die Koſt war maͤßig, aber gut; die Unter- haltung ungezwungen, und munter. Die Lehrer

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/183>, abgerufen am 21.11.2024.