Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.te sich indessen wieder auf, und wollt ihm eben nach- springen, als der Pater auch den Berg herab kam, und ihn zurückhielt, weil er sich das Gesicht ganz blutrünstig gefallen hatte. Siegwart brachte nun den Knaben wieder aus dem Wasser, der vor Schre- cken und Todesangst zitterte. Ein andrer Knabe, der beym Schreyen seines Kammeraden ganz nackt weggesprungen war, kam mit dessen seiner Mutter, welche todtenblaß aussah, herbeygelaufen. Wo ist er? wo ist er? rief sie, ohne jemand am Ufer zu bemerken, und rannte wild ans Wasser hin. Phi- lipp eilte, sie zurückzuhalten, und sagte, daß ihr Sohn gerettet sey. -- So? So? rief sie, sah stier um sich, und flog endlich, als sie ihren Knaben sitzen sah, auf ihn zu, umschlang ihn, als ob sie ihn zerdrücken wollte; rief: Gott sey ewig Lob und Dank, daß ich dich wieder habe! und brach in einen Strom von Thränen aus. -- Und welcher Heilige hat dich denn errettet, Joseph? -- Jch weiß nicht, Mutter, war des Knaben Antwort. -- Hier, dem jungen Herren da, hat sies zu verdan- ken, sagte Pater Philipp, und wieß auf unsern Siegwart. -- Jhm? Jhm? Nun, so dank Jhm Gott! belohn Jhn, segn Jhn tausendfältig! Du lieber Gott! hat Ers gethan? Sieht er? 's ist mir te ſich indeſſen wieder auf, und wollt ihm eben nach- ſpringen, als der Pater auch den Berg herab kam, und ihn zuruͤckhielt, weil er ſich das Geſicht ganz blutruͤnſtig gefallen hatte. Siegwart brachte nun den Knaben wieder aus dem Waſſer, der vor Schre- cken und Todesangſt zitterte. Ein andrer Knabe, der beym Schreyen ſeines Kammeraden ganz nackt weggeſprungen war, kam mit deſſen ſeiner Mutter, welche todtenblaß ausſah, herbeygelaufen. Wo iſt er? wo iſt er? rief ſie, ohne jemand am Ufer zu bemerken, und rannte wild ans Waſſer hin. Phi- lipp eilte, ſie zuruͤckzuhalten, und ſagte, daß ihr Sohn gerettet ſey. — So? So? rief ſie, ſah ſtier um ſich, und flog endlich, als ſie ihren Knaben ſitzen ſah, auf ihn zu, umſchlang ihn, als ob ſie ihn zerdruͤcken wollte; rief: Gott ſey ewig Lob und Dank, daß ich dich wieder habe! und brach in einen Strom von Thraͤnen aus. — Und welcher Heilige hat dich denn errettet, Joſeph? — Jch weiß nicht, Mutter, war des Knaben Antwort. — Hier, dem jungen Herren da, hat ſies zu verdan- ken, ſagte Pater Philipp, und wieß auf unſern Siegwart. — Jhm? Jhm? Nun, ſo dank Jhm Gott! belohn Jhn, ſegn Jhn tauſendfaͤltig! Du lieber Gott! hat Ers gethan? Sieht er? ’s iſt mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0233" n="229"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> te ſich indeſſen wieder auf, und wollt ihm eben nach-<lb/> ſpringen, als der Pater auch den Berg herab kam,<lb/> und ihn zuruͤckhielt, weil er ſich das Geſicht ganz<lb/> blutruͤnſtig gefallen hatte. <hi rendition="#fr">Siegwart</hi> brachte nun<lb/> den Knaben wieder aus dem Waſſer, der vor Schre-<lb/> cken und Todesangſt zitterte. Ein andrer Knabe,<lb/> der beym Schreyen ſeines Kammeraden ganz nackt<lb/> weggeſprungen war, kam mit deſſen ſeiner <hi rendition="#fr">Mutter,</hi><lb/> welche todtenblaß ausſah, herbeygelaufen. Wo iſt<lb/> er? wo iſt er? rief ſie, ohne jemand am Ufer zu<lb/> bemerken, und rannte wild ans Waſſer hin. <hi rendition="#fr">Phi-<lb/> lipp</hi> eilte, ſie zuruͤckzuhalten, und ſagte, daß ihr<lb/> Sohn gerettet ſey. — So? So? rief ſie, ſah ſtier<lb/> um ſich, und flog endlich, als ſie ihren Knaben ſitzen<lb/> ſah, auf ihn zu, umſchlang ihn, als ob ſie ihn<lb/> zerdruͤcken wollte; rief: Gott ſey ewig Lob und<lb/> Dank, daß ich dich wieder habe! und brach in<lb/> einen Strom von Thraͤnen aus. — Und welcher<lb/> Heilige hat dich denn errettet, <hi rendition="#fr">Joſeph?</hi> — Jch<lb/> weiß nicht, Mutter, war des Knaben Antwort. —<lb/> Hier, dem jungen Herren da, hat ſies zu verdan-<lb/> ken, ſagte Pater <hi rendition="#fr">Philipp,</hi> und wieß auf unſern<lb/><hi rendition="#fr">Siegwart.</hi> — Jhm? Jhm? Nun, ſo dank Jhm<lb/> Gott! belohn Jhn, ſegn Jhn tauſendfaͤltig! Du<lb/> lieber Gott! hat Ers gethan? Sieht er? ’s iſt mir<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [229/0233]
te ſich indeſſen wieder auf, und wollt ihm eben nach-
ſpringen, als der Pater auch den Berg herab kam,
und ihn zuruͤckhielt, weil er ſich das Geſicht ganz
blutruͤnſtig gefallen hatte. Siegwart brachte nun
den Knaben wieder aus dem Waſſer, der vor Schre-
cken und Todesangſt zitterte. Ein andrer Knabe,
der beym Schreyen ſeines Kammeraden ganz nackt
weggeſprungen war, kam mit deſſen ſeiner Mutter,
welche todtenblaß ausſah, herbeygelaufen. Wo iſt
er? wo iſt er? rief ſie, ohne jemand am Ufer zu
bemerken, und rannte wild ans Waſſer hin. Phi-
lipp eilte, ſie zuruͤckzuhalten, und ſagte, daß ihr
Sohn gerettet ſey. — So? So? rief ſie, ſah ſtier
um ſich, und flog endlich, als ſie ihren Knaben ſitzen
ſah, auf ihn zu, umſchlang ihn, als ob ſie ihn
zerdruͤcken wollte; rief: Gott ſey ewig Lob und
Dank, daß ich dich wieder habe! und brach in
einen Strom von Thraͤnen aus. — Und welcher
Heilige hat dich denn errettet, Joſeph? — Jch
weiß nicht, Mutter, war des Knaben Antwort. —
Hier, dem jungen Herren da, hat ſies zu verdan-
ken, ſagte Pater Philipp, und wieß auf unſern
Siegwart. — Jhm? Jhm? Nun, ſo dank Jhm
Gott! belohn Jhn, ſegn Jhn tauſendfaͤltig! Du
lieber Gott! hat Ers gethan? Sieht er? ’s iſt mir
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |