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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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ich dran denk! 's ist schon recht, daß man d'
Wilderer wegschießt, und ich hab schon manchem
auch eins versetzt, daß er 's Aufstehen drüber ver-
gaß; aber daß man mir 's Jagen verbieten will,
da ich doch einem Edelmann dien', der seines glei-
chen im Land sucht, das ist nicht recht, sag ich;
und das thut mir weh. -- Jhr seyd nicht klug,
Jakerl, sagte Kronhelm. Seyd ihr denn hier
in meines Vaters Waldungen, daß ihr schalten
und walten könnt, wie ihr wollt? Denkt einmal,
wenn der Jäger in unsern Forst gekommen wär,
ob ihr ihn da hättet schiessen lassen, wie er woll-
te? -- Jakob schiens nun zu begreifen; brumm-
te aber immer noch etwas in den Bart hinein.

Sie kamen drauf durch ein Dorf, wo eine
Baurenhochzeit war. Unsre Jünglinge stiegen
beym Wirtshaus ab, um den Tanz mit anzuse-
hen. Anfangs thaten die Bauren ganz furcht-
sam, und wollten nicht mehr forttanzen; aber
Kronhelm winkte seinem Reitknecht, daß er ihnen
zu verstehen geben sollte, sie möchten sich in ih-
rer Lust nicht stören lassen; die Herren sehens
gerne, wenn sie recht munter wären. Nun über-
liessen sich die jungen Leute ganz der Freude
wieder. Siegwart und Kronhelm fanden ein



ich dran denk! ’s iſt ſchon recht, daß man d’
Wilderer wegſchießt, und ich hab ſchon manchem
auch eins verſetzt, daß er ’s Aufſtehen druͤber ver-
gaß; aber daß man mir ’s Jagen verbieten will,
da ich doch einem Edelmann dien’, der ſeines glei-
chen im Land ſucht, das iſt nicht recht, ſag ich;
und das thut mir weh. — Jhr ſeyd nicht klug,
Jakerl, ſagte Kronhelm. Seyd ihr denn hier
in meines Vaters Waldungen, daß ihr ſchalten
und walten koͤnnt, wie ihr wollt? Denkt einmal,
wenn der Jaͤger in unſern Forſt gekommen waͤr,
ob ihr ihn da haͤttet ſchieſſen laſſen, wie er woll-
te? — Jakob ſchiens nun zu begreifen; brumm-
te aber immer noch etwas in den Bart hinein.

Sie kamen drauf durch ein Dorf, wo eine
Baurenhochzeit war. Unſre Juͤnglinge ſtiegen
beym Wirtshaus ab, um den Tanz mit anzuſe-
hen. Anfangs thaten die Bauren ganz furcht-
ſam, und wollten nicht mehr forttanzen; aber
Kronhelm winkte ſeinem Reitknecht, daß er ihnen
zu verſtehen geben ſollte, ſie moͤchten ſich in ih-
rer Luſt nicht ſtoͤren laſſen; die Herren ſehens
gerne, wenn ſie recht munter waͤren. Nun uͤber-
lieſſen ſich die jungen Leute ganz der Freude
wieder. Siegwart und Kronhelm fanden ein

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[240/0244] ich dran denk! ’s iſt ſchon recht, daß man d’ Wilderer wegſchießt, und ich hab ſchon manchem auch eins verſetzt, daß er ’s Aufſtehen druͤber ver- gaß; aber daß man mir ’s Jagen verbieten will, da ich doch einem Edelmann dien’, der ſeines glei- chen im Land ſucht, das iſt nicht recht, ſag ich; und das thut mir weh. — Jhr ſeyd nicht klug, Jakerl, ſagte Kronhelm. Seyd ihr denn hier in meines Vaters Waldungen, daß ihr ſchalten und walten koͤnnt, wie ihr wollt? Denkt einmal, wenn der Jaͤger in unſern Forſt gekommen waͤr, ob ihr ihn da haͤttet ſchieſſen laſſen, wie er woll- te? — Jakob ſchiens nun zu begreifen; brumm- te aber immer noch etwas in den Bart hinein. Sie kamen drauf durch ein Dorf, wo eine Baurenhochzeit war. Unſre Juͤnglinge ſtiegen beym Wirtshaus ab, um den Tanz mit anzuſe- hen. Anfangs thaten die Bauren ganz furcht- ſam, und wollten nicht mehr forttanzen; aber Kronhelm winkte ſeinem Reitknecht, daß er ihnen zu verſtehen geben ſollte, ſie moͤchten ſich in ih- rer Luſt nicht ſtoͤren laſſen; die Herren ſehens gerne, wenn ſie recht munter waͤren. Nun uͤber- lieſſen ſich die jungen Leute ganz der Freude wieder. Siegwart und Kronhelm fanden ein

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/244>, abgerufen am 24.11.2024.