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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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zugehen! Aber bey euch vergißt man alles wie-
der! Doch wer kann wider die duram necessitam?
Seht ihr, das ist lateinisch. -- Nun gieng er
langsam wieder die Treppe hinauf; die Bauren
wichen alle aus, und sahen ihn ehrerbietig an.
Droben auf der Stube wollte jeder wissen, was
die jungen Herren mit ihm gesprochen haben? --
Jhr verstehts nicht, sagte er; das ist nur um-
sonst! Es betraf die Gelehrsamkeit, eruditium, wie
mans nennt. Jeder Bauer trank nun seine Ge-
sundheit; Er bedankte sich mit vielem gelehrtem
Anstand, und nicht geringer Gravität.

Kronhelm und Siegwart ritten unterdes-
sen weiter, und lachten herzlich über die gelehrte
Einfalt des Schulmeisters. Jakob ritt ganz lang-
sam hinter ihnen her, und schlief; denn er hatte
sich den Brandwein im Wirtshaus ziemlich schmecken
lassen. Nach zwey Stunden kamen sie in Stein-
feld
an; Sie waren etlich funfzig Schritte weit
vom Schloß entfernt, als ihnen eine Menge
Jagdhunde von verschiedner Art mit so schrekli-
chem Gebell entgegen sprang, daß Jakob drüber
auswachte, und ein lautes Joh ho! anstimmte. --
Das ist ja eine ungeheure Menge Hunde, sagte
Siegwart. -- Kleinigkeit! antwortete Kronhelm,



zugehen! Aber bey euch vergißt man alles wie-
der! Doch wer kann wider die duram neceſſitam?
Seht ihr, das iſt lateiniſch. — Nun gieng er
langſam wieder die Treppe hinauf; die Bauren
wichen alle aus, und ſahen ihn ehrerbietig an.
Droben auf der Stube wollte jeder wiſſen, was
die jungen Herren mit ihm geſprochen haben? —
Jhr verſtehts nicht, ſagte er; das iſt nur um-
ſonſt! Es betraf die Gelehrſamkeit, eruditium, wie
mans nennt. Jeder Bauer trank nun ſeine Ge-
ſundheit; Er bedankte ſich mit vielem gelehrtem
Anſtand, und nicht geringer Gravitaͤt.

Kronhelm und Siegwart ritten unterdeſ-
ſen weiter, und lachten herzlich uͤber die gelehrte
Einfalt des Schulmeiſters. Jakob ritt ganz lang-
ſam hinter ihnen her, und ſchlief; denn er hatte
ſich den Brandwein im Wirtshaus ziemlich ſchmecken
laſſen. Nach zwey Stunden kamen ſie in Stein-
feld
an; Sie waren etlich funfzig Schritte weit
vom Schloß entfernt, als ihnen eine Menge
Jagdhunde von verſchiedner Art mit ſo ſchrekli-
chem Gebell entgegen ſprang, daß Jakob druͤber
auſwachte, und ein lautes Joh ho! anſtimmte. —
Das iſt ja eine ungeheure Menge Hunde, ſagte
Siegwart. — Kleinigkeit! antwortete Kronhelm,

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[243/0247] zugehen! Aber bey euch vergißt man alles wie- der! Doch wer kann wider die duram neceſſitam? Seht ihr, das iſt lateiniſch. — Nun gieng er langſam wieder die Treppe hinauf; die Bauren wichen alle aus, und ſahen ihn ehrerbietig an. Droben auf der Stube wollte jeder wiſſen, was die jungen Herren mit ihm geſprochen haben? — Jhr verſtehts nicht, ſagte er; das iſt nur um- ſonſt! Es betraf die Gelehrſamkeit, eruditium, wie mans nennt. Jeder Bauer trank nun ſeine Ge- ſundheit; Er bedankte ſich mit vielem gelehrtem Anſtand, und nicht geringer Gravitaͤt. Kronhelm und Siegwart ritten unterdeſ- ſen weiter, und lachten herzlich uͤber die gelehrte Einfalt des Schulmeiſters. Jakob ritt ganz lang- ſam hinter ihnen her, und ſchlief; denn er hatte ſich den Brandwein im Wirtshaus ziemlich ſchmecken laſſen. Nach zwey Stunden kamen ſie in Stein- feld an; Sie waren etlich funfzig Schritte weit vom Schloß entfernt, als ihnen eine Menge Jagdhunde von verſchiedner Art mit ſo ſchrekli- chem Gebell entgegen ſprang, daß Jakob druͤber auſwachte, und ein lautes Joh ho! anſtimmte. — Das iſt ja eine ungeheure Menge Hunde, ſagte Siegwart. — Kleinigkeit! antwortete Kronhelm,

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/247>, abgerufen am 24.11.2024.