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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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bin. 'S ist sonst ein guter Narr, mit dem man
wol 'n Spas haben kann. --

Der Pfarrer kam, und schlich sich demüthig
in die Stube herein. -- Willkomm, Herr Pfarr!
schrie Veit; Nur frisch hereingegangen! 'S ist
schon wieder besser.

Pfarrer. Jch bedaure, gnädiger Herr!
Jch hab gehört, daß Sie wieder nicht recht --

Veit. Ja, ja! 'S ist schon gut, sag ich.
Leg er nur den Hut ab, und setz er sich hieher!
Wie stehts denn, Alter? Was macht seine Köchinn?
Braucht er bald wieder eine neue?

Pfarrer. Jch bitt um Vergebung, Jhr
Gnaden! Warum sollt ich eine neue brauchen?

Veit. Je nun, das hat so seine Ursachen.
Man kennt euch Leute schon! Thu er nur nicht
so sittsam, als ob er alle Heiligkeit allein gepach-
tet hätte! Vor den Leuten da darf er sich nicht
scheuen, die kennen seine Umstände schon. Das
ist mein Sohn, und der andre ist ein guter
Freund von ihm. Was giebts denn Neues?
Jsts wahr, daß des Pfarrers von Aderlingen
Köchinn schwanger ist?

Pfarrer. Jch weiß nicht, Jhr Gnaden; aber
die arge Welt sagt so.



bin. ’S iſt ſonſt ein guter Narr, mit dem man
wol ’n Spas haben kann. —

Der Pfarrer kam, und ſchlich ſich demuͤthig
in die Stube herein. — Willkomm, Herr Pfarr!
ſchrie Veit; Nur friſch hereingegangen! ’S iſt
ſchon wieder beſſer.

Pfarrer. Jch bedaure, gnaͤdiger Herr!
Jch hab gehoͤrt, daß Sie wieder nicht recht —

Veit. Ja, ja! ’S iſt ſchon gut, ſag ich.
Leg er nur den Hut ab, und ſetz er ſich hieher!
Wie ſtehts denn, Alter? Was macht ſeine Koͤchinn?
Braucht er bald wieder eine neue?

Pfarrer. Jch bitt um Vergebung, Jhr
Gnaden! Warum ſollt ich eine neue brauchen?

Veit. Je nun, das hat ſo ſeine Urſachen.
Man kennt euch Leute ſchon! Thu er nur nicht
ſo ſittſam, als ob er alle Heiligkeit allein gepach-
tet haͤtte! Vor den Leuten da darf er ſich nicht
ſcheuen, die kennen ſeine Umſtaͤnde ſchon. Das
iſt mein Sohn, und der andre iſt ein guter
Freund von ihm. Was giebts denn Neues?
Jſts wahr, daß des Pfarrers von Aderlingen
Koͤchinn ſchwanger iſt?

Pfarrer. Jch weiß nicht, Jhr Gnaden; aber
die arge Welt ſagt ſo.

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[299/0303] bin. ’S iſt ſonſt ein guter Narr, mit dem man wol ’n Spas haben kann. — Der Pfarrer kam, und ſchlich ſich demuͤthig in die Stube herein. — Willkomm, Herr Pfarr! ſchrie Veit; Nur friſch hereingegangen! ’S iſt ſchon wieder beſſer. Pfarrer. Jch bedaure, gnaͤdiger Herr! Jch hab gehoͤrt, daß Sie wieder nicht recht — Veit. Ja, ja! ’S iſt ſchon gut, ſag ich. Leg er nur den Hut ab, und ſetz er ſich hieher! Wie ſtehts denn, Alter? Was macht ſeine Koͤchinn? Braucht er bald wieder eine neue? Pfarrer. Jch bitt um Vergebung, Jhr Gnaden! Warum ſollt ich eine neue brauchen? Veit. Je nun, das hat ſo ſeine Urſachen. Man kennt euch Leute ſchon! Thu er nur nicht ſo ſittſam, als ob er alle Heiligkeit allein gepach- tet haͤtte! Vor den Leuten da darf er ſich nicht ſcheuen, die kennen ſeine Umſtaͤnde ſchon. Das iſt mein Sohn, und der andre iſt ein guter Freund von ihm. Was giebts denn Neues? Jſts wahr, daß des Pfarrers von Aderlingen Koͤchinn ſchwanger iſt? Pfarrer. Jch weiß nicht, Jhr Gnaden; aber die arge Welt ſagt ſo.

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/303>, abgerufen am 22.11.2024.