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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Augspurg bekommen, und setzst jetzt das altmodi-
ge Ding auf! Das übrige gieng auf dem Lande
schon noch so mit. Jn Augspurg müsts frey-
lich auch anders seyn. -- Kommt denn der Kaf-
fee noch nicht, Jeannette? Sieh doch nach! --
Der Kaffee ward in einer silbernen Kanne auf-
getragen. -- Wieder ein dummer Streich! fieng
sie an. Warum denn die kleine Kanne, da wir
doch die grosse haben, die mit der getriebnen Ar-
beit, und dem vergoldeten Bild oben? Wenn ich
nicht nach der Haushaltung sehe, so schiest
ihr lauter Böcke! Das ist ja, wie eine Milch-
kanne! -- Sie gieng selbst hinaus, um die größe-
re Kanne zu holen. Jndeß fragte der Amtmann
unsern Kronhelm und Siegwart, ob sie nicht
Taback rauchen? Und als sie ja sagten, stopfte er
ihnen ein paar lange Pfeifen. Seine Frau kam
wieder. Bist du gar toll, Mann? rief sie.
Willst du ganz zum Bauren werden? Um des
Himmels willen! Das hab ich doch mein Lebtag
nicht gehört, in einer solchen Gesellschaft Taback
rauchen! Es ist ja, als ob du deine fünf Sinnen
verloren höttest! Schäm dich doch in deine Seel'
hinein, solche Sottisen zu machen! Den Augen-
blick pack dich mit deinem Kram zum Henker!



Augſpurg bekommen, und ſetzſt jetzt das altmodi-
ge Ding auf! Das uͤbrige gieng auf dem Lande
ſchon noch ſo mit. Jn Augſpurg muͤſts frey-
lich auch anders ſeyn. — Kommt denn der Kaf-
fee noch nicht, Jeannette? Sieh doch nach! —
Der Kaffee ward in einer ſilbernen Kanne auf-
getragen. — Wieder ein dummer Streich! fieng
ſie an. Warum denn die kleine Kanne, da wir
doch die groſſe haben, die mit der getriebnen Ar-
beit, und dem vergoldeten Bild oben? Wenn ich
nicht nach der Haushaltung ſehe, ſo ſchieſt
ihr lauter Boͤcke! Das iſt ja, wie eine Milch-
kanne! — Sie gieng ſelbſt hinaus, um die groͤße-
re Kanne zu holen. Jndeß fragte der Amtmann
unſern Kronhelm und Siegwart, ob ſie nicht
Taback rauchen? Und als ſie ja ſagten, ſtopfte er
ihnen ein paar lange Pfeifen. Seine Frau kam
wieder. Biſt du gar toll, Mann? rief ſie.
Willſt du ganz zum Bauren werden? Um des
Himmels willen! Das hab ich doch mein Lebtag
nicht gehoͤrt, in einer ſolchen Geſellſchaft Taback
rauchen! Es iſt ja, als ob du deine fuͤnf Sinnen
verloren hoͤtteſt! Schaͤm dich doch in deine Seel’
hinein, ſolche Sottiſen zu machen! Den Augen-
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[380/0384] Augſpurg bekommen, und ſetzſt jetzt das altmodi- ge Ding auf! Das uͤbrige gieng auf dem Lande ſchon noch ſo mit. Jn Augſpurg muͤſts frey- lich auch anders ſeyn. — Kommt denn der Kaf- fee noch nicht, Jeannette? Sieh doch nach! — Der Kaffee ward in einer ſilbernen Kanne auf- getragen. — Wieder ein dummer Streich! fieng ſie an. Warum denn die kleine Kanne, da wir doch die groſſe haben, die mit der getriebnen Ar- beit, und dem vergoldeten Bild oben? Wenn ich nicht nach der Haushaltung ſehe, ſo ſchieſt ihr lauter Boͤcke! Das iſt ja, wie eine Milch- kanne! — Sie gieng ſelbſt hinaus, um die groͤße- re Kanne zu holen. Jndeß fragte der Amtmann unſern Kronhelm und Siegwart, ob ſie nicht Taback rauchen? Und als ſie ja ſagten, ſtopfte er ihnen ein paar lange Pfeifen. Seine Frau kam wieder. Biſt du gar toll, Mann? rief ſie. Willſt du ganz zum Bauren werden? Um des Himmels willen! Das hab ich doch mein Lebtag nicht gehoͤrt, in einer ſolchen Geſellſchaft Taback rauchen! Es iſt ja, als ob du deine fuͤnf Sinnen verloren hoͤtteſt! Schaͤm dich doch in deine Seel’ hinein, ſolche Sottiſen zu machen! Den Augen- blick pack dich mit deinem Kram zum Henker!

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/384>, abgerufen am 24.11.2024.