Siegwart. Gut, gut, mein Kind! Sey nur ruhig! Jch will kein Geständnis heraus- zwingen. Mich deucht, ich weiß schon genug, und die Vermuthung scheint mir ziemlich richtig.
Therese. Aber, um Gottes willen, Papa, Sie werden ja nichts unerlaubtes muthmassen? Bey der Mutter Gottes und bey allen Heiligen, auf meinen Knien kann ichs Jhnen schwören, daß mein Herz rein, ganz rein ist! daß kein un- heiliger, kein unerlaubter Gedanke je in diese Brust kam! Die Engel könnens zeugen, die zuge- gen waren, wenn ich mit ihm allein war! Lieber wollt ich sterben. --
Xaver. Ja, ich kanns auch bezeugen, Papa!
Siegwart. Still, still, meine Kinder! Wo- zu die Betheurungen? Wie könnte mir so ein Ge- dank einfallen, meine Tochter? Jch kenne deine Unschuld. Aber die Frage ist von ganz was an- ders, und betrift deine Ruhe, die mir so unaus- sprechlich nah am Herzen liegt. (Hier nahm er Theresen bey der Hand) Bedenk, mein Kind, wenn du den Herrn von Kronhelm liebst, in welche unabsehliche Schwierigkeiten du dich verwik- kelst? Jch habe nichts gegen ihn, Gott weiß es!
Siegwart. Gut, gut, mein Kind! Sey nur ruhig! Jch will kein Geſtaͤndnis heraus- zwingen. Mich deucht, ich weiß ſchon genug, und die Vermuthung ſcheint mir ziemlich richtig.
Thereſe. Aber, um Gottes willen, Papa, Sie werden ja nichts unerlaubtes muthmaſſen? Bey der Mutter Gottes und bey allen Heiligen, auf meinen Knien kann ichs Jhnen ſchwoͤren, daß mein Herz rein, ganz rein iſt! daß kein un- heiliger, kein unerlaubter Gedanke je in dieſe Bruſt kam! Die Engel koͤnnens zeugen, die zuge- gen waren, wenn ich mit ihm allein war! Lieber wollt ich ſterben. —
Xaver. Ja, ich kanns auch bezeugen, Papa!
Siegwart. Still, ſtill, meine Kinder! Wo- zu die Betheurungen? Wie koͤnnte mir ſo ein Ge- dank einfallen, meine Tochter? Jch kenne deine Unſchuld. Aber die Frage iſt von ganz was an- ders, und betrift deine Ruhe, die mir ſo unaus- ſprechlich nah am Herzen liegt. (Hier nahm er Thereſen bey der Hand) Bedenk, mein Kind, wenn du den Herrn von Kronhelm liebſt, in welche unabſehliche Schwierigkeiten du dich verwik- kelſt? Jch habe nichts gegen ihn, Gott weiß es!
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Siegwart. Gut, gut, mein Kind! Sey
nur ruhig! Jch will kein Geſtaͤndnis heraus-
zwingen. Mich deucht, ich weiß ſchon genug,
und die Vermuthung ſcheint mir ziemlich richtig.
Thereſe. Aber, um Gottes willen, Papa,
Sie werden ja nichts unerlaubtes muthmaſſen?
Bey der Mutter Gottes und bey allen Heiligen,
auf meinen Knien kann ichs Jhnen ſchwoͤren,
daß mein Herz rein, ganz rein iſt! daß kein un-
heiliger, kein unerlaubter Gedanke je in dieſe
Bruſt kam! Die Engel koͤnnens zeugen, die zuge-
gen waren, wenn ich mit ihm allein war! Lieber
wollt ich ſterben. —
Xaver. Ja, ich kanns auch bezeugen,
Papa!
Siegwart. Still, ſtill, meine Kinder! Wo-
zu die Betheurungen? Wie koͤnnte mir ſo ein Ge-
dank einfallen, meine Tochter? Jch kenne deine
Unſchuld. Aber die Frage iſt von ganz was an-
ders, und betrift deine Ruhe, die mir ſo unaus-
ſprechlich nah am Herzen liegt. (Hier nahm er
Thereſen bey der Hand) Bedenk, mein Kind,
wenn du den Herrn von Kronhelm liebſt, in
welche unabſehliche Schwierigkeiten du dich verwik-
kelſt? Jch habe nichts gegen ihn, Gott weiß es!
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/395>, abgerufen am 23.11.2024.
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