Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite



geh nicht an, daß ein Edelmann ein Bürger-
mädchen so liebe, daß ers heyrathen kann.

Kronhelm. Warum nicht? Das wär mir
schön! Meynt er das? So will ich ihms gleich
anders sagen. Was hat der Adel mit der Liebe
zu thun? Da wollt ich lieber meinen Federhut in
die Donau schmeissen! -- Nein, Siegwart
wenn mich deine Schwester liebt, so soll sie, bey
Gott! mein seyn.

Siegwart. Das sagt' ich auch; aber er hat
Besorgnis wegen deines Vaters.

Kronhelm. Der kann dagegen seyn, das
leugn' ich nicht. Aber in der Liebe hat man we-
der Vater noch Mutter! Da bin ich mein eigner
Herr!

Siegwart. Du bist ja so heftig, Kron-
helm!

Kronhelm. Jn der Liebe muß mans seyn!

Siegwart. Du liebst also meine Schwester
würklich?

Kronhelm. Brauchts noch eine Frage? --
Kannst du sagen, daß sie mich wieder liebt?

Siegwart. Ja, das kann ich, Kronhelm!
Jch wollt' einen Eid drauf schwören!



geh nicht an, daß ein Edelmann ein Buͤrger-
maͤdchen ſo liebe, daß ers heyrathen kann.

Kronhelm. Warum nicht? Das waͤr mir
ſchoͤn! Meynt er das? So will ich ihms gleich
anders ſagen. Was hat der Adel mit der Liebe
zu thun? Da wollt ich lieber meinen Federhut in
die Donau ſchmeiſſen! — Nein, Siegwart
wenn mich deine Schweſter liebt, ſo ſoll ſie, bey
Gott! mein ſeyn.

Siegwart. Das ſagt’ ich auch; aber er hat
Beſorgnis wegen deines Vaters.

Kronhelm. Der kann dagegen ſeyn, das
leugn’ ich nicht. Aber in der Liebe hat man we-
der Vater noch Mutter! Da bin ich mein eigner
Herr!

Siegwart. Du biſt ja ſo heftig, Kron-
helm!

Kronhelm. Jn der Liebe muß mans ſeyn!

Siegwart. Du liebſt alſo meine Schweſter
wuͤrklich?

Kronhelm. Brauchts noch eine Frage? —
Kannſt du ſagen, daß ſie mich wieder liebt?

Siegwart. Ja, das kann ich, Kronhelm!
Jch wollt’ einen Eid drauf ſchwoͤren!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0402" n="398"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
geh nicht an, daß ein Edelmann ein Bu&#x0364;rger-<lb/>
ma&#x0364;dchen &#x017F;o liebe, daß ers heyrathen kann.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Kronhelm.</hi> Warum nicht? Das wa&#x0364;r mir<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n! Meynt er das? So will ich ihms gleich<lb/>
anders &#x017F;agen. Was hat der Adel mit der Liebe<lb/>
zu thun? Da wollt ich lieber meinen Federhut in<lb/>
die Donau &#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;en! &#x2014; Nein, <hi rendition="#fr">Siegwart</hi><lb/>
wenn mich deine Schwe&#x017F;ter liebt, &#x017F;o &#x017F;oll &#x017F;ie, bey<lb/>
Gott! mein &#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Siegwart.</hi> Das &#x017F;agt&#x2019; ich auch; aber er hat<lb/>
Be&#x017F;orgnis wegen deines Vaters.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Kronhelm.</hi> Der kann dagegen &#x017F;eyn, das<lb/>
leugn&#x2019; ich nicht. Aber in der Liebe hat man we-<lb/>
der Vater noch Mutter! Da bin ich mein eigner<lb/>
Herr!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Siegwart.</hi> Du bi&#x017F;t ja &#x017F;o heftig, <hi rendition="#fr">Kron-<lb/>
helm!</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Kronhelm.</hi> Jn der Liebe muß mans &#x017F;eyn!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Siegwart.</hi> Du lieb&#x017F;t al&#x017F;o meine Schwe&#x017F;ter<lb/>
wu&#x0364;rklich?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Kronhelm.</hi> Brauchts noch eine Frage? &#x2014;<lb/>
Kann&#x017F;t du &#x017F;agen, daß &#x017F;ie mich wieder liebt?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Siegwart.</hi> Ja, das kann ich, <hi rendition="#fr">Kronhelm!</hi><lb/>
Jch wollt&#x2019; einen Eid drauf &#x017F;chwo&#x0364;ren!</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0402] geh nicht an, daß ein Edelmann ein Buͤrger- maͤdchen ſo liebe, daß ers heyrathen kann. Kronhelm. Warum nicht? Das waͤr mir ſchoͤn! Meynt er das? So will ich ihms gleich anders ſagen. Was hat der Adel mit der Liebe zu thun? Da wollt ich lieber meinen Federhut in die Donau ſchmeiſſen! — Nein, Siegwart wenn mich deine Schweſter liebt, ſo ſoll ſie, bey Gott! mein ſeyn. Siegwart. Das ſagt’ ich auch; aber er hat Beſorgnis wegen deines Vaters. Kronhelm. Der kann dagegen ſeyn, das leugn’ ich nicht. Aber in der Liebe hat man we- der Vater noch Mutter! Da bin ich mein eigner Herr! Siegwart. Du biſt ja ſo heftig, Kron- helm! Kronhelm. Jn der Liebe muß mans ſeyn! Siegwart. Du liebſt alſo meine Schweſter wuͤrklich? Kronhelm. Brauchts noch eine Frage? — Kannſt du ſagen, daß ſie mich wieder liebt? Siegwart. Ja, das kann ich, Kronhelm! Jch wollt’ einen Eid drauf ſchwoͤren!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/402
Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/402>, abgerufen am 21.11.2024.