Therese. (Nun weinte sie) Herr von Kronhelm! .. Thun Sie mir nicht Unrecht! .. wenn Sie wüsten --
Kronhelm. Jch weiß alles, Engel! Leider! Weiß ich alles! Nicht wahr, man will uns tren- nen? -- Liebe Seele! .. Sind Sie mir denn noch etwas gut?
Therese. Ach, Herr von Kronhelm! ..
Kronhelm. O, es ist traurig, Therese! Aber, bey Gott! Kein Mensch auf Erden soll uns trennen! Wenn es auch ein Engel wäre? Keine Seele soll sichs unterstehen!
Therese. Aber, Kronhelm... Wenn es doch geschähe? Menschen sind gar mächtig!
Kronhelm. Jch bins auch! Und Lieb' ist mächtiger, als alles! -- Fassen Sie nur Muth! Jch weiß, daß ein Ungewitter über unserm Haupt hängt. Aber noch ists Zeit, ihm auszuweichen. Wir müssen nur behutsam seyn, und unsre Liebe zu verbergen suchen. Jch will mit Jhrem Va- ter reden.
Therese. Wollen Sie das?
Kronhelm. Sobald er kommt.
Jndem trat Xaver herein. Sie beredeten sich mit einander, was sie thun wollten? Kron-
Thereſe. (Nun weinte ſie) Herr von Kronhelm! .. Thun Sie mir nicht Unrecht! .. wenn Sie wuͤſten —
Kronhelm. Jch weiß alles, Engel! Leider! Weiß ich alles! Nicht wahr, man will uns tren- nen? — Liebe Seele! .. Sind Sie mir denn noch etwas gut?
Thereſe. Ach, Herr von Kronhelm! ..
Kronhelm. O, es iſt traurig, Thereſe! Aber, bey Gott! Kein Menſch auf Erden ſoll uns trennen! Wenn es auch ein Engel waͤre? Keine Seele ſoll ſichs unterſtehen!
Thereſe. Aber, Kronhelm… Wenn es doch geſchaͤhe? Menſchen ſind gar maͤchtig!
Kronhelm. Jch bins auch! Und Lieb’ iſt maͤchtiger, als alles! — Faſſen Sie nur Muth! Jch weiß, daß ein Ungewitter uͤber unſerm Haupt haͤngt. Aber noch iſts Zeit, ihm auszuweichen. Wir muͤſſen nur behutſam ſeyn, und unſre Liebe zu verbergen ſuchen. Jch will mit Jhrem Va- ter reden.
Thereſe. Wollen Sie das?
Kronhelm. Sobald er kommt.
Jndem trat Xaver herein. Sie beredeten ſich mit einander, was ſie thun wollten? Kron-
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Thereſe. (Nun weinte ſie) Herr von
Kronhelm! .. Thun Sie mir nicht Unrecht! ..
wenn Sie wuͤſten —
Kronhelm. Jch weiß alles, Engel! Leider!
Weiß ich alles! Nicht wahr, man will uns tren-
nen? — Liebe Seele! .. Sind Sie mir denn
noch etwas gut?
Thereſe. Ach, Herr von Kronhelm! ..
Kronhelm. O, es iſt traurig, Thereſe!
Aber, bey Gott! Kein Menſch auf Erden ſoll
uns trennen! Wenn es auch ein Engel waͤre?
Keine Seele ſoll ſichs unterſtehen!
Thereſe. Aber, Kronhelm… Wenn es
doch geſchaͤhe? Menſchen ſind gar maͤchtig!
Kronhelm. Jch bins auch! Und Lieb’ iſt
maͤchtiger, als alles! — Faſſen Sie nur Muth!
Jch weiß, daß ein Ungewitter uͤber unſerm Haupt
haͤngt. Aber noch iſts Zeit, ihm auszuweichen.
Wir muͤſſen nur behutſam ſeyn, und unſre Liebe
zu verbergen ſuchen. Jch will mit Jhrem Va-
ter reden.
Thereſe. Wollen Sie das?
Kronhelm. Sobald er kommt.
Jndem trat Xaver herein. Sie beredeten
ſich mit einander, was ſie thun wollten? Kron-
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/408>, abgerufen am 21.11.2024.
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