Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.ich der Vorsehung überlassen. Sie hats immer väterlich mit mir gemeynt, und wirds auch jetzt wohl machen. Jch kann weiter nichts, als zur äussersten Behutsamkeit rathen, und daß ihr euch auf alles Widrige gefast macht, was dem Men- schen, und besonders einem Liebenden begegnen kann. Auch hielt ich es für rathsam, Herr von Unsre Liebenden waren nun wieder ruhiger, Was ist Lieb? Ein Tag des Mayen, Der in goldnem Glanz erwacht; Hell auf froher Schäfer Reihen Vom entwölkten Himmel lacht. Flöten locken zu den Tänzen Der vergnügten Mädchen Schaar; ich der Vorſehung uͤberlaſſen. Sie hats immer vaͤterlich mit mir gemeynt, und wirds auch jetzt wohl machen. Jch kann weiter nichts, als zur aͤuſſerſten Behutſamkeit rathen, und daß ihr euch auf alles Widrige gefaſt macht, was dem Men- ſchen, und beſonders einem Liebenden begegnen kann. Auch hielt ich es fuͤr rathſam, Herr von Unſre Liebenden waren nun wieder ruhiger, Was iſt Lieb? Ein Tag des Mayen, Der in goldnem Glanz erwacht; Hell auf froher Schaͤfer Reihen Vom entwoͤlkten Himmel lacht. Floͤten locken zu den Taͤnzen Der vergnuͤgten Maͤdchen Schaar; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0410" n="406"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ich der Vorſehung uͤberlaſſen. Sie hats immer<lb/> vaͤterlich mit mir gemeynt, und wirds auch jetzt<lb/> wohl machen. Jch kann weiter nichts, als zur<lb/> aͤuſſerſten Behutſamkeit rathen, und daß ihr euch<lb/> auf alles Widrige gefaſt macht, was dem Men-<lb/> ſchen, und beſonders einem Liebenden begegnen<lb/> kann.</p><lb/> <p>Auch hielt ich es fuͤr rathſam, Herr von<lb/><hi rendition="#fr">Kronhelm,</hi> wenn Sie bald mit meinem Sohn<lb/> von hier abreiſten; etwa uͤbermorgen! So gern<lb/> ich Sie auch laͤnger hier haͤtte, ſo kann ich doch<lb/> nichts anders rathen. Jch habe meine Urſachen<lb/> dazu. <hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> ließ ſich auch dieſes gefallen.</p><lb/> <p>Unſre Liebenden waren nun wieder ruhiger,<lb/> obgleich ſehr oft ein Seufzer ſich in ihre Freu-<lb/> den mit einmiſchte. <hi rendition="#fr">Thereſe</hi> gieng ans Klavier,<lb/> und ſang:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was iſt Lieb? Ein Tag des Mayen,</l><lb/> <l>Der in goldnem Glanz erwacht;</l><lb/> <l>Hell auf froher Schaͤfer Reihen</l><lb/> <l>Vom entwoͤlkten Himmel lacht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Floͤten locken zu den Taͤnzen</l><lb/> <l>Der vergnuͤgten Maͤdchen Schaar;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [406/0410]
ich der Vorſehung uͤberlaſſen. Sie hats immer
vaͤterlich mit mir gemeynt, und wirds auch jetzt
wohl machen. Jch kann weiter nichts, als zur
aͤuſſerſten Behutſamkeit rathen, und daß ihr euch
auf alles Widrige gefaſt macht, was dem Men-
ſchen, und beſonders einem Liebenden begegnen
kann.
Auch hielt ich es fuͤr rathſam, Herr von
Kronhelm, wenn Sie bald mit meinem Sohn
von hier abreiſten; etwa uͤbermorgen! So gern
ich Sie auch laͤnger hier haͤtte, ſo kann ich doch
nichts anders rathen. Jch habe meine Urſachen
dazu. Kronhelm ließ ſich auch dieſes gefallen.
Unſre Liebenden waren nun wieder ruhiger,
obgleich ſehr oft ein Seufzer ſich in ihre Freu-
den mit einmiſchte. Thereſe gieng ans Klavier,
und ſang:
Was iſt Lieb? Ein Tag des Mayen,
Der in goldnem Glanz erwacht;
Hell auf froher Schaͤfer Reihen
Vom entwoͤlkten Himmel lacht.
Floͤten locken zu den Taͤnzen
Der vergnuͤgten Maͤdchen Schaar;
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