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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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ob sie nichts von ihm wisse; sie sagte nein, bat
mich aber ruhig zu seyn, er werd wol bald wie-
der kommen, und nur mit den andern Bauren-
kerls im Wirthshaus seyn. Das Ding war mir
aber verdächtig, ich zieh also meine Jacke an,
und geh nach dem Wirtshaus; da war schon kein
Licht mehr. Halt, dacht ich, der wird dem Mä-
del wieder nachgeschlichen seyn; und, indem ich's so
denke, seh ich von weitem bey des Schmieds Haus was
weißes gehen; ich drauf zu; und da wars mein feiner
Sohn mit der Dirn am Arm. Tausend Sapperment,
wie mir da zu Muth wurde! Das Mädel lief davon,
und Sixt kam auf mich zu, als ob nichts geschehen
wäre. Hol dich dieser und jener! sagt ich; heist
das auch dem Vater gehorchen, wie ichs haben
will? Gelt, hast geglaubt, ich schlafe, und da
stiehlst du dich hinterrüks vom Haus weg? du
nichtsnutziger, ungerathner Sohn! Jch hab dirs
so verboten, mit dem Mädel nichts mehr zu thun
zu haben, und du thust mirs doch! Komm nur
heim, da will ich dir was anders sagen! Er wollte
sich noch verantworten, es sey ihm nicht möglich
gewesen, seine Regine zu verlassen; er habs thun
wollen, da sey ihm aber immer sein Eid wieder
eingefallen; er hab Tag und Nacht keine Ruh ge-



ob ſie nichts von ihm wiſſe; ſie ſagte nein, bat
mich aber ruhig zu ſeyn, er werd wol bald wie-
der kommen, und nur mit den andern Bauren-
kerls im Wirthshaus ſeyn. Das Ding war mir
aber verdaͤchtig, ich zieh alſo meine Jacke an,
und geh nach dem Wirtshaus; da war ſchon kein
Licht mehr. Halt, dacht ich, der wird dem Maͤ-
del wieder nachgeſchlichen ſeyn; und, indem ich’s ſo
denke, ſeh ich von weitem bey des Schmieds Haus was
weißes gehen; ich drauf zu; und da wars mein feiner
Sohn mit der Dirn am Arm. Tauſend Sapperment,
wie mir da zu Muth wurde! Das Maͤdel lief davon,
und Sixt kam auf mich zu, als ob nichts geſchehen
waͤre. Hol dich dieſer und jener! ſagt ich; heiſt
das auch dem Vater gehorchen, wie ichs haben
will? Gelt, haſt geglaubt, ich ſchlafe, und da
ſtiehlſt du dich hinterruͤks vom Haus weg? du
nichtsnutziger, ungerathner Sohn! Jch hab dirs
ſo verboten, mit dem Maͤdel nichts mehr zu thun
zu haben, und du thuſt mirs doch! Komm nur
heim, da will ich dir was anders ſagen! Er wollte
ſich noch verantworten, es ſey ihm nicht moͤglich
geweſen, ſeine Regine zu verlaſſen; er habs thun
wollen, da ſey ihm aber immer ſein Eid wieder
eingefallen; er hab Tag und Nacht keine Ruh ge-

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[71/0075] ob ſie nichts von ihm wiſſe; ſie ſagte nein, bat mich aber ruhig zu ſeyn, er werd wol bald wie- der kommen, und nur mit den andern Bauren- kerls im Wirthshaus ſeyn. Das Ding war mir aber verdaͤchtig, ich zieh alſo meine Jacke an, und geh nach dem Wirtshaus; da war ſchon kein Licht mehr. Halt, dacht ich, der wird dem Maͤ- del wieder nachgeſchlichen ſeyn; und, indem ich’s ſo denke, ſeh ich von weitem bey des Schmieds Haus was weißes gehen; ich drauf zu; und da wars mein feiner Sohn mit der Dirn am Arm. Tauſend Sapperment, wie mir da zu Muth wurde! Das Maͤdel lief davon, und Sixt kam auf mich zu, als ob nichts geſchehen waͤre. Hol dich dieſer und jener! ſagt ich; heiſt das auch dem Vater gehorchen, wie ichs haben will? Gelt, haſt geglaubt, ich ſchlafe, und da ſtiehlſt du dich hinterruͤks vom Haus weg? du nichtsnutziger, ungerathner Sohn! Jch hab dirs ſo verboten, mit dem Maͤdel nichts mehr zu thun zu haben, und du thuſt mirs doch! Komm nur heim, da will ich dir was anders ſagen! Er wollte ſich noch verantworten, es ſey ihm nicht moͤglich geweſen, ſeine Regine zu verlaſſen; er habs thun wollen, da ſey ihm aber immer ſein Eid wieder eingefallen; er hab Tag und Nacht keine Ruh ge-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/75>, abgerufen am 21.11.2024.