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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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sollst du mit ihr fahren, und den Abend drauf beym
Ball kannst du ihr dein Herz entdecken. -- Sieg-
wart war über diese Hofnung und das Verspre-
chen seines Freundes ganz ausser sich. Er gieng
nun täglich mehr als zwanzigmal zu seinem Baro-
meter, ob der Merkurius drinn noch nicht falle, und
Schnee verkündige? Er blickte immer nach dem
Himmel, ob noch kein Gewölk sich aufziehe? und
freute sich über jedes aufsteigendes Wölkchen, das
ihm Schnee zu tragen schien.

Endlich umzog sich am Sonnabend der Himmel
ganz, und in der Nacht drauf fiel ein tiefer Schnee.
Als er am Sonntag Morgens aufwachte, und al-
les weiß sah, da wars ihm so wohl, als ob der Früh-
ling angebrochen wäre.

Auf den folgenden Tag ward sogleich eine Schlit-
tenfahrt fest gesetzt. Kronhelm gieng zu Maria-
nen und ihren Eltern, um anzuhalten, ob Siegwart
sie fahren dürfe? Denn dieser war zu furchtsam,
um selbst anzuhalten. Mariane, nebst ihren El-
tern, willigten mit Freuden in den Antrag. Sieg-
wart, dem sein Freund diese Nachricht brachte,
war darüber ganz ausser sich. Doch klopfte ihm
das Herz, je näher die Zeit kam, da er Marianen
abholen sollte. Er wünschte oft den so sehnlich er-



ſollſt du mit ihr fahren, und den Abend drauf beym
Ball kannſt du ihr dein Herz entdecken. — Sieg-
wart war uͤber dieſe Hofnung und das Verſpre-
chen ſeines Freundes ganz auſſer ſich. Er gieng
nun taͤglich mehr als zwanzigmal zu ſeinem Baro-
meter, ob der Merkurius drinn noch nicht falle, und
Schnee verkuͤndige? Er blickte immer nach dem
Himmel, ob noch kein Gewoͤlk ſich aufziehe? und
freute ſich uͤber jedes aufſteigendes Woͤlkchen, das
ihm Schnee zu tragen ſchien.

Endlich umzog ſich am Sonnabend der Himmel
ganz, und in der Nacht drauf fiel ein tiefer Schnee.
Als er am Sonntag Morgens aufwachte, und al-
les weiß ſah, da wars ihm ſo wohl, als ob der Fruͤh-
ling angebrochen waͤre.

Auf den folgenden Tag ward ſogleich eine Schlit-
tenfahrt feſt geſetzt. Kronhelm gieng zu Maria-
nen und ihren Eltern, um anzuhalten, ob Siegwart
ſie fahren duͤrfe? Denn dieſer war zu furchtſam,
um ſelbſt anzuhalten. Mariane, nebſt ihren El-
tern, willigten mit Freuden in den Antrag. Sieg-
wart, dem ſein Freund dieſe Nachricht brachte,
war daruͤber ganz auſſer ſich. Doch klopfte ihm
das Herz, je naͤher die Zeit kam, da er Marianen
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[659/0239] ſollſt du mit ihr fahren, und den Abend drauf beym Ball kannſt du ihr dein Herz entdecken. — Sieg- wart war uͤber dieſe Hofnung und das Verſpre- chen ſeines Freundes ganz auſſer ſich. Er gieng nun taͤglich mehr als zwanzigmal zu ſeinem Baro- meter, ob der Merkurius drinn noch nicht falle, und Schnee verkuͤndige? Er blickte immer nach dem Himmel, ob noch kein Gewoͤlk ſich aufziehe? und freute ſich uͤber jedes aufſteigendes Woͤlkchen, das ihm Schnee zu tragen ſchien. Endlich umzog ſich am Sonnabend der Himmel ganz, und in der Nacht drauf fiel ein tiefer Schnee. Als er am Sonntag Morgens aufwachte, und al- les weiß ſah, da wars ihm ſo wohl, als ob der Fruͤh- ling angebrochen waͤre. Auf den folgenden Tag ward ſogleich eine Schlit- tenfahrt feſt geſetzt. Kronhelm gieng zu Maria- nen und ihren Eltern, um anzuhalten, ob Siegwart ſie fahren duͤrfe? Denn dieſer war zu furchtſam, um ſelbſt anzuhalten. Mariane, nebſt ihren El- tern, willigten mit Freuden in den Antrag. Sieg- wart, dem ſein Freund dieſe Nachricht brachte, war daruͤber ganz auſſer ſich. Doch klopfte ihm das Herz, je naͤher die Zeit kam, da er Marianen abholen ſollte. Er wuͤnſchte oft den ſo ſehnlich er-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/239>, abgerufen am 24.11.2024.