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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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schätzen, wenn ich sage: daß du ihr Ebenbild bist.
-- Wenn ich etwas dazu beytragen kann, sagte
Siegwart, so weist du schon, daß ich für dich ins
Feuer ginge.

Sie erlaubens doch auch? sagte Kronhelm zu
Marianen, die eben zu ihnen kam, daß ich Herr
Siegwart mitnehme? -- Wohin? fragte sie rasch
und ängstlich, und sah ihren Siegwart an. Nach
München, antwortete Kronhelm; nur auf etliche
Tage. Er kann mir einen großen Dienst thun.
Es betrifft mein und Theresens Schicksal. -- Ja,
wenn das ist ... sagte sie, sonst ... Jch will
bey meinem Onkel, dem geheimen Rath, anhalten,
sagte Kronhelm, ob ich Theresen heirathen darf?
und Siegwart soll meine Bitte unterstützen. Er
kann viel ausrichten, das weis ich. -- Nur auf
vier, oder fünf Tage. -- Tausend, tausend Glück!
sagte Mariane, aber kommen Sie bald wieder! Und
Sie, Herr Siegwart, Sie vergessen mich doch nicht? --
Gott im Himmel! könnten Sie das glauben? rief
Siegwart aus. O Sie kennen mich noch nicht! Jch
werd an keine Seele denken, als an Sie. -- Ein
Kuß versiegelte das Versprechen.

Sie war nun auch traurig, daß sie ihren Sieg-
wart so bald -- wärs auch nur auf einige Tage --



ſchaͤtzen, wenn ich ſage: daß du ihr Ebenbild biſt.
— Wenn ich etwas dazu beytragen kann, ſagte
Siegwart, ſo weiſt du ſchon, daß ich fuͤr dich ins
Feuer ginge.

Sie erlaubens doch auch? ſagte Kronhelm zu
Marianen, die eben zu ihnen kam, daß ich Herr
Siegwart mitnehme? — Wohin? fragte ſie raſch
und aͤngſtlich, und ſah ihren Siegwart an. Nach
Muͤnchen, antwortete Kronhelm; nur auf etliche
Tage. Er kann mir einen großen Dienſt thun.
Es betrifft mein und Thereſens Schickſal. — Ja,
wenn das iſt … ſagte ſie, ſonſt … Jch will
bey meinem Onkel, dem geheimen Rath, anhalten,
ſagte Kronhelm, ob ich Thereſen heirathen darf?
und Siegwart ſoll meine Bitte unterſtuͤtzen. Er
kann viel ausrichten, das weis ich. — Nur auf
vier, oder fuͤnf Tage. — Tauſend, tauſend Gluͤck!
ſagte Mariane, aber kommen Sie bald wieder! Und
Sie, Herr Siegwart, Sie vergeſſen mich doch nicht? —
Gott im Himmel! koͤnnten Sie das glauben? rief
Siegwart aus. O Sie kennen mich noch nicht! Jch
werd an keine Seele denken, als an Sie. — Ein
Kuß verſiegelte das Verſprechen.

Sie war nun auch traurig, daß ſie ihren Sieg-
wart ſo bald — waͤrs auch nur auf einige Tage —

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[698/0278] ſchaͤtzen, wenn ich ſage: daß du ihr Ebenbild biſt. — Wenn ich etwas dazu beytragen kann, ſagte Siegwart, ſo weiſt du ſchon, daß ich fuͤr dich ins Feuer ginge. Sie erlaubens doch auch? ſagte Kronhelm zu Marianen, die eben zu ihnen kam, daß ich Herr Siegwart mitnehme? — Wohin? fragte ſie raſch und aͤngſtlich, und ſah ihren Siegwart an. Nach Muͤnchen, antwortete Kronhelm; nur auf etliche Tage. Er kann mir einen großen Dienſt thun. Es betrifft mein und Thereſens Schickſal. — Ja, wenn das iſt … ſagte ſie, ſonſt … Jch will bey meinem Onkel, dem geheimen Rath, anhalten, ſagte Kronhelm, ob ich Thereſen heirathen darf? und Siegwart ſoll meine Bitte unterſtuͤtzen. Er kann viel ausrichten, das weis ich. — Nur auf vier, oder fuͤnf Tage. — Tauſend, tauſend Gluͤck! ſagte Mariane, aber kommen Sie bald wieder! Und Sie, Herr Siegwart, Sie vergeſſen mich doch nicht? — Gott im Himmel! koͤnnten Sie das glauben? rief Siegwart aus. O Sie kennen mich noch nicht! Jch werd an keine Seele denken, als an Sie. — Ein Kuß verſiegelte das Verſprechen. Sie war nun auch traurig, daß ſie ihren Sieg- wart ſo bald — waͤrs auch nur auf einige Tage —

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/278>, abgerufen am 22.11.2024.