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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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getraut. O Bruder, Bruder, meine Freuden sind
zu groß, als daß eine Zunge, oder eine Feder sie
ausdrücken könnte. Jch kann dir nicht den Schat-
ten von dem zeigen, was ich fühle. Genug, für
mich hab ich keinen Wunsch mehr, als das Leben
und die Ruhe meines Kronhelms. Und ich hoffe,
daß ihn Gott mir lange erhalten werde, denn er
ist ein Segen der Welt. Täglich lern ich ihn
mehr kennen, mehr bewundern und lieben. Täg-
lich lern ich von ihm, und werde doch gewiß in
diesem Leben nie auslernen. Seine Zärtlichkeit
gegen mich ist unbeschreiblich. Unsre Seelen sind
aufs engeste vereinigt und haben nur einen Wil-
len. Doch, du kennst ihn ja selbst. Aber von
feinem Lob möcht ich unaufhörlich reden, und du
fassest so etwas am besten.

Bey der Hochzeit waren einige Freunde unsers
theuren Vaters, der unaussprechlich heiter war.
Auch meinen ehrlichen Prediger in Windenheim
hab ich bitten lassen; er konnte aber, leider, wegen
einer kleinen Unpäßlichkeit nicht kommen. Vor fünf
Tagen sind wir, ich und mein Kronhelm, bey ihm
gewesen. Der gute Mann hatte eine unbeschreib-
liche Freude, die hellen Zähren stunden ihm in den
Augen, und er gab uns einen so herzlichen Se-



getraut. O Bruder, Bruder, meine Freuden ſind
zu groß, als daß eine Zunge, oder eine Feder ſie
ausdruͤcken koͤnnte. Jch kann dir nicht den Schat-
ten von dem zeigen, was ich fuͤhle. Genug, fuͤr
mich hab ich keinen Wunſch mehr, als das Leben
und die Ruhe meines Kronhelms. Und ich hoffe,
daß ihn Gott mir lange erhalten werde, denn er
iſt ein Segen der Welt. Taͤglich lern ich ihn
mehr kennen, mehr bewundern und lieben. Taͤg-
lich lern ich von ihm, und werde doch gewiß in
dieſem Leben nie auslernen. Seine Zaͤrtlichkeit
gegen mich iſt unbeſchreiblich. Unſre Seelen ſind
aufs engeſte vereinigt und haben nur einen Wil-
len. Doch, du kennſt ihn ja ſelbſt. Aber von
feinem Lob moͤcht ich unaufhoͤrlich reden, und du
faſſeſt ſo etwas am beſten.

Bey der Hochzeit waren einige Freunde unſers
theuren Vaters, der unausſprechlich heiter war.
Auch meinen ehrlichen Prediger in Windenheim
hab ich bitten laſſen; er konnte aber, leider, wegen
einer kleinen Unpaͤßlichkeit nicht kommen. Vor fuͤnf
Tagen ſind wir, ich und mein Kronhelm, bey ihm
geweſen. Der gute Mann hatte eine unbeſchreib-
liche Freude, die hellen Zaͤhren ſtunden ihm in den
Augen, und er gab uns einen ſo herzlichen Se-

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[811/0391] getraut. O Bruder, Bruder, meine Freuden ſind zu groß, als daß eine Zunge, oder eine Feder ſie ausdruͤcken koͤnnte. Jch kann dir nicht den Schat- ten von dem zeigen, was ich fuͤhle. Genug, fuͤr mich hab ich keinen Wunſch mehr, als das Leben und die Ruhe meines Kronhelms. Und ich hoffe, daß ihn Gott mir lange erhalten werde, denn er iſt ein Segen der Welt. Taͤglich lern ich ihn mehr kennen, mehr bewundern und lieben. Taͤg- lich lern ich von ihm, und werde doch gewiß in dieſem Leben nie auslernen. Seine Zaͤrtlichkeit gegen mich iſt unbeſchreiblich. Unſre Seelen ſind aufs engeſte vereinigt und haben nur einen Wil- len. Doch, du kennſt ihn ja ſelbſt. Aber von feinem Lob moͤcht ich unaufhoͤrlich reden, und du faſſeſt ſo etwas am beſten. Bey der Hochzeit waren einige Freunde unſers theuren Vaters, der unausſprechlich heiter war. Auch meinen ehrlichen Prediger in Windenheim hab ich bitten laſſen; er konnte aber, leider, wegen einer kleinen Unpaͤßlichkeit nicht kommen. Vor fuͤnf Tagen ſind wir, ich und mein Kronhelm, bey ihm geweſen. Der gute Mann hatte eine unbeſchreib- liche Freude, die hellen Zaͤhren ſtunden ihm in den Augen, und er gab uns einen ſo herzlichen Se-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/391>, abgerufen am 22.11.2024.