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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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gen, daß ihn Gott gewiß erhören muß. Der gehei-
me Rath ist mehr als mein zweyter Vater. Jch
kann dir nicht sagen, wie liebreich er mir begegnet!
Er nennt mich immer seine Tochter, und das thut
so wohl. Auch große, nur zu große Geschenke
hat er mir gemacht, an Juwelen, Diamanten,
Perlen u. d. gl. Karl und seine Frau waren auch
bey der Mahlzeit. Wie hat sich doch alles hier so
wunderlich geändert! Sie wünschte mir so viel
Glück, schmeichelte mir so sehr, daß ichs zuletzt fast
überdrüssig wurde. Der geheime Rath will, der
Papa soll mir gar kein Heyrathsgut mitgeben. Er
will, wie er sagt, Vatersstelle bey mir vertreten,
und bat den Papa, ihm diese Freude zu gönnen,
da er keine eigne Kinder habe. Darüber ist Karl
ganz ausser sich vor Freuden.

Deinen Brief, liebster Bruder, haben wir mit
vielen Thränen gelesen. Gott stehe dir bey, und
mache dich mit deiner theuren Mariane glücklich!
Mich deucht, du bist ein wenig zu furchtsam; we-
nigstens mein Kronhelm sagt, du seyest viel zu
ängstlich. Fasse doch Muth! Eine solche Liebe
kann kaum unglücklich werden. Denk an unsre
Liebe; welche Leiden wir ausgestanden haben, und
wie glücklich wir nun sind! Vielleicht ist schon wie-



gen, daß ihn Gott gewiß erhoͤren muß. Der gehei-
me Rath iſt mehr als mein zweyter Vater. Jch
kann dir nicht ſagen, wie liebreich er mir begegnet!
Er nennt mich immer ſeine Tochter, und das thut
ſo wohl. Auch große, nur zu große Geſchenke
hat er mir gemacht, an Juwelen, Diamanten,
Perlen u. d. gl. Karl und ſeine Frau waren auch
bey der Mahlzeit. Wie hat ſich doch alles hier ſo
wunderlich geaͤndert! Sie wuͤnſchte mir ſo viel
Gluͤck, ſchmeichelte mir ſo ſehr, daß ichs zuletzt faſt
uͤberdruͤſſig wurde. Der geheime Rath will, der
Papa ſoll mir gar kein Heyrathsgut mitgeben. Er
will, wie er ſagt, Vatersſtelle bey mir vertreten,
und bat den Papa, ihm dieſe Freude zu goͤnnen,
da er keine eigne Kinder habe. Daruͤber iſt Karl
ganz auſſer ſich vor Freuden.

Deinen Brief, liebſter Bruder, haben wir mit
vielen Thraͤnen geleſen. Gott ſtehe dir bey, und
mache dich mit deiner theuren Mariane gluͤcklich!
Mich deucht, du biſt ein wenig zu furchtſam; we-
nigſtens mein Kronhelm ſagt, du ſeyeſt viel zu
aͤngſtlich. Faſſe doch Muth! Eine ſolche Liebe
kann kaum ungluͤcklich werden. Denk an unſre
Liebe; welche Leiden wir ausgeſtanden haben, und
wie gluͤcklich wir nun ſind! Vielleicht iſt ſchon wie-

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[812/0392] gen, daß ihn Gott gewiß erhoͤren muß. Der gehei- me Rath iſt mehr als mein zweyter Vater. Jch kann dir nicht ſagen, wie liebreich er mir begegnet! Er nennt mich immer ſeine Tochter, und das thut ſo wohl. Auch große, nur zu große Geſchenke hat er mir gemacht, an Juwelen, Diamanten, Perlen u. d. gl. Karl und ſeine Frau waren auch bey der Mahlzeit. Wie hat ſich doch alles hier ſo wunderlich geaͤndert! Sie wuͤnſchte mir ſo viel Gluͤck, ſchmeichelte mir ſo ſehr, daß ichs zuletzt faſt uͤberdruͤſſig wurde. Der geheime Rath will, der Papa ſoll mir gar kein Heyrathsgut mitgeben. Er will, wie er ſagt, Vatersſtelle bey mir vertreten, und bat den Papa, ihm dieſe Freude zu goͤnnen, da er keine eigne Kinder habe. Daruͤber iſt Karl ganz auſſer ſich vor Freuden. Deinen Brief, liebſter Bruder, haben wir mit vielen Thraͤnen geleſen. Gott ſtehe dir bey, und mache dich mit deiner theuren Mariane gluͤcklich! Mich deucht, du biſt ein wenig zu furchtſam; we- nigſtens mein Kronhelm ſagt, du ſeyeſt viel zu aͤngſtlich. Faſſe doch Muth! Eine ſolche Liebe kann kaum ungluͤcklich werden. Denk an unſre Liebe; welche Leiden wir ausgeſtanden haben, und wie gluͤcklich wir nun ſind! Vielleicht iſt ſchon wie-

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/392>, abgerufen am 22.11.2024.