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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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gesprochen haben. Die Gesellschaft gieng nun mit-
einander in den Garten, der sehr reizend angelegt
war. Statt der vielen todten und einförmigen
Heckengänge waren Alleen von Apfel-und-Kirsch-
und Naßbäumen angelegt. Der Garten war in
vier Haupttheile abgetheilt, die mit Küchengewächs
bepflanzt, und mit schmalen Strichen, in denen
Blumen aller Art stunden, je nachdems die
Jahrszeit mit sich brachte, eingefaßt waren. Hin-
ten stund ein schöner Gras- und Baumgarten, der
sich in ein schönes, büschichtes Wäldchen endigte,
wo Amseln, Drosseln, Nachtigallen und Zaunkö-
nige durcheinander sangen. Ueber dem steinernen
und simpeln Gartenhaus, das einen großen Saal
hatte, wölbten sich ein paar wilde Kastanienbäu-
me, die angenehme Kühlung und Dämmerung
herabgossen. Jn dem Saal setzten sie sich, und
assen frische Milch, glücklich wie die Menschen in
dem goldnen Zeitalter. Die Tante erheiterte sie
noch mehr durch ihren gesunden Witz, der oft
in Empfindung übergieng, so daß das Auge, das
eben erst gelacht hatte, hell von Thränen wurde.
Sie sind eine vortrefliche Frau, sagte Siegwart,
daß Sie den Liebenden so günstig sind, da sonst
ältere Personen, vornehmlich von Jhrem Geschlecht,



geſprochen haben. Die Geſellſchaft gieng nun mit-
einander in den Garten, der ſehr reizend angelegt
war. Statt der vielen todten und einfoͤrmigen
Heckengaͤnge waren Alleen von Apfel-und-Kirſch-
und Naßbaͤumen angelegt. Der Garten war in
vier Haupttheile abgetheilt, die mit Kuͤchengewaͤchs
bepflanzt, und mit ſchmalen Strichen, in denen
Blumen aller Art ſtunden, je nachdems die
Jahrszeit mit ſich brachte, eingefaßt waren. Hin-
ten ſtund ein ſchoͤner Gras- und Baumgarten, der
ſich in ein ſchoͤnes, buͤſchichtes Waͤldchen endigte,
wo Amſeln, Droſſeln, Nachtigallen und Zaunkoͤ-
nige durcheinander ſangen. Ueber dem ſteinernen
und ſimpeln Gartenhaus, das einen großen Saal
hatte, woͤlbten ſich ein paar wilde Kaſtanienbaͤu-
me, die angenehme Kuͤhlung und Daͤmmerung
herabgoſſen. Jn dem Saal ſetzten ſie ſich, und
aſſen friſche Milch, gluͤcklich wie die Menſchen in
dem goldnen Zeitalter. Die Tante erheiterte ſie
noch mehr durch ihren geſunden Witz, der oft
in Empfindung uͤbergieng, ſo daß das Auge, das
eben erſt gelacht hatte, hell von Thraͤnen wurde.
Sie ſind eine vortrefliche Frau, ſagte Siegwart,
daß Sie den Liebenden ſo guͤnſtig ſind, da ſonſt
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[835/0415] geſprochen haben. Die Geſellſchaft gieng nun mit- einander in den Garten, der ſehr reizend angelegt war. Statt der vielen todten und einfoͤrmigen Heckengaͤnge waren Alleen von Apfel-und-Kirſch- und Naßbaͤumen angelegt. Der Garten war in vier Haupttheile abgetheilt, die mit Kuͤchengewaͤchs bepflanzt, und mit ſchmalen Strichen, in denen Blumen aller Art ſtunden, je nachdems die Jahrszeit mit ſich brachte, eingefaßt waren. Hin- ten ſtund ein ſchoͤner Gras- und Baumgarten, der ſich in ein ſchoͤnes, buͤſchichtes Waͤldchen endigte, wo Amſeln, Droſſeln, Nachtigallen und Zaunkoͤ- nige durcheinander ſangen. Ueber dem ſteinernen und ſimpeln Gartenhaus, das einen großen Saal hatte, woͤlbten ſich ein paar wilde Kaſtanienbaͤu- me, die angenehme Kuͤhlung und Daͤmmerung herabgoſſen. Jn dem Saal ſetzten ſie ſich, und aſſen friſche Milch, gluͤcklich wie die Menſchen in dem goldnen Zeitalter. Die Tante erheiterte ſie noch mehr durch ihren geſunden Witz, der oft in Empfindung uͤbergieng, ſo daß das Auge, das eben erſt gelacht hatte, hell von Thraͤnen wurde. Sie ſind eine vortrefliche Frau, ſagte Siegwart, daß Sie den Liebenden ſo guͤnſtig ſind, da ſonſt aͤltere Perſonen, vornehmlich von Jhrem Geſchlecht,

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 835. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/415>, abgerufen am 22.11.2024.