jetzt an, du Gott der Unterdrückten, weil ich jetzt noch flehen kann, um Beystand und um Gnade, auch im bängsten Kampf! Wenn meine Seele nicht mehr flehen kann, so hör ihr Stammeln! Wenn sie nicht mehr stammeln kann, so hör das Klopfen meiner Brust! Gib mir Standhaftigkeit, daß ich meinem Siegwart treu bleibe! denn ich hab ihms zugeschworen! Du kennst unsre Liebe; sie ist rein von allem Bösen! Bewahre meinen Mund, daß er meinem Herzen treu bleibe! daß er nichts rede, was mein Herz nicht denkt! Jn deinem Namen will ich vor meinen Vater treten. Mache du sein Herz weich, wenn es hart und unbarmherzig ist; wenn er die Vaterempfindung vergißt, so erinnre du ihn dran! Laß meinen Mund nichts hartes reden wider ihn! Von dir allein erwart ich Hülfe. Laß sie mich von keinem Menschen erwarten! Stärke meine Mutter, daß ihr Leiden nicht zu schwer wer- de! Sie hat nichts verschuldet. Schütt alles Elend über mich allein aus! Gib mir einen Engel zu, der mirs tragen helfe! Laß den Tod nicht ferne von mir seyn, wenn du, nach deinem weisen Rath, sonst keinen Trost auf Erden für mich hast! Amen! Hilf mir Vater, Amen!
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jetzt an, du Gott der Unterdruͤckten, weil ich jetzt noch flehen kann, um Beyſtand und um Gnade, auch im baͤngſten Kampf! Wenn meine Seele nicht mehr flehen kann, ſo hoͤr ihr Stammeln! Wenn ſie nicht mehr ſtammeln kann, ſo hoͤr das Klopfen meiner Bruſt! Gib mir Standhaftigkeit, daß ich meinem Siegwart treu bleibe! denn ich hab ihms zugeſchworen! Du kennſt unſre Liebe; ſie iſt rein von allem Boͤſen! Bewahre meinen Mund, daß er meinem Herzen treu bleibe! daß er nichts rede, was mein Herz nicht denkt! Jn deinem Namen will ich vor meinen Vater treten. Mache du ſein Herz weich, wenn es hart und unbarmherzig iſt; wenn er die Vaterempfindung vergißt, ſo erinnre du ihn dran! Laß meinen Mund nichts hartes reden wider ihn! Von dir allein erwart ich Huͤlfe. Laß ſie mich von keinem Menſchen erwarten! Staͤrke meine Mutter, daß ihr Leiden nicht zu ſchwer wer- de! Sie hat nichts verſchuldet. Schuͤtt alles Elend uͤber mich allein aus! Gib mir einen Engel zu, der mirs tragen helfe! Laß den Tod nicht ferne von mir ſeyn, wenn du, nach deinem weiſen Rath, ſonſt keinen Troſt auf Erden fuͤr mich haſt! Amen! Hilf mir Vater, Amen!
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jetzt an, du Gott der Unterdruͤckten, weil ich jetzt
noch flehen kann, um Beyſtand und um Gnade,
auch im baͤngſten Kampf! Wenn meine Seele nicht
mehr flehen kann, ſo hoͤr ihr Stammeln! Wenn
ſie nicht mehr ſtammeln kann, ſo hoͤr das Klopfen
meiner Bruſt! Gib mir Standhaftigkeit, daß ich
meinem Siegwart treu bleibe! denn ich hab ihms
zugeſchworen! Du kennſt unſre Liebe; ſie iſt rein
von allem Boͤſen! Bewahre meinen Mund, daß
er meinem Herzen treu bleibe! daß er nichts rede,
was mein Herz nicht denkt! Jn deinem Namen
will ich vor meinen Vater treten. Mache du ſein
Herz weich, wenn es hart und unbarmherzig iſt;
wenn er die Vaterempfindung vergißt, ſo erinnre du
ihn dran! Laß meinen Mund nichts hartes reden
wider ihn! Von dir allein erwart ich Huͤlfe. Laß
ſie mich von keinem Menſchen erwarten! Staͤrke
meine Mutter, daß ihr Leiden nicht zu ſchwer wer-
de! Sie hat nichts verſchuldet. Schuͤtt alles Elend
uͤber mich allein aus! Gib mir einen Engel zu,
der mirs tragen helfe! Laß den Tod nicht ferne
von mir ſeyn, wenn du, nach deinem weiſen Rath,
ſonſt keinen Troſt auf Erden fuͤr mich haſt! Amen!
Hilf mir Vater, Amen!
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 905. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/485>, abgerufen am 24.11.2024.
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