Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite



kommen, wenn er seine Mariane nicht mehr finde.
Drauf ritt er mit seinem Kronhelm weiter, und
rühmte ihm die Freundschaft, die der Einsiedler
für ihn gehabt hätte; er erzählte ihm auch soviel von
seiner Geschichte, als er glaubte, daß ihm, nach
seinem gethanen Versprechen der Verschwiegenheit,
erlaubt wäre. Auf dem nächsten Dorf liessen sie
sich in der Schenke in das obre Zimmer führen,
um allein zu seyn. Kronhelm erzählte seinem Schwa-
ger, er hab ihn in Jngolstadt abholen wollen, und
als er nichts von ihm hab erfahren können, sey er
auf Gerathewohl auf den Dörfern herumgeritten,
bis er bey dem Bauren Kaspar nähere Nachricht
von ihm erfahren habe. Diese Nachricht hab ihn
seinetwegen sehr besorgt gemacht, und nun sey er
froh, daß er ihn endlich ausgekundschaftet habe.
Er hoffe nun, daß er mit ihm auf sein Schloß
kommen werde, um sich da, soviel als möglich, wie-
der aufzuheitern, und von seinen schweren Wider-
wärtigkeiten zu erholen. Siegwart sagte: das gehe
schlechterdings nicht an. Er sey auf der Spur, den
Ort zu entdecken, wo seine Mariane hingebracht
worden sey; dieser müss er nachgehen, und könne
nicht eher ruhen, als bis er mit seinem Mädchen
wieder vereinigt sey. Kronhelm stellte ihm vor:



kommen, wenn er ſeine Mariane nicht mehr finde.
Drauf ritt er mit ſeinem Kronhelm weiter, und
ruͤhmte ihm die Freundſchaft, die der Einſiedler
fuͤr ihn gehabt haͤtte; er erzaͤhlte ihm auch ſoviel von
ſeiner Geſchichte, als er glaubte, daß ihm, nach
ſeinem gethanen Verſprechen der Verſchwiegenheit,
erlaubt waͤre. Auf dem naͤchſten Dorf lieſſen ſie
ſich in der Schenke in das obre Zimmer fuͤhren,
um allein zu ſeyn. Kronhelm erzaͤhlte ſeinem Schwa-
ger, er hab ihn in Jngolſtadt abholen wollen, und
als er nichts von ihm hab erfahren koͤnnen, ſey er
auf Gerathewohl auf den Doͤrfern herumgeritten,
bis er bey dem Bauren Kaspar naͤhere Nachricht
von ihm erfahren habe. Dieſe Nachricht hab ihn
ſeinetwegen ſehr beſorgt gemacht, und nun ſey er
froh, daß er ihn endlich ausgekundſchaftet habe.
Er hoffe nun, daß er mit ihm auf ſein Schloß
kommen werde, um ſich da, ſoviel als moͤglich, wie-
der aufzuheitern, und von ſeinen ſchweren Wider-
waͤrtigkeiten zu erholen. Siegwart ſagte: das gehe
ſchlechterdings nicht an. Er ſey auf der Spur, den
Ort zu entdecken, wo ſeine Mariane hingebracht
worden ſey; dieſer muͤſſ er nachgehen, und koͤnne
nicht eher ruhen, als bis er mit ſeinem Maͤdchen
wieder vereinigt ſey. Kronhelm ſtellte ihm vor:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0542" n="962"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
kommen, wenn er &#x017F;eine Mariane nicht mehr finde.<lb/>
Drauf ritt er mit &#x017F;einem Kronhelm weiter, und<lb/>
ru&#x0364;hmte ihm die Freund&#x017F;chaft, die der Ein&#x017F;iedler<lb/>
fu&#x0364;r ihn gehabt ha&#x0364;tte; er erza&#x0364;hlte ihm auch &#x017F;oviel von<lb/>
&#x017F;einer Ge&#x017F;chichte, als er glaubte, daß ihm, nach<lb/>
&#x017F;einem gethanen Ver&#x017F;prechen der Ver&#x017F;chwiegenheit,<lb/>
erlaubt wa&#x0364;re. Auf dem na&#x0364;ch&#x017F;ten Dorf lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich in der Schenke in das obre Zimmer fu&#x0364;hren,<lb/>
um allein zu &#x017F;eyn. Kronhelm erza&#x0364;hlte &#x017F;einem Schwa-<lb/>
ger, er hab ihn in Jngol&#x017F;tadt abholen wollen, und<lb/>
als er nichts von ihm hab erfahren ko&#x0364;nnen, &#x017F;ey er<lb/>
auf Gerathewohl auf den Do&#x0364;rfern herumgeritten,<lb/>
bis er bey dem Bauren Kaspar na&#x0364;here Nachricht<lb/>
von ihm erfahren habe. Die&#x017F;e Nachricht hab ihn<lb/>
&#x017F;einetwegen &#x017F;ehr be&#x017F;orgt gemacht, und nun &#x017F;ey er<lb/>
froh, daß er ihn endlich ausgekund&#x017F;chaftet habe.<lb/>
Er hoffe nun, daß er mit ihm auf &#x017F;ein Schloß<lb/>
kommen werde, um &#x017F;ich da, &#x017F;oviel als mo&#x0364;glich, wie-<lb/>
der aufzuheitern, und von &#x017F;einen &#x017F;chweren Wider-<lb/>
wa&#x0364;rtigkeiten zu erholen. Siegwart &#x017F;agte: das gehe<lb/>
&#x017F;chlechterdings nicht an. Er &#x017F;ey auf der Spur, den<lb/>
Ort zu entdecken, wo &#x017F;eine Mariane hingebracht<lb/>
worden &#x017F;ey; die&#x017F;er mu&#x0364;&#x017F;&#x017F; er nachgehen, und ko&#x0364;nne<lb/>
nicht eher ruhen, als bis er mit &#x017F;einem Ma&#x0364;dchen<lb/>
wieder vereinigt &#x017F;ey. Kronhelm &#x017F;tellte ihm vor:<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[962/0542] kommen, wenn er ſeine Mariane nicht mehr finde. Drauf ritt er mit ſeinem Kronhelm weiter, und ruͤhmte ihm die Freundſchaft, die der Einſiedler fuͤr ihn gehabt haͤtte; er erzaͤhlte ihm auch ſoviel von ſeiner Geſchichte, als er glaubte, daß ihm, nach ſeinem gethanen Verſprechen der Verſchwiegenheit, erlaubt waͤre. Auf dem naͤchſten Dorf lieſſen ſie ſich in der Schenke in das obre Zimmer fuͤhren, um allein zu ſeyn. Kronhelm erzaͤhlte ſeinem Schwa- ger, er hab ihn in Jngolſtadt abholen wollen, und als er nichts von ihm hab erfahren koͤnnen, ſey er auf Gerathewohl auf den Doͤrfern herumgeritten, bis er bey dem Bauren Kaspar naͤhere Nachricht von ihm erfahren habe. Dieſe Nachricht hab ihn ſeinetwegen ſehr beſorgt gemacht, und nun ſey er froh, daß er ihn endlich ausgekundſchaftet habe. Er hoffe nun, daß er mit ihm auf ſein Schloß kommen werde, um ſich da, ſoviel als moͤglich, wie- der aufzuheitern, und von ſeinen ſchweren Wider- waͤrtigkeiten zu erholen. Siegwart ſagte: das gehe ſchlechterdings nicht an. Er ſey auf der Spur, den Ort zu entdecken, wo ſeine Mariane hingebracht worden ſey; dieſer muͤſſ er nachgehen, und koͤnne nicht eher ruhen, als bis er mit ſeinem Maͤdchen wieder vereinigt ſey. Kronhelm ſtellte ihm vor:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/542
Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 962. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/542>, abgerufen am 28.11.2024.