wacht. Jch warf mich Gott in die Arme, um der Grausamkeit der Menschen zu entgehen; aber auch im Kloster sind Menschen, und es geht mir hart. Retten Sie mich, wenn Sie können! Jch weiß, Gott will nicht, daß der Mensch sich quäle; und hier halt' ichs nicht lang aus. Jch bin sehr schwach und entkrästet. Man verspottet mich, und hält mich hart, weil ich geliebt habe; weil ich dich ge- liebt habe, du Vollkommener! Gott kann nicht so grausam seyn, wie Menschen sind; darum darfst du mich aus ihrer Hand erretten.
Thun Sie, was Sie können! Jch kann nichts thun. Jch habe nur Eine Freundinn hier, der ich halb trauen kann, weil sie Mitleid mit mir hat. Es ist die Schwester Brigitta, die die Aufwartung im Kloster versieht. Machen Sie sich mit ihr bekannt; vielleicht kann sie ein Werkzeug meiner Er- lösung werden. Aber um Gotteswillen behutsam! Sonst muß ichs entgelten. Sie darf nichts wissen, als daß wir uns zu sprechen suchen. Leb wohl, Theurester! Vielleicht gibt dich Gott mir wieder. Und das ist mein Gebeth, Tag und Nacht.Sonst kann ich nichts wünschen, als den Tod.
Leb wohl, Geliebtester!
wacht. Jch warf mich Gott in die Arme, um der Grauſamkeit der Menſchen zu entgehen; aber auch im Kloſter ſind Menſchen, und es geht mir hart. Retten Sie mich, wenn Sie koͤnnen! Jch weiß, Gott will nicht, daß der Menſch ſich quaͤle; und hier halt’ ichs nicht lang aus. Jch bin ſehr ſchwach und entkraͤſtet. Man verſpottet mich, und haͤlt mich hart, weil ich geliebt habe; weil ich dich ge- liebt habe, du Vollkommener! Gott kann nicht ſo grauſam ſeyn, wie Menſchen ſind; darum darfſt du mich aus ihrer Hand erretten.
Thun Sie, was Sie koͤnnen! Jch kann nichts thun. Jch habe nur Eine Freundinn hier, der ich halb trauen kann, weil ſie Mitleid mit mir hat. Es iſt die Schweſter Brigitta, die die Aufwartung im Kloſter verſieht. Machen Sie ſich mit ihr bekannt; vielleicht kann ſie ein Werkzeug meiner Er- loͤſung werden. Aber um Gotteswillen behutſam! Sonſt muß ichs entgelten. Sie darf nichts wiſſen, als daß wir uns zu ſprechen ſuchen. Leb wohl, Theureſter! Vielleicht gibt dich Gott mir wieder. Und das iſt mein Gebeth, Tag und Nacht.Sonſt kann ich nichts wuͤnſchen, als den Tod.
Leb wohl, Geliebteſter!
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wacht. Jch warf mich Gott in die Arme, um der
Grauſamkeit der Menſchen zu entgehen; aber auch
im Kloſter ſind Menſchen, und es geht mir hart.
Retten Sie mich, wenn Sie koͤnnen! Jch weiß,
Gott will nicht, daß der Menſch ſich quaͤle; und
hier halt’ ichs nicht lang aus. Jch bin ſehr ſchwach
und entkraͤſtet. Man verſpottet mich, und haͤlt
mich hart, weil ich geliebt habe; weil ich dich ge-
liebt habe, du Vollkommener! Gott kann nicht ſo
grauſam ſeyn, wie Menſchen ſind; darum darfſt
du mich aus ihrer Hand erretten.
Thun Sie, was Sie koͤnnen! Jch kann nichts
thun. Jch habe nur Eine Freundinn hier, der ich
halb trauen kann, weil ſie Mitleid mit mir hat.
Es iſt die Schweſter Brigitta, die die Aufwartung
im Kloſter verſieht. Machen Sie ſich mit ihr
bekannt; vielleicht kann ſie ein Werkzeug meiner Er-
loͤſung werden. Aber um Gotteswillen behutſam!
Sonſt muß ichs entgelten. Sie darf nichts wiſſen,
als daß wir uns zu ſprechen ſuchen. Leb wohl,
Theureſter! Vielleicht gibt dich Gott mir wieder.
Und das iſt mein Gebeth, Tag und Nacht.Sonſt
kann ich nichts wuͤnſchen, als den Tod.
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 995. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/575>, abgerufen am 22.11.2024.
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