des Kaysers, der Kayserin und seiner Kathrine, und schmiß das Glas beym Fenster hinaus. End- lich kam seine Mutter mit grossem Geschrey: Hanns, ists wahr, daß du Soldat worden bist? Du Teufelskind, was hast du jetzt getrieben? Wer hat dir den verfluchten Einfall eingegeben?
Hanns. Du selbst, Mutter! hättest mir nur meine Dirne lassen dürfen! Jch hab dirs immer gesagt. Nun ists zu spät. Vivat der Kayser und die Kayserin! Da trink auch mit!
Mutter. Geh mir weg mit dem Glas! Mir thuts Noth, zu trinken! Du gottloser Bub! Läßt mich nun allein sitzen und scharren. Wer soll nun 's Feld bauen, und mich ernähren hel- fen? Gelt! nun soll ich verderben und Hunger leiden? O, ich elendes, g'schlagnes Weib!
Hanns. 's Jammern hilft nun nichts mehr, Mutter! Jch hab dir's vorher gesagt; Aber wolltest immer nichts hören, wenn ich von Kathrinen anfieng! Da hattest du den Kopf drauf gesetzt, und lachtest mich nur aus, wenn ich vom Soldatenleben sprach! Gelt, nun bin ichs?
Mutter. Nun, so komm nur, Hanns! Sollst sie ja haben, wenns nicht anders seyn kann? Komm nur mit mir heim!
des Kayſers, der Kayſerin und ſeiner Kathrine, und ſchmiß das Glas beym Fenſter hinaus. End- lich kam ſeine Mutter mit groſſem Geſchrey: Hanns, iſts wahr, daß du Soldat worden biſt? Du Teufelskind, was haſt du jetzt getrieben? Wer hat dir den verfluchten Einfall eingegeben?
Hanns. Du ſelbſt, Mutter! haͤtteſt mir nur meine Dirne laſſen duͤrfen! Jch hab dirs immer geſagt. Nun iſts zu ſpaͤt. Vivat der Kayſer und die Kayſerin! Da trink auch mit!
Mutter. Geh mir weg mit dem Glas! Mir thuts Noth, zu trinken! Du gottloſer Bub! Laͤßt mich nun allein ſitzen und ſcharren. Wer ſoll nun ’s Feld bauen, und mich ernaͤhren hel- fen? Gelt! nun ſoll ich verderben und Hunger leiden? O, ich elendes, g’ſchlagnes Weib!
Hanns. ’s Jammern hilft nun nichts mehr, Mutter! Jch hab dir’s vorher geſagt; Aber wollteſt immer nichts hoͤren, wenn ich von Kathrinen anfieng! Da hatteſt du den Kopf drauf geſetzt, und lachteſt mich nur aus, wenn ich vom Soldatenleben ſprach! Gelt, nun bin ichs?
Mutter. Nun, ſo komm nur, Hanns! Sollſt ſie ja haben, wenns nicht anders ſeyn kann? Komm nur mit mir heim!
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des Kayſers, der Kayſerin und ſeiner Kathrine,
und ſchmiß das Glas beym Fenſter hinaus. End-
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Hanns, iſts wahr, daß du Soldat worden biſt?
Du Teufelskind, was haſt du jetzt getrieben?
Wer hat dir den verfluchten Einfall eingegeben?
Hanns. Du ſelbſt, Mutter! haͤtteſt mir
nur meine Dirne laſſen duͤrfen! Jch hab dirs
immer geſagt. Nun iſts zu ſpaͤt. Vivat der
Kayſer und die Kayſerin! Da trink auch mit!
Mutter. Geh mir weg mit dem Glas!
Mir thuts Noth, zu trinken! Du gottloſer Bub!
Laͤßt mich nun allein ſitzen und ſcharren. Wer
ſoll nun ’s Feld bauen, und mich ernaͤhren hel-
fen? Gelt! nun ſoll ich verderben und Hunger
leiden? O, ich elendes, g’ſchlagnes Weib!
Hanns. ’s Jammern hilft nun nichts
mehr, Mutter! Jch hab dir’s vorher geſagt;
Aber wollteſt immer nichts hoͤren, wenn ich von
Kathrinen anfieng! Da hatteſt du den Kopf
drauf geſetzt, und lachteſt mich nur aus, wenn ich
vom Soldatenleben ſprach! Gelt, nun bin ichs?
Mutter. Nun, ſo komm nur, Hanns!
Sollſt ſie ja haben, wenns nicht anders ſeyn
kann? Komm nur mit mir heim!
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/8>, abgerufen am 21.11.2024.
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