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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Dritter Gesang.
Jn den Sündern zerstört, die, da sie es können, die Gnade
Nicht annehmen wollen. Doch soll indeß die Erniedrung
295Zu der Natur des Menschen, dir nicht die eigne verringern,
Oder herabsetzen. Da du, Gott gleich, in der höhesten Wonne
Mit ihm gethront, und gleichen Theil am Genusse der Gottheit
Mit ihm gehabt; -- dies alles verläßt, von dem äußersten Elend
Eine Welt zu erretten; und mehr durch deine Verdienste,
300Als durch deine Geburth der Sohn des Höchsten erkannt wirst,
Und durch deine Güte noch mehr, als durch Hoheit und Größe
Dazu der würdigste bist; da du noch reicher an Liebe,
Als an Herrlichkeit stralest: so soll die freye Erniedrung
Deine Menschheit mit dir zum Throne der Gottheit erheben,
305Wo du verherrlicht, im Fleisch, als Gott und Mensch sollst regieren,
Gottes und Menschensohn; ein allgemeiner, gesalbter
König. Dir geb ich alle Gewalt; regiere fortewig,
Und gebrauche dich deiner Verdienste. Als Oberhaupt, sollen
Unter dir alle Thronen, und Fürstenthümer, und Mächte,
310Stehn. Jm Himmel, auf Erden, und in der tiefesten Hölle
Sollen sich alle Knie vor dir beugen. [Spaltenumbruch] t) Wenn itzo vom Himmel,
Herrlich begleitet, in Wolken du kömmst, und mit den Posaunen
Vor dir her du die Erzengel sendest, den furchtbarn Gerichtstag
Auszurufen: dann werden sich schnell von allen vier Winden
315Die Lebendgen versammeln; die vorgeforderten Todten

Aller
t) Philipp. II. 10. Daß in dem
Namen Jesu sich beugen sollen
alle derer Knie, die im Himmel,
[Spaltenumbruch] und auf Erden, und unter der
Erden sind.
N.
P

Dritter Geſang.
Jn den Suͤndern zerſtoͤrt, die, da ſie es koͤnnen, die Gnade
Nicht annehmen wollen. Doch ſoll indeß die Erniedrung
295Zu der Natur des Menſchen, dir nicht die eigne verringern,
Oder herabſetzen. Da du, Gott gleich, in der hoͤheſten Wonne
Mit ihm gethront, und gleichen Theil am Genuſſe der Gottheit
Mit ihm gehabt; — dies alles verlaͤßt, von dem aͤußerſten Elend
Eine Welt zu erretten; und mehr durch deine Verdienſte,
300Als durch deine Geburth der Sohn des Hoͤchſten erkannt wirſt,
Und durch deine Guͤte noch mehr, als durch Hoheit und Groͤße
Dazu der wuͤrdigſte biſt; da du noch reicher an Liebe,
Als an Herrlichkeit ſtraleſt: ſo ſoll die freye Erniedrung
Deine Menſchheit mit dir zum Throne der Gottheit erheben,
305Wo du verherrlicht, im Fleiſch, als Gott und Menſch ſollſt regieren,
Gottes und Menſchenſohn; ein allgemeiner, geſalbter
Koͤnig. Dir geb ich alle Gewalt; regiere fortewig,
Und gebrauche dich deiner Verdienſte. Als Oberhaupt, ſollen
Unter dir alle Thronen, und Fuͤrſtenthuͤmer, und Maͤchte,
310Stehn. Jm Himmel, auf Erden, und in der tiefeſten Hoͤlle
Sollen ſich alle Knie vor dir beugen. [Spaltenumbruch] t) Wenn itzo vom Himmel,
Herrlich begleitet, in Wolken du koͤmmſt, und mit den Poſaunen
Vor dir her du die Erzengel ſendeſt, den furchtbarn Gerichtstag
Auszurufen: dann werden ſich ſchnell von allen vier Winden
315Die Lebendgen verſammeln; die vorgeforderten Todten

Aller
t) Philipp. II. 10. Daß in dem
Namen Jeſu ſich beugen ſollen
alle derer Knie, die im Himmel,
[Spaltenumbruch] und auf Erden, und unter der
Erden ſind.
N.
P
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[113/0131] Dritter Geſang. Jn den Suͤndern zerſtoͤrt, die, da ſie es koͤnnen, die Gnade Nicht annehmen wollen. Doch ſoll indeß die Erniedrung Zu der Natur des Menſchen, dir nicht die eigne verringern, Oder herabſetzen. Da du, Gott gleich, in der hoͤheſten Wonne Mit ihm gethront, und gleichen Theil am Genuſſe der Gottheit Mit ihm gehabt; — dies alles verlaͤßt, von dem aͤußerſten Elend Eine Welt zu erretten; und mehr durch deine Verdienſte, Als durch deine Geburth der Sohn des Hoͤchſten erkannt wirſt, Und durch deine Guͤte noch mehr, als durch Hoheit und Groͤße Dazu der wuͤrdigſte biſt; da du noch reicher an Liebe, Als an Herrlichkeit ſtraleſt: ſo ſoll die freye Erniedrung Deine Menſchheit mit dir zum Throne der Gottheit erheben, Wo du verherrlicht, im Fleiſch, als Gott und Menſch ſollſt regieren, Gottes und Menſchenſohn; ein allgemeiner, geſalbter Koͤnig. Dir geb ich alle Gewalt; regiere fortewig, Und gebrauche dich deiner Verdienſte. Als Oberhaupt, ſollen Unter dir alle Thronen, und Fuͤrſtenthuͤmer, und Maͤchte, Stehn. Jm Himmel, auf Erden, und in der tiefeſten Hoͤlle Sollen ſich alle Knie vor dir beugen. t) Wenn itzo vom Himmel, Herrlich begleitet, in Wolken du koͤmmſt, und mit den Poſaunen Vor dir her du die Erzengel ſendeſt, den furchtbarn Gerichtstag Auszurufen: dann werden ſich ſchnell von allen vier Winden Die Lebendgen verſammeln; die vorgeforderten Todten Aller t) Philipp. II. 10. Daß in dem Namen Jeſu ſich beugen ſollen alle derer Knie, die im Himmel, und auf Erden, und unter der Erden ſind. N. P

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/131>, abgerufen am 21.11.2024.