Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Ueberpurpert. Sie nahmen, nachdem sie aufs neu sich bekränzet,
Jhre goldenen Harfen, die immergestimmten Harfen,
Welche, schimmernd, von ihren Seiten, gleich stralenden Köchern,
Hiengen. Unter dem süßen Vorspiel bezaubernder Töne
355Huben sie an den heilgen Gesang. Die mächtigen Lieder
Weckten zu hohen Begeistrungen auf; von unsterblichen Stimmen
War hier keine, die schwieg, und nicht in die lieblichen Chöre
Sich harmonisch gemischt, so groß ist die Eintracht im Himmel.

Dich, o Vater, besangen sie erst, dich, der du Allmächtig,
360Unveränderlich bist, Unsterblich, Unendlich, ein Ewger
König; dich, Schöpfer der Wesen, dich, o du Quelle des Lichtes,
Selber unsichtbar im herrlichsten Glanz, in welchem du thronest
Ohne Zugang. Wenn du die Fülle der blendenden Stralen
Einhüllst in Schatten, und wie durch Wolken, die rund um dich fließen,
365Deine Säume wir dunkel vor übermäßigem Glanz sehn;
Blenden sie dennoch die Himmel; die hellesten Seraphim selber
Nähern sich nicht, und bedecken mit beyden Flügeln c) die Augen.
Alsdann sangen sie dich, von aller Schöpfung der Erste d),
Eingebohrne Sohn, du Ebenbild Gottes; in dessen
[Spaltenumbruch]
Hoher
der grüne am höchsten geschätzt, und
hat er einige Aehnlichkeit mit dem
Meergrün. N.
c) Esai. VI. 2. Seraphim stun-
den über ihm, ein jeglicher hatte
[Spaltenumbruch] sechs Flügel; mit zween deckten
sie ihr Antlitz
etc.
d) So heißt er Col. I. 15. Der
Erstgebohrne vor allen Kreatu-
ren,
oder von aller Schöpfung, [fremdsprachliches Material - 13 Zeichen fehlen]
, und Offenb. III. 14. Der
Anfang der Kreatur Gottes.
N.

Das verlohrne Paradies.
Ueberpurpert. Sie nahmen, nachdem ſie aufs neu ſich bekraͤnzet,
Jhre goldenen Harfen, die immergeſtimmten Harfen,
Welche, ſchimmernd, von ihren Seiten, gleich ſtralenden Koͤchern,
Hiengen. Unter dem ſuͤßen Vorſpiel bezaubernder Toͤne
355Huben ſie an den heilgen Geſang. Die maͤchtigen Lieder
Weckten zu hohen Begeiſtrungen auf; von unſterblichen Stimmen
War hier keine, die ſchwieg, und nicht in die lieblichen Choͤre
Sich harmoniſch gemiſcht, ſo groß iſt die Eintracht im Himmel.

Dich, o Vater, beſangen ſie erſt, dich, der du Allmaͤchtig,
360Unveraͤnderlich biſt, Unſterblich, Unendlich, ein Ewger
Koͤnig; dich, Schoͤpfer der Weſen, dich, o du Quelle des Lichtes,
Selber unſichtbar im herrlichſten Glanz, in welchem du throneſt
Ohne Zugang. Wenn du die Fuͤlle der blendenden Stralen
Einhuͤllſt in Schatten, und wie durch Wolken, die rund um dich fließen,
365Deine Saͤume wir dunkel vor uͤbermaͤßigem Glanz ſehn;
Blenden ſie dennoch die Himmel; die helleſten Seraphim ſelber
Naͤhern ſich nicht, und bedecken mit beyden Fluͤgeln c) die Augen.
Alsdann ſangen ſie dich, von aller Schoͤpfung der Erſte d),
Eingebohrne Sohn, du Ebenbild Gottes; in deſſen
[Spaltenumbruch]
Hoher
der gruͤne am hoͤchſten geſchaͤtzt, und
hat er einige Aehnlichkeit mit dem
Meergruͤn. N.
c) Eſai. VI. 2. Seraphim ſtun-
den über ihm, ein jeglicher hatte
[Spaltenumbruch] ſechs Flügel; mit zween deckten
ſie ihr Antlitz
ꝛc.
d) So heißt er Col. I. 15. Der
Erſtgebohrne vor allen Kreatu-
ren,
oder von aller Schöpfung, [fremdsprachliches Material – 13 Zeichen fehlen]
, und Offenb. III. 14. Der
Anfang der Kreatur Gottes.
N.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="11">
            <pb facs="#f0134" n="116"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
            <l>Ueberpurpert. Sie nahmen, nachdem &#x017F;ie aufs neu &#x017F;ich bekra&#x0364;nzet,</l><lb/>
            <l>Jhre goldenen Harfen, die immerge&#x017F;timmten Harfen,</l><lb/>
            <l>Welche, &#x017F;chimmernd, von ihren Seiten, gleich &#x017F;tralenden Ko&#x0364;chern,</l><lb/>
            <l>Hiengen. Unter dem &#x017F;u&#x0364;ßen Vor&#x017F;piel bezaubernder To&#x0364;ne</l><lb/>
            <l><note place="left">355</note>Huben &#x017F;ie an den heilgen Ge&#x017F;ang. Die ma&#x0364;chtigen Lieder</l><lb/>
            <l>Weckten zu hohen Begei&#x017F;trungen auf; von un&#x017F;terblichen Stimmen</l><lb/>
            <l>War hier keine, die &#x017F;chwieg, und nicht in die lieblichen Cho&#x0364;re</l><lb/>
            <l>Sich harmoni&#x017F;ch gemi&#x017F;cht, &#x017F;o groß i&#x017F;t die Eintracht im Himmel.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>Dich, o Vater, be&#x017F;angen &#x017F;ie er&#x017F;t, dich, der du Allma&#x0364;chtig,</l><lb/>
            <l><note place="left">360</note>Unvera&#x0364;nderlich bi&#x017F;t, Un&#x017F;terblich, Unendlich, ein Ewger</l><lb/>
            <l>Ko&#x0364;nig; dich, Scho&#x0364;pfer der We&#x017F;en, dich, o du Quelle des Lichtes,</l><lb/>
            <l>Selber un&#x017F;ichtbar im herrlich&#x017F;ten Glanz, in welchem du throne&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Ohne Zugang. Wenn du die Fu&#x0364;lle der blendenden Stralen</l><lb/>
            <l>Einhu&#x0364;ll&#x017F;t in Schatten, und wie durch Wolken, die rund um dich fließen,</l><lb/>
            <l><note place="left">365</note>Deine Sa&#x0364;ume wir dunkel vor u&#x0364;berma&#x0364;ßigem Glanz &#x017F;ehn;</l><lb/>
            <l>Blenden &#x017F;ie dennoch die Himmel; die helle&#x017F;ten Seraphim &#x017F;elber</l><lb/>
            <l>Na&#x0364;hern &#x017F;ich nicht, und bedecken mit beyden Flu&#x0364;geln <note place="foot" n="c)">E&#x017F;ai. <hi rendition="#aq">VI.</hi> 2. <hi rendition="#fr">Seraphim &#x017F;tun-<lb/>
den über ihm, ein jeglicher hatte<lb/><cb/>
&#x017F;echs Flügel; mit zween deckten<lb/>
&#x017F;ie ihr Antlitz</hi> &#xA75B;c.</note> die Augen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>Alsdann &#x017F;angen &#x017F;ie dich, von aller Scho&#x0364;pfung der Er&#x017F;te <note place="foot" n="d)">So heißt er Col. <hi rendition="#aq">I.</hi> 15. <hi rendition="#fr">Der<lb/>
Er&#x017F;tgebohrne vor allen Kreatu-<lb/>
ren,</hi> oder von <hi rendition="#fr">aller Schöpfung,</hi> <gap reason="fm" unit="chars" quantity="13"/><lb/>
, und Offenb. <hi rendition="#aq">III.</hi> 14. <hi rendition="#fr">Der<lb/>
Anfang der Kreatur Gottes.</hi> N.</note>,</l><lb/>
            <l>Eingebohrne Sohn, du Ebenbild Gottes; in de&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Hoher</fw><lb/>
            <cb/>
            <note xml:id="a23" prev="#a22" place="foot" n="b)">der gru&#x0364;ne am ho&#x0364;ch&#x017F;ten ge&#x017F;cha&#x0364;tzt, und<lb/>
hat er einige Aehnlichkeit mit dem<lb/>
Meergru&#x0364;n. <hi rendition="#fr">N.</hi></note><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0134] Das verlohrne Paradies. Ueberpurpert. Sie nahmen, nachdem ſie aufs neu ſich bekraͤnzet, Jhre goldenen Harfen, die immergeſtimmten Harfen, Welche, ſchimmernd, von ihren Seiten, gleich ſtralenden Koͤchern, Hiengen. Unter dem ſuͤßen Vorſpiel bezaubernder Toͤne Huben ſie an den heilgen Geſang. Die maͤchtigen Lieder Weckten zu hohen Begeiſtrungen auf; von unſterblichen Stimmen War hier keine, die ſchwieg, und nicht in die lieblichen Choͤre Sich harmoniſch gemiſcht, ſo groß iſt die Eintracht im Himmel. Dich, o Vater, beſangen ſie erſt, dich, der du Allmaͤchtig, Unveraͤnderlich biſt, Unſterblich, Unendlich, ein Ewger Koͤnig; dich, Schoͤpfer der Weſen, dich, o du Quelle des Lichtes, Selber unſichtbar im herrlichſten Glanz, in welchem du throneſt Ohne Zugang. Wenn du die Fuͤlle der blendenden Stralen Einhuͤllſt in Schatten, und wie durch Wolken, die rund um dich fließen, Deine Saͤume wir dunkel vor uͤbermaͤßigem Glanz ſehn; Blenden ſie dennoch die Himmel; die helleſten Seraphim ſelber Naͤhern ſich nicht, und bedecken mit beyden Fluͤgeln c) die Augen. Alsdann ſangen ſie dich, von aller Schoͤpfung der Erſte d), Eingebohrne Sohn, du Ebenbild Gottes; in deſſen Hoher b) c) Eſai. VI. 2. Seraphim ſtun- den über ihm, ein jeglicher hatte ſechs Flügel; mit zween deckten ſie ihr Antlitz ꝛc. d) So heißt er Col. I. 15. Der Erſtgebohrne vor allen Kreatu- ren, oder von aller Schöpfung, _____________ , und Offenb. III. 14. Der Anfang der Kreatur Gottes. N. b) der gruͤne am hoͤchſten geſchaͤtzt, und hat er einige Aehnlichkeit mit dem Meergruͤn. N.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/134
Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/134>, abgerufen am 02.05.2024.