Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. 475Diese ganze finstere Kugel fand Satan, und lange Wandert er durch sie hin; bis endlich des tagenden Lichtes Schimmer den matten Füßen hieher zu eilen gebietet. Fernher entdeckt er ein hohes Gebäude. Mit prächtigen Stufen Stieg es hinauf zum Walle des Himmels; zu oberst am Gipfel 480Sah man ein herrliches Werk, gleich hohen Königesthoren, Aber viel prächtiger noch; es glänzte von Demant und Golde, Und von funkelnden Steinen; durch ein Modell nicht auf Erden Nachzuahmen, noch auch durch Schatten und Licht zu entwerfen. Seine Stufen glichen den Stufen, auf welchen einst Jakob 485Stralende Schaaren von Engeln, und Haufen himmlischer Wächter, Auf- und absteigen sah [Spaltenumbruch] i), nachdem er nach Padan-Aran Jn die Gefilde von Lutz vor Esau geflohn, und bey Nachtszeit Unter dem offenen Himmel geträumt, und ausrief, erwachend, Hier ist die Pforte des Himmels! Jedwede der glänzenden Stufen 490Faßt' ein Geheimniß in sich; man sah die Treppe nicht immer, Sondern oft ward sie unsichtbar hinauf zum Himmel gezogen. Unter ihr floß ein schimmernder See von leuchtendem Jaspis Oder von flüßigen Perlen, auf welchen die schifften, die nachher Von der Erde kamen, von schützenden Engeln geführet; 495Oder in einem Wagen, von feurigen Rossen gezogen, Ueber den See hinflohn. Die himmlische Brücke war damals Niedergelassen, um Satan entweder, indem es so leicht war, Auf i) Eine Nachahmung nach 1 Buch
Mos. XXVIII. 12. 13. Und ihm träumete und siehe! eine Leiter stund auf Erden, die rührte mit [Spaltenumbruch] der Spitze an den Himmel, und siehe! die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder, und der Herr stand oben drauf etc. N. Das verlohrne Paradies. 475Dieſe ganze finſtere Kugel fand Satan, und lange Wandert er durch ſie hin; bis endlich des tagenden Lichtes Schimmer den matten Fuͤßen hieher zu eilen gebietet. Fernher entdeckt er ein hohes Gebaͤude. Mit praͤchtigen Stufen Stieg es hinauf zum Walle des Himmels; zu oberſt am Gipfel 480Sah man ein herrliches Werk, gleich hohen Koͤnigesthoren, Aber viel praͤchtiger noch; es glaͤnzte von Demant und Golde, Und von funkelnden Steinen; durch ein Modell nicht auf Erden Nachzuahmen, noch auch durch Schatten und Licht zu entwerfen. Seine Stufen glichen den Stufen, auf welchen einſt Jakob 485Stralende Schaaren von Engeln, und Haufen himmliſcher Waͤchter, Auf- und abſteigen ſah [Spaltenumbruch] i), nachdem er nach Padan-Aran Jn die Gefilde von Lutz vor Eſau geflohn, und bey Nachtszeit Unter dem offenen Himmel getraͤumt, und ausrief, erwachend, Hier iſt die Pforte des Himmels! Jedwede der glaͤnzenden Stufen 490Faßt’ ein Geheimniß in ſich; man ſah die Treppe nicht immer, Sondern oft ward ſie unſichtbar hinauf zum Himmel gezogen. Unter ihr floß ein ſchimmernder See von leuchtendem Jaſpis Oder von fluͤßigen Perlen, auf welchen die ſchifften, die nachher Von der Erde kamen, von ſchuͤtzenden Engeln gefuͤhret; 495Oder in einem Wagen, von feurigen Roſſen gezogen, Ueber den See hinflohn. Die himmliſche Bruͤcke war damals Niedergelaſſen, um Satan entweder, indem es ſo leicht war, Auf i) Eine Nachahmung nach 1 Buch
Moſ. XXVIII. 12. 13. Und ihm träumete und ſiehe! eine Leiter ſtund auf Erden, die rührte mit [Spaltenumbruch] der Spitze an den Himmel, und ſiehe! die Engel Gottes ſtiegen daran auf und nieder, und der Herr ſtand oben drauf ꝛc. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0140" n="122"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <lg n="15"> <l><note place="left">475</note>Dieſe ganze finſtere Kugel fand <hi rendition="#fr">Satan,</hi> und lange</l><lb/> <l>Wandert er durch ſie hin; bis endlich des tagenden Lichtes</l><lb/> <l>Schimmer den matten Fuͤßen hieher zu eilen gebietet.</l><lb/> <l>Fernher entdeckt er ein hohes Gebaͤude. Mit praͤchtigen Stufen</l><lb/> <l>Stieg es hinauf zum Walle des Himmels; zu oberſt am Gipfel</l><lb/> <l><note place="left">480</note>Sah man ein herrliches Werk, gleich hohen Koͤnigesthoren,</l><lb/> <l>Aber viel praͤchtiger noch; es glaͤnzte von Demant und Golde,</l><lb/> <l>Und von funkelnden Steinen; durch ein Modell nicht auf Erden</l><lb/> <l>Nachzuahmen, noch auch durch Schatten und Licht zu entwerfen.</l><lb/> <l>Seine Stufen glichen den Stufen, auf welchen einſt <hi rendition="#fr">Jakob</hi></l><lb/> <l><note place="left">485</note>Stralende Schaaren von Engeln, und Haufen himmliſcher Waͤchter,</l><lb/> <l>Auf- und abſteigen ſah <cb/> <note place="foot" n="i)">Eine Nachahmung nach 1 Buch<lb/> Moſ. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> 12. 13. <hi rendition="#fr">Und ihm<lb/> träumete und ſiehe! eine Leiter<lb/> ſtund auf Erden, die rührte mit<lb/><cb/> der Spitze an den Himmel, und<lb/> ſiehe! die Engel Gottes ſtiegen<lb/> daran auf und nieder, und der<lb/> Herr ſtand oben drauf ꝛc.</hi> N.</note>, nachdem er nach <hi rendition="#fr">Padan-Aran</hi></l><lb/> <l>Jn die Gefilde von <hi rendition="#fr">Lutz</hi> vor <hi rendition="#fr">Eſau</hi> geflohn, und bey Nachtszeit</l><lb/> <l>Unter dem offenen Himmel getraͤumt, und ausrief, erwachend,</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Hier iſt die Pforte des Himmels!</hi> Jedwede der glaͤnzenden Stufen</l><lb/> <l><note place="left">490</note>Faßt’ ein Geheimniß in ſich; man ſah die Treppe nicht immer,</l><lb/> <l>Sondern oft ward ſie unſichtbar hinauf zum Himmel gezogen.</l><lb/> <l>Unter ihr floß ein ſchimmernder See von leuchtendem Jaſpis</l><lb/> <l>Oder von fluͤßigen Perlen, auf welchen die ſchifften, die nachher</l><lb/> <l>Von der Erde kamen, von ſchuͤtzenden Engeln gefuͤhret;</l><lb/> <l><note place="left">495</note>Oder in einem Wagen, von feurigen Roſſen gezogen,</l><lb/> <l>Ueber den See hinflohn. Die himmliſche Bruͤcke war damals</l><lb/> <l>Niedergelaſſen, um <hi rendition="#fr">Satan</hi> entweder, indem es ſo leicht war,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [122/0140]
Das verlohrne Paradies.
Dieſe ganze finſtere Kugel fand Satan, und lange
Wandert er durch ſie hin; bis endlich des tagenden Lichtes
Schimmer den matten Fuͤßen hieher zu eilen gebietet.
Fernher entdeckt er ein hohes Gebaͤude. Mit praͤchtigen Stufen
Stieg es hinauf zum Walle des Himmels; zu oberſt am Gipfel
Sah man ein herrliches Werk, gleich hohen Koͤnigesthoren,
Aber viel praͤchtiger noch; es glaͤnzte von Demant und Golde,
Und von funkelnden Steinen; durch ein Modell nicht auf Erden
Nachzuahmen, noch auch durch Schatten und Licht zu entwerfen.
Seine Stufen glichen den Stufen, auf welchen einſt Jakob
Stralende Schaaren von Engeln, und Haufen himmliſcher Waͤchter,
Auf- und abſteigen ſah
i), nachdem er nach Padan-Aran
Jn die Gefilde von Lutz vor Eſau geflohn, und bey Nachtszeit
Unter dem offenen Himmel getraͤumt, und ausrief, erwachend,
Hier iſt die Pforte des Himmels! Jedwede der glaͤnzenden Stufen
Faßt’ ein Geheimniß in ſich; man ſah die Treppe nicht immer,
Sondern oft ward ſie unſichtbar hinauf zum Himmel gezogen.
Unter ihr floß ein ſchimmernder See von leuchtendem Jaſpis
Oder von fluͤßigen Perlen, auf welchen die ſchifften, die nachher
Von der Erde kamen, von ſchuͤtzenden Engeln gefuͤhret;
Oder in einem Wagen, von feurigen Roſſen gezogen,
Ueber den See hinflohn. Die himmliſche Bruͤcke war damals
Niedergelaſſen, um Satan entweder, indem es ſo leicht war,
Auf
i) Eine Nachahmung nach 1 Buch
Moſ. XXVIII. 12. 13. Und ihm
träumete und ſiehe! eine Leiter
ſtund auf Erden, die rührte mit
der Spitze an den Himmel, und
ſiehe! die Engel Gottes ſtiegen
daran auf und nieder, und der
Herr ſtand oben drauf ꝛc. N.
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