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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Das verlohrne Paradies.
655Schöner Engel, die mächtge Begierde die Werke des Höchsten
Zu erkennen, um dadurch noch mehr den großen Erschaffer
Zu erhöhen; leitet dich nicht zu strafbarer Neugier,
Sondern verdient vielmehr Lob, jemehr dies Ausschweifung scheinet,
Was von deiner himmlischen Wohnung hieher dich geleitet,
660So allein; um alles mit eigenen Augen zu sehen,
Wenn im Himmel so viel bloß mit der Erzehlung vergnügt sind.
Alle seine Werke fürwahr sind wunderbar; alle
Lieblich zu erkennen, und alle vollkommen würdig,
Daß man mit Lust an sie denke. Doch welcher erschaffne Verstand kann
665Jhre Menge, noch auch die unendliche Weisheit, begreifen,
Die sie hervor gebracht, die Ursach aber von ihnen
Tief verborgen. -- Jch sahs, als dieser unförmliche Klumpen,
Als der Grundstoff der Welt, auf seinen Befehl, sich in Haufen
Sammelte. Seine Stimme vernahm die wüste Verwirrung,
670Und bezähmt, stand der Aufruhr, begränzt, das unendliche Leere.
Bis auf sein zweytes Wort die Finsterniß floh, und das Licht schien,
Und aus Unordnung Ordnung entstand [Spaltenumbruch] r). Dann begaben sich plötzlich
Die verwickelten Elemente, die Erde, das Wasser,
Und die Luft, und das Feuer, nach ihren verschiednen Bezirken.
675Und die ätherische Quintessenz des Himmels flog aufwärts
Jn verschiednen geistgen Gestalten; in sphärische Kugeln
Rollten
r) So sagt Plato im Timäus:
[fremdsprachliches Material - 1 Zeile fehlt],
welches Tullius so im Lateinischen aus-
[Spaltenumbruch] druckt: Id ex inordinato in ordinem
adduxit.
Thyer.
Das verlohrne Paradies.
655Schoͤner Engel, die maͤchtge Begierde die Werke des Hoͤchſten
Zu erkennen, um dadurch noch mehr den großen Erſchaffer
Zu erhoͤhen; leitet dich nicht zu ſtrafbarer Neugier,
Sondern verdient vielmehr Lob, jemehr dies Ausſchweifung ſcheinet,
Was von deiner himmliſchen Wohnung hieher dich geleitet,
660So allein; um alles mit eigenen Augen zu ſehen,
Wenn im Himmel ſo viel bloß mit der Erzehlung vergnuͤgt ſind.
Alle ſeine Werke fuͤrwahr ſind wunderbar; alle
Lieblich zu erkennen, und alle vollkommen wuͤrdig,
Daß man mit Luſt an ſie denke. Doch welcher erſchaffne Verſtand kann
665Jhre Menge, noch auch die unendliche Weisheit, begreifen,
Die ſie hervor gebracht, die Urſach aber von ihnen
Tief verborgen. — Jch ſahs, als dieſer unfoͤrmliche Klumpen,
Als der Grundſtoff der Welt, auf ſeinen Befehl, ſich in Haufen
Sammelte. Seine Stimme vernahm die wuͤſte Verwirrung,
670Und bezaͤhmt, ſtand der Aufruhr, begraͤnzt, das unendliche Leere.
Bis auf ſein zweytes Wort die Finſterniß floh, und das Licht ſchien,
Und aus Unordnung Ordnung entſtand [Spaltenumbruch] r). Dann begaben ſich ploͤtzlich
Die verwickelten Elemente, die Erde, das Waſſer,
Und die Luft, und das Feuer, nach ihren verſchiednen Bezirken.
675Und die aͤtheriſche Quinteſſenz des Himmels flog aufwaͤrts
Jn verſchiednen geiſtgen Geſtalten; in ſphaͤriſche Kugeln
Rollten
r) So ſagt Plato im Timaͤus:
[fremdsprachliches Material – 1 Zeile fehlt],
welches Tullius ſo im Lateiniſchen aus-
[Spaltenumbruch] druckt: Id ex inordinato in ordinem
adduxit.
Thyer.
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[130/0148] Das verlohrne Paradies. Schoͤner Engel, die maͤchtge Begierde die Werke des Hoͤchſten Zu erkennen, um dadurch noch mehr den großen Erſchaffer Zu erhoͤhen; leitet dich nicht zu ſtrafbarer Neugier, Sondern verdient vielmehr Lob, jemehr dies Ausſchweifung ſcheinet, Was von deiner himmliſchen Wohnung hieher dich geleitet, So allein; um alles mit eigenen Augen zu ſehen, Wenn im Himmel ſo viel bloß mit der Erzehlung vergnuͤgt ſind. Alle ſeine Werke fuͤrwahr ſind wunderbar; alle Lieblich zu erkennen, und alle vollkommen wuͤrdig, Daß man mit Luſt an ſie denke. Doch welcher erſchaffne Verſtand kann Jhre Menge, noch auch die unendliche Weisheit, begreifen, Die ſie hervor gebracht, die Urſach aber von ihnen Tief verborgen. — Jch ſahs, als dieſer unfoͤrmliche Klumpen, Als der Grundſtoff der Welt, auf ſeinen Befehl, ſich in Haufen Sammelte. Seine Stimme vernahm die wuͤſte Verwirrung, Und bezaͤhmt, ſtand der Aufruhr, begraͤnzt, das unendliche Leere. Bis auf ſein zweytes Wort die Finſterniß floh, und das Licht ſchien, Und aus Unordnung Ordnung entſtand r). Dann begaben ſich ploͤtzlich Die verwickelten Elemente, die Erde, das Waſſer, Und die Luft, und das Feuer, nach ihren verſchiednen Bezirken. Und die aͤtheriſche Quinteſſenz des Himmels flog aufwaͤrts Jn verſchiednen geiſtgen Geſtalten; in ſphaͤriſche Kugeln Rollten r) So ſagt Plato im Timaͤus: _, welches Tullius ſo im Lateiniſchen aus- druckt: Id ex inordinato in ordinem adduxit. Thyer.

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/148>, abgerufen am 21.11.2024.