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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Das verlohrne Paradies.
Was du hier in dem Wasser erblickest, das bist du selber;
470Mit dir kömmt es, und geht es. Doch folge mir nach, und ich will dich
Zu dem Orte bringen, wo deiner Ankunft, und deiner
Sanften Umarmung, kein Schatten erwartet; zu jenem, von dem du
Ganz das Ebenbild bist; ihn sollst du als eigen besitzen,
Unzertrennlich von ihm; sollst Mengen, dir gleich, ihm gebähren,
475Und den Namen der Mutter des Menschengeschlechtes empfangen.
Konnt ich anders als folgen, unsichtbar also geleitet?
Endlich fand ich dich, schön in der That, und schlank; angelehnet
Unter einem Maßholderbaum, doch, so wie mich dünkte,
Nicht so schön, nicht so sanft, nicht so holdselig, so liebreich,
480Als das sanftere Bild in der Fluth. Jch kehrte zurücke,
Aber du folgtest mir, Adam, und ruftest mir: Kehre wieder,
Kehre wieder, holdseelige Eva, wen fliehst du? du fliehest
Den, von dem du gemacht bist, sein Fleisch, sein Gebein! Dir das Daseyn
Zu verschaffen, gab ich zunächst an dem schlagenden Herzen
485Dir mein wesentlichs Leben aus meiner Seite, dich künftig
Jmmer an meiner Seite, zur unzertrennlichen, theursten
Freude zu haben. Ein Theil von meiner eigenen Seele,
Meine andere Hälfte, bist du! komm folge mir, Eva!
So ergriffst du mit deiner Hand die meine holdseelig;
490Jch ergab mich, und sah, wie die Schönheit von männlicher Anmuth,
Und von Weisheit, allein nur schön, so mächtig besiegt ward.

Unsre Stammutter redete so: und lehnte mit Augen
Voll von unstrafbarer ehlichen Liebe, mit sanften Entzücken,
Halb

Das verlohrne Paradies.
Was du hier in dem Waſſer erblickeſt, das biſt du ſelber;
470Mit dir koͤmmt es, und geht es. Doch folge mir nach, und ich will dich
Zu dem Orte bringen, wo deiner Ankunft, und deiner
Sanften Umarmung, kein Schatten erwartet; zu jenem, von dem du
Ganz das Ebenbild biſt; ihn ſollſt du als eigen beſitzen,
Unzertrennlich von ihm; ſollſt Mengen, dir gleich, ihm gebaͤhren,
475Und den Namen der Mutter des Menſchengeſchlechtes empfangen.
Konnt ich anders als folgen, unſichtbar alſo geleitet?
Endlich fand ich dich, ſchoͤn in der That, und ſchlank; angelehnet
Unter einem Maßholderbaum, doch, ſo wie mich duͤnkte,
Nicht ſo ſchoͤn, nicht ſo ſanft, nicht ſo holdſelig, ſo liebreich,
480Als das ſanftere Bild in der Fluth. Jch kehrte zuruͤcke,
Aber du folgteſt mir, Adam, und rufteſt mir: Kehre wieder,
Kehre wieder, holdſeelige Eva, wen fliehſt du? du flieheſt
Den, von dem du gemacht biſt, ſein Fleiſch, ſein Gebein! Dir das Daſeyn
Zu verſchaffen, gab ich zunaͤchſt an dem ſchlagenden Herzen
485Dir mein weſentlichs Leben aus meiner Seite, dich kuͤnftig
Jmmer an meiner Seite, zur unzertrennlichen, theurſten
Freude zu haben. Ein Theil von meiner eigenen Seele,
Meine andere Haͤlfte, biſt du! komm folge mir, Eva!
So ergriffſt du mit deiner Hand die meine holdſeelig;
490Jch ergab mich, und ſah, wie die Schoͤnheit von maͤnnlicher Anmuth,
Und von Weisheit, allein nur ſchoͤn, ſo maͤchtig beſiegt ward.

Unſre Stammutter redete ſo: und lehnte mit Augen
Voll von unſtrafbarer ehlichen Liebe, mit ſanften Entzuͤcken,
Halb
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[156/0176] Das verlohrne Paradies. Was du hier in dem Waſſer erblickeſt, das biſt du ſelber; Mit dir koͤmmt es, und geht es. Doch folge mir nach, und ich will dich Zu dem Orte bringen, wo deiner Ankunft, und deiner Sanften Umarmung, kein Schatten erwartet; zu jenem, von dem du Ganz das Ebenbild biſt; ihn ſollſt du als eigen beſitzen, Unzertrennlich von ihm; ſollſt Mengen, dir gleich, ihm gebaͤhren, Und den Namen der Mutter des Menſchengeſchlechtes empfangen. Konnt ich anders als folgen, unſichtbar alſo geleitet? Endlich fand ich dich, ſchoͤn in der That, und ſchlank; angelehnet Unter einem Maßholderbaum, doch, ſo wie mich duͤnkte, Nicht ſo ſchoͤn, nicht ſo ſanft, nicht ſo holdſelig, ſo liebreich, Als das ſanftere Bild in der Fluth. Jch kehrte zuruͤcke, Aber du folgteſt mir, Adam, und rufteſt mir: Kehre wieder, Kehre wieder, holdſeelige Eva, wen fliehſt du? du flieheſt Den, von dem du gemacht biſt, ſein Fleiſch, ſein Gebein! Dir das Daſeyn Zu verſchaffen, gab ich zunaͤchſt an dem ſchlagenden Herzen Dir mein weſentlichs Leben aus meiner Seite, dich kuͤnftig Jmmer an meiner Seite, zur unzertrennlichen, theurſten Freude zu haben. Ein Theil von meiner eigenen Seele, Meine andere Haͤlfte, biſt du! komm folge mir, Eva! So ergriffſt du mit deiner Hand die meine holdſeelig; Jch ergab mich, und ſah, wie die Schoͤnheit von maͤnnlicher Anmuth, Und von Weisheit, allein nur ſchoͤn, ſo maͤchtig beſiegt ward. Unſre Stammutter redete ſo: und lehnte mit Augen Voll von unſtrafbarer ehlichen Liebe, mit ſanften Entzuͤcken, Halb

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/176>, abgerufen am 21.11.2024.