Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. Undurchsucht. Besonders, wo diese zwey schönen Geschöpfe795Wohnen, und liegend im Schlaf vielleicht kein Ungemach fürchten. Diesen Abend kam einer vom Niedergange der Sonne Welcher erzehlte, daß jemand (wer hätte dieses vermuthet) Von den höllischen Geistern hieher sich gewendet; entronnen Aus den Schranken der Hölle, der ohne Zweifel ein schlimmes 800Unternehmen ausrichten will, wofern ihr so einen Findet, so bemächtigt euch seiner, und bringet ihn hieher. Also sprach er und zog mit seinen glänzenden Schaaren, Welche den Mond verdunkelten, weiter. Sie aber begaben Graden Wegs nach der Laube sich zu, um den, den sie suchten, 805Auszufinden. Sie fanden ihn hier am Ohre der Eva Sitzen in einer Kröte Gestalt. Mit teuflischen Künsten Sucht er ihrer Einbildungskraft Organen zu treffen; Um, so wie's ihm beliebte, Blendwerke, Gesichter, und Träume Jn derselben zu schmieden, und mit einflößendem Gifte 810Jhre Lebensgeister, die von dem reinesten Blute, Wie die zarten Dünste von reinen Flüßen, aufsteigen, Zu beflecken; und endlich darinn empörte Gedanken, Eitle Hoffnungen, eitles Verlangen, und wilde Begierden, Zu erwecken, Gedanken mit hoher Einbildung schwanger, 815Welche Hochmuth gebähren. Mit diesem Vorsatz beschäfftigt, Rührt ihn Jthuriel sanft mit seinem himmlischen Speer an; Denn Gottes, und Zephon ein Geheimniß, oder einer, der ein Geheimniß
sucht. Hume. Das verlohrne Paradies. Undurchſucht. Beſonders, wo dieſe zwey ſchoͤnen Geſchoͤpfe795Wohnen, und liegend im Schlaf vielleicht kein Ungemach fuͤrchten. Dieſen Abend kam einer vom Niedergange der Sonne Welcher erzehlte, daß jemand (wer haͤtte dieſes vermuthet) Von den hoͤlliſchen Geiſtern hieher ſich gewendet; entronnen Aus den Schranken der Hoͤlle, der ohne Zweifel ein ſchlimmes 800Unternehmen ausrichten will, wofern ihr ſo einen Findet, ſo bemaͤchtigt euch ſeiner, und bringet ihn hieher. Alſo ſprach er und zog mit ſeinen glaͤnzenden Schaaren, Welche den Mond verdunkelten, weiter. Sie aber begaben Graden Wegs nach der Laube ſich zu, um den, den ſie ſuchten, 805Auszufinden. Sie fanden ihn hier am Ohre der Eva Sitzen in einer Kroͤte Geſtalt. Mit teufliſchen Kuͤnſten Sucht er ihrer Einbildungskraft Organen zu treffen; Um, ſo wie’s ihm beliebte, Blendwerke, Geſichter, und Traͤume Jn derſelben zu ſchmieden, und mit einfloͤßendem Gifte 810Jhre Lebensgeiſter, die von dem reineſten Blute, Wie die zarten Duͤnſte von reinen Fluͤßen, aufſteigen, Zu beflecken; und endlich darinn empoͤrte Gedanken, Eitle Hoffnungen, eitles Verlangen, und wilde Begierden, Zu erwecken, Gedanken mit hoher Einbildung ſchwanger, 815Welche Hochmuth gebaͤhren. Mit dieſem Vorſatz beſchaͤfftigt, Ruͤhrt ihn Jthuriel ſanft mit ſeinem himmliſchen Speer an; Denn Gottes, und Zephon ein Geheimniß, oder einer, der ein Geheimniß
ſucht. Hume. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="23"> <pb facs="#f0190" n="170"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l>Undurchſucht. Beſonders, wo dieſe zwey ſchoͤnen Geſchoͤpfe</l><lb/> <l><note place="left">795</note>Wohnen, und liegend im Schlaf vielleicht kein Ungemach fuͤrchten.</l><lb/> <l>Dieſen Abend kam einer vom Niedergange der Sonne</l><lb/> <l>Welcher erzehlte, daß jemand (wer haͤtte dieſes vermuthet)</l><lb/> <l>Von den hoͤlliſchen Geiſtern hieher ſich gewendet; entronnen</l><lb/> <l>Aus den Schranken der Hoͤlle, der ohne Zweifel ein ſchlimmes</l><lb/> <l><note place="left">800</note>Unternehmen ausrichten will, wofern ihr ſo einen</l><lb/> <l>Findet, ſo bemaͤchtigt euch ſeiner, und bringet ihn hieher.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Alſo ſprach er und zog mit ſeinen glaͤnzenden Schaaren,</l><lb/> <l>Welche den Mond verdunkelten, weiter. Sie aber begaben</l><lb/> <l>Graden Wegs nach der Laube ſich zu, um den, den ſie ſuchten,</l><lb/> <l><note place="left">805</note>Auszufinden. Sie fanden ihn hier am Ohre der <hi rendition="#fr">Eva</hi></l><lb/> <l>Sitzen in einer Kroͤte Geſtalt. Mit teufliſchen Kuͤnſten</l><lb/> <l>Sucht er ihrer Einbildungskraft Organen zu treffen;</l><lb/> <l>Um, ſo wie’s ihm beliebte, Blendwerke, Geſichter, und Traͤume</l><lb/> <l>Jn derſelben zu ſchmieden, und mit einfloͤßendem Gifte</l><lb/> <l><note place="left">810</note>Jhre Lebensgeiſter, die von dem reineſten Blute,</l><lb/> <l>Wie die zarten Duͤnſte von reinen Fluͤßen, aufſteigen,</l><lb/> <l>Zu beflecken; und endlich darinn empoͤrte Gedanken,</l><lb/> <l>Eitle Hoffnungen, eitles Verlangen, und wilde Begierden,</l><lb/> <l>Zu erwecken, Gedanken mit hoher Einbildung ſchwanger,</l><lb/> <l><note place="left">815</note>Welche Hochmuth gebaͤhren. Mit dieſem Vorſatz beſchaͤfftigt,</l><lb/> <l>Ruͤhrt ihn <hi rendition="#fr">Jthuriel</hi> ſanft mit ſeinem himmliſchen Speer an;</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/> <l> <note xml:id="a27" prev="#a26" place="foot" n="e)"><hi rendition="#fr">Gottes,</hi> und <hi rendition="#fr">Zephon</hi> ein <hi rendition="#fr">Geheimniß,</hi> oder einer, der ein <hi rendition="#fr">Geheimniß<lb/> ſucht. Hume.</hi></note> </l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [170/0190]
Das verlohrne Paradies.
Undurchſucht. Beſonders, wo dieſe zwey ſchoͤnen Geſchoͤpfe
Wohnen, und liegend im Schlaf vielleicht kein Ungemach fuͤrchten.
Dieſen Abend kam einer vom Niedergange der Sonne
Welcher erzehlte, daß jemand (wer haͤtte dieſes vermuthet)
Von den hoͤlliſchen Geiſtern hieher ſich gewendet; entronnen
Aus den Schranken der Hoͤlle, der ohne Zweifel ein ſchlimmes
Unternehmen ausrichten will, wofern ihr ſo einen
Findet, ſo bemaͤchtigt euch ſeiner, und bringet ihn hieher.
Alſo ſprach er und zog mit ſeinen glaͤnzenden Schaaren,
Welche den Mond verdunkelten, weiter. Sie aber begaben
Graden Wegs nach der Laube ſich zu, um den, den ſie ſuchten,
Auszufinden. Sie fanden ihn hier am Ohre der Eva
Sitzen in einer Kroͤte Geſtalt. Mit teufliſchen Kuͤnſten
Sucht er ihrer Einbildungskraft Organen zu treffen;
Um, ſo wie’s ihm beliebte, Blendwerke, Geſichter, und Traͤume
Jn derſelben zu ſchmieden, und mit einfloͤßendem Gifte
Jhre Lebensgeiſter, die von dem reineſten Blute,
Wie die zarten Duͤnſte von reinen Fluͤßen, aufſteigen,
Zu beflecken; und endlich darinn empoͤrte Gedanken,
Eitle Hoffnungen, eitles Verlangen, und wilde Begierden,
Zu erwecken, Gedanken mit hoher Einbildung ſchwanger,
Welche Hochmuth gebaͤhren. Mit dieſem Vorſatz beſchaͤfftigt,
Ruͤhrt ihn Jthuriel ſanft mit ſeinem himmliſchen Speer an;
Denn
e)
e) Gottes, und Zephon ein Geheimniß, oder einer, der ein Geheimniß
ſucht. Hume.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |