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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Fünfter Gesang.
705Unser verjährtes Recht an die Gottheit und Herrschaft des Himmels
Zu behaupten; denn itzt will ein gewaltiger Feind sich
Wider uns auflehnen, welcher sich vornimmt, im weiten Norden
Seinen Thron dem unsern entgegen zu stellen: Auch hiermit
Jst er noch nicht zufrieden, indem er in offener Feldschlacht
710Unsere Macht, und unser Recht zu prüfen gedenket.
Laß uns denn rathschlagen, laß uns in Eil die Kräfte versammeln,
Die uns noch übrig geblieben; und alle Vorsicht gebrauchen,
Uns zu vertheidgen; damit wir nicht etwan, noch eh wirs vermuthet
Unsern heiligen Sitz und unsern Hügel verlieren.

715Jhm erwiedert der Sohn mit ruhigem heitern Gesichte,
Göttlich und unaussprechlich leuchtend: Allmächtiger Vater,
Deiner Feinde spottest du billig, und unbesorget
Lachst du des eiteln Raths, der eiteln Empörung. Jhr Haß wird
Mich nur herrlicher machen, wenn alle Königsmacht mir
720Durch dich mitgetheilt wird, um ihren Hochmuth zu dämpfen;
Wenn der Ausgang sie lehrt, ob deine Rebellen zu schlagen
Jch geschickt sey, oder am schlechtsten im Himmel gefochten.
Also der Sohn. -- Doch Satan mit seinen Mächten war fern schon
Fortgezogen; ein zahlloses Heer, wie die Sterne des Abends,
725Oder die Sterne des Morgens, die Thautropfen, welche die Sonne
Ueber die glänzenden Blätter und frischen Blumen geperlet.
Regionen zogen sie durch, und weite Gebiete,
Mäch-
E e

Fuͤnfter Geſang.
705Unſer verjaͤhrtes Recht an die Gottheit und Herrſchaft des Himmels
Zu behaupten; denn itzt will ein gewaltiger Feind ſich
Wider uns auflehnen, welcher ſich vornimmt, im weiten Norden
Seinen Thron dem unſern entgegen zu ſtellen: Auch hiermit
Jſt er noch nicht zufrieden, indem er in offener Feldſchlacht
710Unſere Macht, und unſer Recht zu pruͤfen gedenket.
Laß uns denn rathſchlagen, laß uns in Eil die Kraͤfte verſammeln,
Die uns noch uͤbrig geblieben; und alle Vorſicht gebrauchen,
Uns zu vertheidgen; damit wir nicht etwan, noch eh wirs vermuthet
Unſern heiligen Sitz und unſern Huͤgel verlieren.

715Jhm erwiedert der Sohn mit ruhigem heitern Geſichte,
Goͤttlich und unausſprechlich leuchtend: Allmaͤchtiger Vater,
Deiner Feinde ſpotteſt du billig, und unbeſorget
Lachſt du des eiteln Raths, der eiteln Empoͤrung. Jhr Haß wird
Mich nur herrlicher machen, wenn alle Koͤnigsmacht mir
720Durch dich mitgetheilt wird, um ihren Hochmuth zu daͤmpfen;
Wenn der Ausgang ſie lehrt, ob deine Rebellen zu ſchlagen
Jch geſchickt ſey, oder am ſchlechtſten im Himmel gefochten.
Alſo der Sohn. — Doch Satan mit ſeinen Maͤchten war fern ſchon
Fortgezogen; ein zahlloſes Heer, wie die Sterne des Abends,
725Oder die Sterne des Morgens, die Thautropfen, welche die Sonne
Ueber die glaͤnzenden Blaͤtter und friſchen Blumen geperlet.
Regionen zogen ſie durch, und weite Gebiete,
Maͤch-
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[217/0239] Fuͤnfter Geſang. Unſer verjaͤhrtes Recht an die Gottheit und Herrſchaft des Himmels Zu behaupten; denn itzt will ein gewaltiger Feind ſich Wider uns auflehnen, welcher ſich vornimmt, im weiten Norden Seinen Thron dem unſern entgegen zu ſtellen: Auch hiermit Jſt er noch nicht zufrieden, indem er in offener Feldſchlacht Unſere Macht, und unſer Recht zu pruͤfen gedenket. Laß uns denn rathſchlagen, laß uns in Eil die Kraͤfte verſammeln, Die uns noch uͤbrig geblieben; und alle Vorſicht gebrauchen, Uns zu vertheidgen; damit wir nicht etwan, noch eh wirs vermuthet Unſern heiligen Sitz und unſern Huͤgel verlieren. Jhm erwiedert der Sohn mit ruhigem heitern Geſichte, Goͤttlich und unausſprechlich leuchtend: Allmaͤchtiger Vater, Deiner Feinde ſpotteſt du billig, und unbeſorget Lachſt du des eiteln Raths, der eiteln Empoͤrung. Jhr Haß wird Mich nur herrlicher machen, wenn alle Koͤnigsmacht mir Durch dich mitgetheilt wird, um ihren Hochmuth zu daͤmpfen; Wenn der Ausgang ſie lehrt, ob deine Rebellen zu ſchlagen Jch geſchickt ſey, oder am ſchlechtſten im Himmel gefochten. Alſo der Sohn. — Doch Satan mit ſeinen Maͤchten war fern ſchon Fortgezogen; ein zahlloſes Heer, wie die Sterne des Abends, Oder die Sterne des Morgens, die Thautropfen, welche die Sonne Ueber die glaͤnzenden Blaͤtter und friſchen Blumen geperlet. Regionen zogen ſie durch, und weite Gebiete, Maͤch- E e

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/239>, abgerufen am 23.11.2024.