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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.

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Sechster Gesang.
225Oder die Glieder des grimmigen Treffens zu öffnen, zu schließen.
Da war kein Gedanke zu fliehn, kein Gedanke zum Weichen,
Keine nicht edele That, die Furcht verrathen. Denn jeder
Stützt sich auf sich selbst, als ob der Ausschlag des Sieges
Einzig auf seinem Arm beruh' -- Erhabene Thaten
230Ewigen Nachruhms wurden gethan, doch unendlich zu sagen,
Denn die Schlacht war von vielerley Art, und verbreitete weit sich
Jtzt auf dem Boden ein Treffen zu Fuß; itzt wurden die Lüfte,
Da sie auf ihren gewaltigen Schwingen empor sich gehoben,
Rundum gepeitscht; und die ganze Luft schien ein kämpfendes Feuer.
235Lange hieng in ebener Wagschaal die Schlacht. Bis daß Satan,
(Welcher an diesem Tag erstaunliche Stärke gezeiget,
Und nicht seines Gleichen gefunden) nachdem er sich lange
Durch das verwirrte Gefecht der Seraphim durchgedrungen,
Endlich sah, wo Michaels Schwerdt mit mächtigen Streichen
240Ganze Geschwader hinlegte; mit beyden Händen erhoben
Flog das gewaltige Schlachtschwerdt empor, und mit weiter Verwüstung
Stürzt es wieder herab. Schnell eilte Satan, sich muthig
Solcher Zerstörung entgegen zu setzen. Er warf ihm sein Schild vor,
Eine felsichte Scheibe von zehnfachem Demant, im Umkreis
245Unermeßlich. Der Erzengel ließ, indem er sich nahte,
Von der Arbeit der Schlacht ab, und war schon voll freudiger Hoffnung,
Hier den verwüstenden innern Krieg des Himmels zu enden,
Und den Erzfeind niederzuwerfen, oder in Ketten
Jhn gefangen zu schleppen. Mit feindlich drohenden Blicken
250Und entflammtem Gesicht begann er zuerst zu ihm also:

Schö-
G g 3

Sechſter Geſang.
225Oder die Glieder des grimmigen Treffens zu oͤffnen, zu ſchließen.
Da war kein Gedanke zu fliehn, kein Gedanke zum Weichen,
Keine nicht edele That, die Furcht verrathen. Denn jeder
Stuͤtzt ſich auf ſich ſelbſt, als ob der Ausſchlag des Sieges
Einzig auf ſeinem Arm beruh’ — Erhabene Thaten
230Ewigen Nachruhms wurden gethan, doch unendlich zu ſagen,
Denn die Schlacht war von vielerley Art, und verbreitete weit ſich
Jtzt auf dem Boden ein Treffen zu Fuß; itzt wurden die Luͤfte,
Da ſie auf ihren gewaltigen Schwingen empor ſich gehoben,
Rundum gepeitſcht; und die ganze Luft ſchien ein kaͤmpfendes Feuer.
235Lange hieng in ebener Wagſchaal die Schlacht. Bis daß Satan,
(Welcher an dieſem Tag erſtaunliche Staͤrke gezeiget,
Und nicht ſeines Gleichen gefunden) nachdem er ſich lange
Durch das verwirrte Gefecht der Seraphim durchgedrungen,
Endlich ſah, wo Michaels Schwerdt mit maͤchtigen Streichen
240Ganze Geſchwader hinlegte; mit beyden Haͤnden erhoben
Flog das gewaltige Schlachtſchwerdt empor, und mit weiter Verwuͤſtung
Stuͤrzt es wieder herab. Schnell eilte Satan, ſich muthig
Solcher Zerſtoͤrung entgegen zu ſetzen. Er warf ihm ſein Schild vor,
Eine felſichte Scheibe von zehnfachem Demant, im Umkreis
245Unermeßlich. Der Erzengel ließ, indem er ſich nahte,
Von der Arbeit der Schlacht ab, und war ſchon voll freudiger Hoffnung,
Hier den verwuͤſtenden innern Krieg des Himmels zu enden,
Und den Erzfeind niederzuwerfen, oder in Ketten
Jhn gefangen zu ſchleppen. Mit feindlich drohenden Blicken
250Und entflammtem Geſicht begann er zuerſt zu ihm alſo:

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G g 3
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[237/0261] Sechſter Geſang. Oder die Glieder des grimmigen Treffens zu oͤffnen, zu ſchließen. Da war kein Gedanke zu fliehn, kein Gedanke zum Weichen, Keine nicht edele That, die Furcht verrathen. Denn jeder Stuͤtzt ſich auf ſich ſelbſt, als ob der Ausſchlag des Sieges Einzig auf ſeinem Arm beruh’ — Erhabene Thaten Ewigen Nachruhms wurden gethan, doch unendlich zu ſagen, Denn die Schlacht war von vielerley Art, und verbreitete weit ſich Jtzt auf dem Boden ein Treffen zu Fuß; itzt wurden die Luͤfte, Da ſie auf ihren gewaltigen Schwingen empor ſich gehoben, Rundum gepeitſcht; und die ganze Luft ſchien ein kaͤmpfendes Feuer. Lange hieng in ebener Wagſchaal die Schlacht. Bis daß Satan, (Welcher an dieſem Tag erſtaunliche Staͤrke gezeiget, Und nicht ſeines Gleichen gefunden) nachdem er ſich lange Durch das verwirrte Gefecht der Seraphim durchgedrungen, Endlich ſah, wo Michaels Schwerdt mit maͤchtigen Streichen Ganze Geſchwader hinlegte; mit beyden Haͤnden erhoben Flog das gewaltige Schlachtſchwerdt empor, und mit weiter Verwuͤſtung Stuͤrzt es wieder herab. Schnell eilte Satan, ſich muthig Solcher Zerſtoͤrung entgegen zu ſetzen. Er warf ihm ſein Schild vor, Eine felſichte Scheibe von zehnfachem Demant, im Umkreis Unermeßlich. Der Erzengel ließ, indem er ſich nahte, Von der Arbeit der Schlacht ab, und war ſchon voll freudiger Hoffnung, Hier den verwuͤſtenden innern Krieg des Himmels zu enden, Und den Erzfeind niederzuwerfen, oder in Ketten Jhn gefangen zu ſchleppen. Mit feindlich drohenden Blicken Und entflammtem Geſicht begann er zuerſt zu ihm alſo: Schoͤ- G g 3

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies01_1760/261>, abgerufen am 24.11.2024.