Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. Schöpfer des Bösen [Spaltenumbruch]
g)! das man vor deinem Aufstand im Himmel Nie sonst gekannt; du siehst es an diesen verhaßten Thaten, Wie es fruchtbar geworden; an Thaten, die jedem verhaßt sind, Aber am schwersten auf dich, und auf die, so dir anhangen, fallen; 255Durch ein gerechtes Maaß! Wie hast du den Frieden des Himmels Diesen seeligen Frieden, Verruchter, zerstört, und das Elend Jn die Natur gebracht, das ungeschaffen vor deinem Schändlichen Aufstand gewesen; wie hast du nicht deine Bosheit Tausenden eingeflößet; die treu und aufrichtig standen, 260Und nun falsch und verderbt sind. Doch denke deshalb nicht, auf immer Hier in der heiligen Ruh uns zu stören. Aus seinen Gränzen Stößt der Himmel dich aus, der Himmel, der Seligkeit Wohnplatz, Kann nicht die Werke des Kriegs und solcher Gewaltthat erdulden. Fort dann von hier! und deine Geburth, das Böse, flieh mit dir 265Zu dem Orte, der Wohnung des Bösen, dem höllischen Abgrund, Du, und dein gottloser Haufe mit dir; dort brüte dir Aufruhr, Eh dies rächende Schwerdt die schwere Verdammniß dir anhebt, Oder eine noch schnellere Rache, vom Ewgen beflügelt, Mit vermehrterer Quaal dich zu dem Abgrund herabstürzt. 270Also der Fürst der Engel. Der Widersacher versetzte: Glaube nicht, daß du mit Stolz und leerer Drohung den schreckest, Den g) Diese Reden lassen den Leser nach
dem Getümmel einer allgemeinen Schlacht Athem holen, sie bereiten sein Gemüth vor, und machen seine Erwartung auf den bevorstehenden Zweykampf zwischen Michael und Sa- [Spaltenumbruch] tan desto größer. Eben so lassen Ho- mer und Virgil ihre Helden vor dem Streit mit einander reden, welches die Handlung feyerlicher macht, und den Leser in desto größerer Aufmerk- samkeit erhält. N. Das verlohrne Paradies. Schoͤpfer des Boͤſen [Spaltenumbruch]
g)! das man vor deinem Aufſtand im Himmel Nie ſonſt gekannt; du ſiehſt es an dieſen verhaßten Thaten, Wie es fruchtbar geworden; an Thaten, die jedem verhaßt ſind, Aber am ſchwerſten auf dich, und auf die, ſo dir anhangen, fallen; 255Durch ein gerechtes Maaß! Wie haſt du den Frieden des Himmels Dieſen ſeeligen Frieden, Verruchter, zerſtoͤrt, und das Elend Jn die Natur gebracht, das ungeſchaffen vor deinem Schaͤndlichen Aufſtand geweſen; wie haſt du nicht deine Bosheit Tauſenden eingefloͤßet; die treu und aufrichtig ſtanden, 260Und nun falſch und verderbt ſind. Doch denke deshalb nicht, auf immer Hier in der heiligen Ruh uns zu ſtoͤren. Aus ſeinen Graͤnzen Stoͤßt der Himmel dich aus, der Himmel, der Seligkeit Wohnplatz, Kann nicht die Werke des Kriegs und ſolcher Gewaltthat erdulden. Fort dann von hier! und deine Geburth, das Boͤſe, flieh mit dir 265Zu dem Orte, der Wohnung des Boͤſen, dem hoͤlliſchen Abgrund, Du, und dein gottloſer Haufe mit dir; dort bruͤte dir Aufruhr, Eh dies raͤchende Schwerdt die ſchwere Verdammniß dir anhebt, Oder eine noch ſchnellere Rache, vom Ewgen befluͤgelt, Mit vermehrterer Quaal dich zu dem Abgrund herabſtuͤrzt. 270Alſo der Fuͤrſt der Engel. Der Widerſacher verſetzte: Glaube nicht, daß du mit Stolz und leerer Drohung den ſchreckeſt, Den g) Dieſe Reden laſſen den Leſer nach
dem Getuͤmmel einer allgemeinen Schlacht Athem holen, ſie bereiten ſein Gemuͤth vor, und machen ſeine Erwartung auf den bevorſtehenden Zweykampf zwiſchen Michael und Sa- [Spaltenumbruch] tan deſto groͤßer. Eben ſo laſſen Ho- mer und Virgil ihre Helden vor dem Streit mit einander reden, welches die Handlung feyerlicher macht, und den Leſer in deſto groͤßerer Aufmerk- ſamkeit erhaͤlt. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0262" n="238"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <lg n="10"> <l>Schoͤpfer des Boͤſen <cb/> <note place="foot" n="g)">Dieſe Reden laſſen den Leſer nach<lb/> dem Getuͤmmel einer allgemeinen<lb/> Schlacht Athem holen, ſie bereiten<lb/> ſein Gemuͤth vor, und machen ſeine<lb/> Erwartung auf den bevorſtehenden<lb/> Zweykampf zwiſchen Michael und Sa-<lb/><cb/> tan deſto groͤßer. Eben ſo laſſen Ho-<lb/> mer und Virgil ihre Helden vor dem<lb/> Streit mit einander reden, welches<lb/> die Handlung feyerlicher macht, und<lb/> den Leſer in deſto groͤßerer Aufmerk-<lb/> ſamkeit erhaͤlt. <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">N.</hi></hi></note>! das man vor deinem Aufſtand im Himmel</l><lb/> <l>Nie ſonſt gekannt; du ſiehſt es an dieſen verhaßten Thaten,</l><lb/> <l>Wie es fruchtbar geworden; an Thaten, die jedem verhaßt ſind,</l><lb/> <l>Aber am ſchwerſten auf dich, und auf die, ſo dir anhangen, fallen;</l><lb/> <l><note place="left">255</note>Durch ein gerechtes Maaß! Wie haſt du den Frieden des Himmels</l><lb/> <l>Dieſen ſeeligen Frieden, Verruchter, zerſtoͤrt, und das Elend</l><lb/> <l>Jn die Natur gebracht, das ungeſchaffen vor deinem</l><lb/> <l>Schaͤndlichen Aufſtand geweſen; wie haſt du nicht deine Bosheit</l><lb/> <l>Tauſenden eingefloͤßet; die treu und aufrichtig ſtanden,</l><lb/> <l><note place="left">260</note>Und nun falſch und verderbt ſind. Doch denke deshalb nicht, auf immer</l><lb/> <l>Hier in der heiligen Ruh uns zu ſtoͤren. Aus ſeinen Graͤnzen</l><lb/> <l>Stoͤßt der Himmel dich aus, der Himmel, der Seligkeit Wohnplatz,</l><lb/> <l>Kann nicht die Werke des Kriegs und ſolcher Gewaltthat erdulden.</l><lb/> <l>Fort dann von hier! und deine Geburth, das Boͤſe, flieh mit dir</l><lb/> <l><note place="left">265</note>Zu dem Orte, der Wohnung des Boͤſen, dem hoͤlliſchen Abgrund,</l><lb/> <l>Du, und dein gottloſer Haufe mit dir; dort bruͤte dir Aufruhr,</l><lb/> <l>Eh dies raͤchende Schwerdt die ſchwere Verdammniß dir anhebt,</l><lb/> <l>Oder eine noch ſchnellere Rache, vom Ewgen befluͤgelt,</l><lb/> <l>Mit vermehrterer Quaal dich zu dem Abgrund herabſtuͤrzt.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l><note place="left">270</note>Alſo der Fuͤrſt der Engel. Der Widerſacher verſetzte:</l><lb/> <l>Glaube nicht, daß du mit Stolz und leerer Drohung den ſchreckeſt,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [238/0262]
Das verlohrne Paradies.
Schoͤpfer des Boͤſen
g)! das man vor deinem Aufſtand im Himmel
Nie ſonſt gekannt; du ſiehſt es an dieſen verhaßten Thaten,
Wie es fruchtbar geworden; an Thaten, die jedem verhaßt ſind,
Aber am ſchwerſten auf dich, und auf die, ſo dir anhangen, fallen;
Durch ein gerechtes Maaß! Wie haſt du den Frieden des Himmels
Dieſen ſeeligen Frieden, Verruchter, zerſtoͤrt, und das Elend
Jn die Natur gebracht, das ungeſchaffen vor deinem
Schaͤndlichen Aufſtand geweſen; wie haſt du nicht deine Bosheit
Tauſenden eingefloͤßet; die treu und aufrichtig ſtanden,
Und nun falſch und verderbt ſind. Doch denke deshalb nicht, auf immer
Hier in der heiligen Ruh uns zu ſtoͤren. Aus ſeinen Graͤnzen
Stoͤßt der Himmel dich aus, der Himmel, der Seligkeit Wohnplatz,
Kann nicht die Werke des Kriegs und ſolcher Gewaltthat erdulden.
Fort dann von hier! und deine Geburth, das Boͤſe, flieh mit dir
Zu dem Orte, der Wohnung des Boͤſen, dem hoͤlliſchen Abgrund,
Du, und dein gottloſer Haufe mit dir; dort bruͤte dir Aufruhr,
Eh dies raͤchende Schwerdt die ſchwere Verdammniß dir anhebt,
Oder eine noch ſchnellere Rache, vom Ewgen befluͤgelt,
Mit vermehrterer Quaal dich zu dem Abgrund herabſtuͤrzt.
Alſo der Fuͤrſt der Engel. Der Widerſacher verſetzte:
Glaube nicht, daß du mit Stolz und leerer Drohung den ſchreckeſt,
Den
g) Dieſe Reden laſſen den Leſer nach
dem Getuͤmmel einer allgemeinen
Schlacht Athem holen, ſie bereiten
ſein Gemuͤth vor, und machen ſeine
Erwartung auf den bevorſtehenden
Zweykampf zwiſchen Michael und Sa-
tan deſto groͤßer. Eben ſo laſſen Ho-
mer und Virgil ihre Helden vor dem
Streit mit einander reden, welches
die Handlung feyerlicher macht, und
den Leſer in deſto groͤßerer Aufmerk-
ſamkeit erhaͤlt. N.
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