Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. 360Noch von tausenden könnt ich erzehlen, und hier auf der ErdeJhre Namen verewgen; doch diese vollkommenen Geister Sind mit dem Ruhm im Himmel zufrieden, und suchen des Menschen Lob nicht. Die andern, an Macht, und Thaten des Kriegs nicht geringer, Aber weniger eifrig auf Nachruhm, doch weil sie im Himmel 365Aus dem Verzeichniß der Heilgen auf ewig ausgelöscht worden, Laß in finstrer Vergessenheit bleiben. Die Stärke, getrennet Von dem Recht und der Wahrheit, verdienet nur Schmach und Verachtung, Ob sie nach Lob gleich ehrsüchtig strebt, und eifrig bemüht ist, Durch unrühmliche Thaten sich Ruhm zu erwerben. Drum werde 370Dieser Name zu ihrer Verdammniß nie wieder erwähnet. Und nun, da die mächtigsten Helden der Feinde gefallen, Fiengen die Schlachthaufen an zu wanken; die wilde Zerrüttung, Mit der scheußlichen Unordnung, drang in die fliehenden Reihen, Und der Boden war rund umher mit zersplitterten Waffen 375Ueberstreut; und zerbrochene Wagen, und die sie geführet, Und wildschäumende feurige Rosse, von Lanzen durchbohret, Lagen übereinander; die übrigen, welche noch stunden, Zogen sich überwunden zurück durch das Kriegesheer Satans, Welches mit Noth noch Widerstand that, auch theils schon ergriffen, 380Damals zuerst ergriffen von Furcht, und von dem Gefühle Wüthender Schmerzen, mit Schande floh. Zu solchem Verderben Stürzte sie Ungehorsam herab. Sie kannten vorher nicht Weder die Furcht, noch die schändliche Flucht, noch Empfindung der Schmerzen: Jn
Das verlohrne Paradies. 360Noch von tauſenden koͤnnt ich erzehlen, und hier auf der ErdeJhre Namen verewgen; doch dieſe vollkommenen Geiſter Sind mit dem Ruhm im Himmel zufrieden, und ſuchen des Menſchen Lob nicht. Die andern, an Macht, und Thaten des Kriegs nicht geringer, Aber weniger eifrig auf Nachruhm, doch weil ſie im Himmel 365Aus dem Verzeichniß der Heilgen auf ewig ausgeloͤſcht worden, Laß in finſtrer Vergeſſenheit bleiben. Die Staͤrke, getrennet Von dem Recht und der Wahrheit, verdienet nur Schmach und Verachtung, Ob ſie nach Lob gleich ehrſuͤchtig ſtrebt, und eifrig bemuͤht iſt, Durch unruͤhmliche Thaten ſich Ruhm zu erwerben. Drum werde 370Dieſer Name zu ihrer Verdammniß nie wieder erwaͤhnet. Und nun, da die maͤchtigſten Helden der Feinde gefallen, Fiengen die Schlachthaufen an zu wanken; die wilde Zerruͤttung, Mit der ſcheußlichen Unordnung, drang in die fliehenden Reihen, Und der Boden war rund umher mit zerſplitterten Waffen 375Ueberſtreut; und zerbrochene Wagen, und die ſie gefuͤhret, Und wildſchaͤumende feurige Roſſe, von Lanzen durchbohret, Lagen uͤbereinander; die uͤbrigen, welche noch ſtunden, Zogen ſich uͤberwunden zuruͤck durch das Kriegesheer Satans, Welches mit Noth noch Widerſtand that, auch theils ſchon ergriffen, 380Damals zuerſt ergriffen von Furcht, und von dem Gefuͤhle Wuͤthender Schmerzen, mit Schande floh. Zu ſolchem Verderben Stuͤrzte ſie Ungehorſam herab. Sie kannten vorher nicht Weder die Furcht, noch die ſchaͤndliche Flucht, noch Empfindung der Schmerzen: Jn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="12"> <pb facs="#f0268" n="244"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l><note place="left">360</note>Noch von tauſenden koͤnnt ich erzehlen, und hier auf der Erde</l><lb/> <l>Jhre Namen verewgen; doch dieſe vollkommenen Geiſter</l><lb/> <l>Sind mit dem Ruhm im Himmel zufrieden, und ſuchen des Menſchen</l><lb/> <l>Lob nicht. Die andern, an Macht, und Thaten des Kriegs nicht geringer,</l><lb/> <l>Aber weniger eifrig auf Nachruhm, doch weil ſie im Himmel</l><lb/> <l><note place="left">365</note>Aus dem Verzeichniß der Heilgen auf ewig ausgeloͤſcht worden,</l><lb/> <l>Laß in finſtrer Vergeſſenheit bleiben. Die Staͤrke, getrennet</l><lb/> <l>Von dem Recht und der Wahrheit, verdienet nur Schmach und Verachtung,</l><lb/> <l>Ob ſie nach Lob gleich ehrſuͤchtig ſtrebt, und eifrig bemuͤht iſt,</l><lb/> <l>Durch unruͤhmliche Thaten ſich Ruhm zu erwerben. Drum werde</l><lb/> <l><note place="left">370</note>Dieſer Name zu ihrer Verdammniß nie wieder erwaͤhnet.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Und nun, da die maͤchtigſten Helden der Feinde gefallen,</l><lb/> <l>Fiengen die Schlachthaufen an zu wanken; die wilde Zerruͤttung,</l><lb/> <l>Mit der ſcheußlichen Unordnung, drang in die fliehenden Reihen,</l><lb/> <l>Und der Boden war rund umher mit zerſplitterten Waffen</l><lb/> <l><note place="left">375</note>Ueberſtreut; und zerbrochene Wagen, und die ſie gefuͤhret,</l><lb/> <l>Und wildſchaͤumende feurige Roſſe, von Lanzen durchbohret,</l><lb/> <l>Lagen uͤbereinander; die uͤbrigen, welche noch ſtunden,</l><lb/> <l>Zogen ſich uͤberwunden zuruͤck durch das Kriegesheer <hi rendition="#fr">Satans,</hi></l><lb/> <l>Welches mit Noth noch Widerſtand that, auch theils ſchon ergriffen,</l><lb/> <l><note place="left">380</note>Damals zuerſt ergriffen von Furcht, und von dem Gefuͤhle</l><lb/> <l>Wuͤthender Schmerzen, mit Schande floh. Zu ſolchem Verderben</l><lb/> <l>Stuͤrzte ſie Ungehorſam herab. Sie kannten vorher nicht</l><lb/> <l>Weder die Furcht, noch die ſchaͤndliche Flucht, noch Empfindung der</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Schmerzen:</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [244/0268]
Das verlohrne Paradies.
Noch von tauſenden koͤnnt ich erzehlen, und hier auf der Erde
Jhre Namen verewgen; doch dieſe vollkommenen Geiſter
Sind mit dem Ruhm im Himmel zufrieden, und ſuchen des Menſchen
Lob nicht. Die andern, an Macht, und Thaten des Kriegs nicht geringer,
Aber weniger eifrig auf Nachruhm, doch weil ſie im Himmel
Aus dem Verzeichniß der Heilgen auf ewig ausgeloͤſcht worden,
Laß in finſtrer Vergeſſenheit bleiben. Die Staͤrke, getrennet
Von dem Recht und der Wahrheit, verdienet nur Schmach und Verachtung,
Ob ſie nach Lob gleich ehrſuͤchtig ſtrebt, und eifrig bemuͤht iſt,
Durch unruͤhmliche Thaten ſich Ruhm zu erwerben. Drum werde
Dieſer Name zu ihrer Verdammniß nie wieder erwaͤhnet.
Und nun, da die maͤchtigſten Helden der Feinde gefallen,
Fiengen die Schlachthaufen an zu wanken; die wilde Zerruͤttung,
Mit der ſcheußlichen Unordnung, drang in die fliehenden Reihen,
Und der Boden war rund umher mit zerſplitterten Waffen
Ueberſtreut; und zerbrochene Wagen, und die ſie gefuͤhret,
Und wildſchaͤumende feurige Roſſe, von Lanzen durchbohret,
Lagen uͤbereinander; die uͤbrigen, welche noch ſtunden,
Zogen ſich uͤberwunden zuruͤck durch das Kriegesheer Satans,
Welches mit Noth noch Widerſtand that, auch theils ſchon ergriffen,
Damals zuerſt ergriffen von Furcht, und von dem Gefuͤhle
Wuͤthender Schmerzen, mit Schande floh. Zu ſolchem Verderben
Stuͤrzte ſie Ungehorſam herab. Sie kannten vorher nicht
Weder die Furcht, noch die ſchaͤndliche Flucht, noch Empfindung der
Schmerzen:
Jn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |