Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. Auf den Norwegischen Bergen gehauen, um etwan ein Mastbaum290Eines Admiralschiffs zu werden, ein Stab nur. So gieng er Schwer gestützet darauf, um über den brennenden Boden Seine mühsamen Schritte zu leiten; (wie ungleich den Schritten Auf dem Lazure des Himmels!) wobey das brennende Clima, Rund um mit Feuer unwölbt, mit heftger Gewalt auf ihn zuschlug. 295Aber doch hielt er es aus, bis er itzo die brennenden Ufer Dieser flammenden See erreicht; er stand hier, und rufte Seinen Kriegsschaaren, Engelsgestalten, die übereinander Sinnlos lagen, so dick, als die Blätter im Herbste [Spaltenumbruch] c) die Bäche Vallombrosens d) bestreun, da wo die hetrurischen Schatten 300Hochgewölbt es umlauben; und gleich dem zerstreuten Rohre, Das die Ufer beströmt, wenn Orion mit wüthenden Winden e) Die Gestade des Schilfmeers gepeitscht, wo die grimmigen Wogen Den Busiris bedeckt, und die Memphischen Wagen und Reuter, Da sie mit treulosem Haß die Einwohner Gosens verfolgten, 305Welche vom sichern Ufer die fließenden Leichname sahen, Und die zertrümmerten Räder der Wagen; -- so dick hingestreuet Lagen c) Virgil. Aen. VI, 309. Quam multa in sylvis autumni frigore primo Lapsa cadunt folia. Wie vom gefallnen Laube beym ersten Froste des Herbstes Dick die Wälder bestreut sind. d) Ein berühmtes Thal in Etru- rien, oder Toskana, so genannt von Vallis und Umbra. Es ist wegen seiner beständigen kühlen Schatten bekannt, die durch die große Menge [Spaltenumbruch] von Bäumen verursacht werden, die es überspreiten. Hume. e) Orion ist ein Gestirn, von dem
man glaubt, das es Stürme bringe. -- assurgens fluctu nimbosus Orion. Virgil. Aen. I, 539. Als von Stürmen begleitet Orion die Fluthen heraufsteigt. Das rothe Meer ist so voller Schilf, das es in der Schrift das Schilfmeer genennt wird. N. Das verlohrne Paradies. Auf den Norwegiſchen Bergen gehauen, um etwan ein Maſtbaum290Eines Admiralſchiffs zu werden, ein Stab nur. So gieng er Schwer geſtuͤtzet darauf, um uͤber den brennenden Boden Seine muͤhſamen Schritte zu leiten; (wie ungleich den Schritten Auf dem Lazure des Himmels!) wobey das brennende Clima, Rund um mit Feuer unwoͤlbt, mit heftger Gewalt auf ihn zuſchlug. 295Aber doch hielt er es aus, bis er itzo die brennenden Ufer Dieſer flammenden See erreicht; er ſtand hier, und rufte Seinen Kriegsſchaaren, Engelsgeſtalten, die uͤbereinander Sinnlos lagen, ſo dick, als die Blaͤtter im Herbſte [Spaltenumbruch] c) die Baͤche Vallombroſens d) beſtreun, da wo die hetruriſchen Schatten 300Hochgewoͤlbt es umlauben; und gleich dem zerſtreuten Rohre, Das die Ufer beſtroͤmt, wenn Orion mit wuͤthenden Winden e) Die Geſtade des Schilfmeers gepeitſcht, wo die grimmigen Wogen Den Buſiris bedeckt, und die Memphiſchen Wagen und Reuter, Da ſie mit treuloſem Haß die Einwohner Goſens verfolgten, 305Welche vom ſichern Ufer die fließenden Leichname ſahen, Und die zertruͤmmerten Raͤder der Wagen; — ſo dick hingeſtreuet Lagen c) Virgil. Aen. VI, 309. Quam multa in ſylvis autumni frigore primo Lapſa cadunt folia. Wie vom gefallnen Laube beym erſten Froſte des Herbſtes Dick die Waͤlder beſtreut ſind. d) Ein beruͤhmtes Thal in Etru- rien, oder Toskana, ſo genannt von Vallis und Umbra. Es iſt wegen ſeiner beſtaͤndigen kuͤhlen Schatten bekannt, die durch die große Menge [Spaltenumbruch] von Baͤumen verurſacht werden, die es uͤberſpreiten. Hume. e) Orion iſt ein Geſtirn, von dem
man glaubt, das es Stuͤrme bringe. — aſſurgens fluctu nimboſus Orion. Virgil. Aen. I, 539. Als von Stuͤrmen begleitet Orion die Fluthen heraufſteigt. Das rothe Meer iſt ſo voller Schilf, das es in der Schrift das Schilfmeer genennt wird. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="12"> <pb facs="#f0032" n="18"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l>Auf den Norwegiſchen Bergen gehauen, um etwan ein Maſtbaum</l><lb/> <l><note place="left">290</note>Eines Admiralſchiffs zu werden, ein Stab nur. So gieng er</l><lb/> <l>Schwer geſtuͤtzet darauf, um uͤber den brennenden Boden</l><lb/> <l>Seine muͤhſamen Schritte zu leiten; (wie ungleich den Schritten</l><lb/> <l>Auf dem Lazure des Himmels!) wobey das brennende Clima,</l><lb/> <l>Rund um mit Feuer unwoͤlbt, mit heftger Gewalt auf ihn zuſchlug.</l><lb/> <l><note place="left">295</note>Aber doch hielt er es aus, bis er itzo die brennenden Ufer</l><lb/> <l>Dieſer flammenden See erreicht; er ſtand hier, und rufte</l><lb/> <l>Seinen Kriegsſchaaren, Engelsgeſtalten, die uͤbereinander</l><lb/> <l>Sinnlos lagen, ſo dick, als die Blaͤtter im Herbſte <cb/> <note place="foot" n="c)"><hi rendition="#aq">Virgil. Aen. VI, 309.<lb/> Quam multa in ſylvis autumni<lb/><hi rendition="#et">frigore primo</hi><lb/> Lapſa cadunt folia.</hi><lb/> Wie vom gefallnen Laube beym<lb/><hi rendition="#et">erſten Froſte des Herbſtes</hi><lb/> Dick die Waͤlder beſtreut ſind.</note> die Baͤche</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Vallombroſens</hi><note place="foot" n="d)">Ein beruͤhmtes Thal in Etru-<lb/> rien, oder Toskana, ſo genannt von<lb/><hi rendition="#aq">Vallis</hi> und <hi rendition="#aq">Umbra.</hi> Es iſt wegen<lb/> ſeiner beſtaͤndigen kuͤhlen Schatten<lb/> bekannt, die durch die große Menge<lb/><cb/> von Baͤumen verurſacht werden, die<lb/> es uͤberſpreiten. <hi rendition="#fr">Hume.</hi></note> beſtreun, da wo die hetruriſchen Schatten</l><lb/> <l><note place="left">300</note>Hochgewoͤlbt es umlauben; und gleich dem zerſtreuten Rohre,</l><lb/> <l>Das die Ufer beſtroͤmt, wenn <hi rendition="#fr">Orion</hi> mit wuͤthenden Winden <note place="foot" n="e)">Orion iſt ein Geſtirn, von dem<lb/> man glaubt, das es Stuͤrme bringe.<lb/> — <hi rendition="#aq">aſſurgens fluctu nimboſus <hi rendition="#i">Orion.</hi></hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Virgil. Aen. I,</hi> 539.</hi><lb/> Als von Stuͤrmen begleitet <hi rendition="#fr">Orion</hi><lb/><hi rendition="#et">die Fluthen heraufſteigt.</hi><lb/> Das rothe Meer iſt ſo voller Schilf,<lb/> das es in der Schrift das Schilfmeer<lb/> genennt wird. <hi rendition="#fr">N.</hi></note></l><lb/> <l>Die Geſtade des Schilfmeers gepeitſcht, wo die grimmigen Wogen</l><lb/> <l>Den <hi rendition="#fr">Buſiris</hi> bedeckt, und die <hi rendition="#fr">Memphiſchen</hi> Wagen und Reuter,</l><lb/> <l>Da ſie mit treuloſem Haß die Einwohner <hi rendition="#fr">Goſens</hi> verfolgten,</l><lb/> <l><note place="left">305</note>Welche vom ſichern Ufer die fließenden Leichname ſahen,</l><lb/> <l>Und die zertruͤmmerten Raͤder der Wagen; — ſo dick hingeſtreuet</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Lagen</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [18/0032]
Das verlohrne Paradies.
Auf den Norwegiſchen Bergen gehauen, um etwan ein Maſtbaum
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Schwer geſtuͤtzet darauf, um uͤber den brennenden Boden
Seine muͤhſamen Schritte zu leiten; (wie ungleich den Schritten
Auf dem Lazure des Himmels!) wobey das brennende Clima,
Rund um mit Feuer unwoͤlbt, mit heftger Gewalt auf ihn zuſchlug.
Aber doch hielt er es aus, bis er itzo die brennenden Ufer
Dieſer flammenden See erreicht; er ſtand hier, und rufte
Seinen Kriegsſchaaren, Engelsgeſtalten, die uͤbereinander
Sinnlos lagen, ſo dick, als die Blaͤtter im Herbſte
c) die Baͤche
Vallombroſens d) beſtreun, da wo die hetruriſchen Schatten
Hochgewoͤlbt es umlauben; und gleich dem zerſtreuten Rohre,
Das die Ufer beſtroͤmt, wenn Orion mit wuͤthenden Winden e)
Die Geſtade des Schilfmeers gepeitſcht, wo die grimmigen Wogen
Den Buſiris bedeckt, und die Memphiſchen Wagen und Reuter,
Da ſie mit treuloſem Haß die Einwohner Goſens verfolgten,
Welche vom ſichern Ufer die fließenden Leichname ſahen,
Und die zertruͤmmerten Raͤder der Wagen; — ſo dick hingeſtreuet
Lagen
c) Virgil. Aen. VI, 309.
Quam multa in ſylvis autumni
frigore primo
Lapſa cadunt folia.
Wie vom gefallnen Laube beym
erſten Froſte des Herbſtes
Dick die Waͤlder beſtreut ſind.
d) Ein beruͤhmtes Thal in Etru-
rien, oder Toskana, ſo genannt von
Vallis und Umbra. Es iſt wegen
ſeiner beſtaͤndigen kuͤhlen Schatten
bekannt, die durch die große Menge
von Baͤumen verurſacht werden, die
es uͤberſpreiten. Hume.
e) Orion iſt ein Geſtirn, von dem
man glaubt, das es Stuͤrme bringe.
— aſſurgens fluctu nimboſus Orion.
Virgil. Aen. I, 539.
Als von Stuͤrmen begleitet Orion
die Fluthen heraufſteigt.
Das rothe Meer iſt ſo voller Schilf,
das es in der Schrift das Schilfmeer
genennt wird. N.
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