Die ich so schön, so glücklich erschuf, und die ich auf ewig So erhalten hätte, wofern die Thorheit des Menschen Diesen verwüstenden Furien nicht den Eingang eröffnet. Diese deuten es mir zu unvergeblicher Thorheit, 660So wie auch der höllische Fürst, und seine Gefährten, Daß ich ihnen so leicht, und mit so weniger Mühe Einen so himmlischen Platz in Besitz zu nehmen verstatte. Spöttisch lachen sie drüber, daß ich aus sträflicher Nachsicht Meinen höhnischen Feinden so viel erlaubet, als ob ich 665Jhnen im Anfall meines Affekts dieß alles gelassen, Und zum Verderben es ihnen aus Uebereilung gegeben. Doch sie wissen es nicht, daß ich hieher sie berufen, Und herzu sie gejagt, als meine Hunde der Hölle, Diesen Geifer und Schlamm, den die befleckende Sünde 670Von dem Menschengeschlecht auf alles, was rein war, ergossen, Aufzulecken, bis daß sie sich ganz mit Leichen und Aesern Vollgefüllt haben, und du mit einem einzigen Wurfe Deines siegenden Arms, Sohn meines Busens, sie endlich Durch die Tiefen des Chaos schleuderst; sie beyde, die Sünde, 675Und den Tod; und das offene Grab, damit sie der Höllen Raubbegierigen Schlund dadurch auf ewig verstopfen Und versiegeln. Dann soll die Erde, dann sollen die Himmel Wieder geheiliget werden, zu einer nie wieder befleckten Reinigkeit. Doch bis dahin geht über sie beyde mein Fluch noch.
Hier
Das verlohrne Paradies.
Die ich ſo ſchoͤn, ſo gluͤcklich erſchuf, und die ich auf ewig So erhalten haͤtte, wofern die Thorheit des Menſchen Dieſen verwuͤſtenden Furien nicht den Eingang eroͤffnet. Dieſe deuten es mir zu unvergeblicher Thorheit, 660So wie auch der hoͤlliſche Fuͤrſt, und ſeine Gefaͤhrten, Daß ich ihnen ſo leicht, und mit ſo weniger Muͤhe Einen ſo himmliſchen Platz in Beſitz zu nehmen verſtatte. Spoͤttiſch lachen ſie druͤber, daß ich aus ſtraͤflicher Nachſicht Meinen hoͤhniſchen Feinden ſo viel erlaubet, als ob ich 665Jhnen im Anfall meines Affekts dieß alles gelaſſen, Und zum Verderben es ihnen aus Uebereilung gegeben. Doch ſie wiſſen es nicht, daß ich hieher ſie berufen, Und herzu ſie gejagt, als meine Hunde der Hoͤlle, Dieſen Geifer und Schlamm, den die befleckende Suͤnde 670Von dem Menſchengeſchlecht auf alles, was rein war, ergoſſen, Aufzulecken, bis daß ſie ſich ganz mit Leichen und Aeſern Vollgefuͤllt haben, und du mit einem einzigen Wurfe Deines ſiegenden Arms, Sohn meines Buſens, ſie endlich Durch die Tiefen des Chaos ſchleuderſt; ſie beyde, die Suͤnde, 675Und den Tod; und das offene Grab, damit ſie der Hoͤllen Raubbegierigen Schlund dadurch auf ewig verſtopfen Und verſiegeln. Dann ſoll die Erde, dann ſollen die Himmel Wieder geheiliget werden, zu einer nie wieder befleckten Reinigkeit. Doch bis dahin geht uͤber ſie beyde mein Fluch noch.
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Das verlohrne Paradies.
Die ich ſo ſchoͤn, ſo gluͤcklich erſchuf, und die ich auf ewig
So erhalten haͤtte, wofern die Thorheit des Menſchen
Dieſen verwuͤſtenden Furien nicht den Eingang eroͤffnet.
Dieſe deuten es mir zu unvergeblicher Thorheit,
So wie auch der hoͤlliſche Fuͤrſt, und ſeine Gefaͤhrten,
Daß ich ihnen ſo leicht, und mit ſo weniger Muͤhe
Einen ſo himmliſchen Platz in Beſitz zu nehmen verſtatte.
Spoͤttiſch lachen ſie druͤber, daß ich aus ſtraͤflicher Nachſicht
Meinen hoͤhniſchen Feinden ſo viel erlaubet, als ob ich
Jhnen im Anfall meines Affekts dieß alles gelaſſen,
Und zum Verderben es ihnen aus Uebereilung gegeben.
Doch ſie wiſſen es nicht, daß ich hieher ſie berufen,
Und herzu ſie gejagt, als meine Hunde der Hoͤlle,
Dieſen Geifer und Schlamm, den die befleckende Suͤnde
Von dem Menſchengeſchlecht auf alles, was rein war, ergoſſen,
Aufzulecken, bis daß ſie ſich ganz mit Leichen und Aeſern
Vollgefuͤllt haben, und du mit einem einzigen Wurfe
Deines ſiegenden Arms, Sohn meines Buſens, ſie endlich
Durch die Tiefen des Chaos ſchleuderſt; ſie beyde, die Suͤnde,
Und den Tod; und das offene Grab, damit ſie der Hoͤllen
Raubbegierigen Schlund dadurch auf ewig verſtopfen
Und verſiegeln. Dann ſoll die Erde, dann ſollen die Himmel
Wieder geheiliget werden, zu einer nie wieder befleckten
Reinigkeit. Doch bis dahin geht uͤber ſie beyde mein Fluch noch.
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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/172>, abgerufen am 18.07.2024.
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