Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Laß
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="39"> <l> <pb facs="#f0188" n="166"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Mir geſagt, nicht verbergen; ſie zeigen vielleicht uns ein Mittel,</l><lb/> <l>Einige Linderung, oder wohl gar das Ende zu finden</l><lb/> <l>Dieſer unſerer aͤußerſten Noth. So traurig es ſeyn mag,<lb/><note place="left">1045</note>Jſt es ertraͤglicher doch, als dieſer entſetzliche Jammer.</l><lb/> <l>Druͤckt uns die Sorge zu ſehr fuͤr unſer kuͤnftig Geſchlechte,</l><lb/> <l>Welches gebohren, beſtimmt zum allergewiſſeſten Ungluͤck,</l><lb/> <l>Endlich vom Tode verſchlungen wird; und iſt es ſo elend,</l><lb/> <l>Sich als den einzigen Grund von anderer Elend zu ſehen,<lb/><note place="left">1050</note>Welche man ſelber erzeugt; iſt uns der Vorwurf ſo ſchrecklich,</l><lb/> <l>Einen bedaurenswuͤrdigen Stamm aus unſeren Lenden</l><lb/> <l>Auf die Erde zu ſetzen, die nun ihr Schoͤpfer verflucht hat,</l><lb/> <l>Ein Geſchlecht, das zuletzt, nach einem Leben voll Jammer,</l><lb/> <l>Einem ſo ſcheuslichen Ungeheuer zum Raube beſtimmt iſt: —<lb/><note place="left">1055</note><hi rendition="#fr">Adam,</hi> ſo ſteht es bey dir, dem Daſeyn dieſes Geſchlechtes,</l><lb/> <l>Welches ſo vieles Ungluͤck erwartet, zuvorzukommen.</l><lb/> <l>Ohne Kinder biſt du, bleib ohne Kinder! So ſieht ſich</l><lb/> <l>So auf einmal der Tod um ſeine Beute betrogen,</l><lb/> <l>Und ſein Schlund muß allein ſich mit uns beyden begnuͤgen.<lb/><note place="left">1060</note>Haͤltſt du es aber fuͤr ſchwer, im ſuͤßeſten taͤglichen Umgang</l><lb/> <l>Sich zu ſehn und zu lieben, und doch der Gebraͤuche der Liebe</l><lb/> <l>Und der ehlichen Sitten ſich zu enthalten, voll Sehnſucht</l><lb/> <l>Ohne Hoffnung zu ſchmachten vor ſeinem Geliebten, der gleichfalls</l><lb/> <l>Ohne Hoffnung verſchmachtet; ein Zwang, ein ſchwereres Elend’<lb/><note place="left">1065</note>Als die haͤrteſte Pein, die wir in Zukunft befuͤrchten: —<lb/><hi rendition="#fr">Adam,</hi> ſo laß uns geſchwind, und ohne laͤnger zu zoͤgern,</l><lb/> <l>Uns, und unſer Geſchlecht, von dem, was wir fuͤrchten, befreyen.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Laß</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [166/0188]
Das verlohrne Paradies.
Mir geſagt, nicht verbergen; ſie zeigen vielleicht uns ein Mittel,
Einige Linderung, oder wohl gar das Ende zu finden
Dieſer unſerer aͤußerſten Noth. So traurig es ſeyn mag,
Jſt es ertraͤglicher doch, als dieſer entſetzliche Jammer.
Druͤckt uns die Sorge zu ſehr fuͤr unſer kuͤnftig Geſchlechte,
Welches gebohren, beſtimmt zum allergewiſſeſten Ungluͤck,
Endlich vom Tode verſchlungen wird; und iſt es ſo elend,
Sich als den einzigen Grund von anderer Elend zu ſehen,
Welche man ſelber erzeugt; iſt uns der Vorwurf ſo ſchrecklich,
Einen bedaurenswuͤrdigen Stamm aus unſeren Lenden
Auf die Erde zu ſetzen, die nun ihr Schoͤpfer verflucht hat,
Ein Geſchlecht, das zuletzt, nach einem Leben voll Jammer,
Einem ſo ſcheuslichen Ungeheuer zum Raube beſtimmt iſt: —
Adam, ſo ſteht es bey dir, dem Daſeyn dieſes Geſchlechtes,
Welches ſo vieles Ungluͤck erwartet, zuvorzukommen.
Ohne Kinder biſt du, bleib ohne Kinder! So ſieht ſich
So auf einmal der Tod um ſeine Beute betrogen,
Und ſein Schlund muß allein ſich mit uns beyden begnuͤgen.
Haͤltſt du es aber fuͤr ſchwer, im ſuͤßeſten taͤglichen Umgang
Sich zu ſehn und zu lieben, und doch der Gebraͤuche der Liebe
Und der ehlichen Sitten ſich zu enthalten, voll Sehnſucht
Ohne Hoffnung zu ſchmachten vor ſeinem Geliebten, der gleichfalls
Ohne Hoffnung verſchmachtet; ein Zwang, ein ſchwereres Elend’
Als die haͤrteſte Pein, die wir in Zukunft befuͤrchten: —
Adam, ſo laß uns geſchwind, und ohne laͤnger zu zoͤgern,
Uns, und unſer Geſchlecht, von dem, was wir fuͤrchten, befreyen.
Laß
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