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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Das verlohrne Paradies.

Nicht vermindern, sondern vielmehr den Ewigen reizen,
Jn uns den ewigen Tod, um unseres Trutzes wegen
1095Leben zu lassen. Wir wollen deshalb ein sicherer Mittel

Unseres Jammers versuchen. Jch hab es vor Augen, so dünkt mich,
Wenn ich den einen Theil von unserem Urtheil erwäge,
Daß dein Saamen dereinst der Schlange den Kopf soll zertreten.
Ein elender Ersatz, wenn Er nicht darunter gemeynt ist,
1100Unser großer verderblicher Feind, so wie ich doch glaube,
Satan, welcher voll List sich in der Schlange verborgen,

Und mit diesem Betrug uns verführt. Sein Haupt zu zerquetschen,
Wäre wahrhaftige Rache; die würden wir aber verlieren,
Wenn wir mit eigener Hand den Tod zu beschleunigen suchten,
1105Oder auch kinderlos blieben, wie deine Verzweiflung mir angab,
Satan würde dadurch den bestimmten Strafen entgehen,

Und wir würden die unsern auf unsre Häupter verdoppeln.
Sage mir darum nichts mehr von einem gewaltsamen Tode,
Oder freywillig unser Geschlecht in uns zu ersticken.
1110Alle Hoffnung verschwindet dadurch; es zeiget nur Hochmuth,

Zorn, Verdruß, und Ungeduld an, und Trotz und Empörung
Wider den Ewgen, und wider das Joch, das er uns so billig
Auf |den Nacken gelegt. Erinnre dich, wie er so gnädig
Unser Verbrechen gehört, und uns gerichtet; voll Zorn nicht;
1115Nicht uns beschimpfend; wir warteten schon, so wie wir verdienten,

Gleich darauf vernichtet zu werden, indem wir gedachten,
Daß er an eben dem Tage den Tod uns bestimmet; und siehe,
Schmerzen hat er dir nur beym Kindergebähren verkündigt,

Welche

Das verlohrne Paradies.

Nicht vermindern, ſondern vielmehr den Ewigen reizen,
Jn uns den ewigen Tod, um unſeres Trutzes wegen
1095Leben zu laſſen. Wir wollen deshalb ein ſicherer Mittel

Unſeres Jammers verſuchen. Jch hab es vor Augen, ſo duͤnkt mich,
Wenn ich den einen Theil von unſerem Urtheil erwaͤge,
Daß dein Saamen dereinſt der Schlange den Kopf ſoll zertreten.
Ein elender Erſatz, wenn Er nicht darunter gemeynt iſt,
1100Unſer großer verderblicher Feind, ſo wie ich doch glaube,
Satan, welcher voll Liſt ſich in der Schlange verborgen,

Und mit dieſem Betrug uns verfuͤhrt. Sein Haupt zu zerquetſchen,
Waͤre wahrhaftige Rache; die wuͤrden wir aber verlieren,
Wenn wir mit eigener Hand den Tod zu beſchleunigen ſuchten,
1105Oder auch kinderlos blieben, wie deine Verzweiflung mir angab,
Satan wuͤrde dadurch den beſtimmten Strafen entgehen,

Und wir wuͤrden die unſern auf unſre Haͤupter verdoppeln.
Sage mir darum nichts mehr von einem gewaltſamen Tode,
Oder freywillig unſer Geſchlecht in uns zu erſticken.
1110Alle Hoffnung verſchwindet dadurch; es zeiget nur Hochmuth,

Zorn, Verdruß, und Ungeduld an, und Trotz und Empoͤrung
Wider den Ewgen, und wider das Joch, das er uns ſo billig
Auf |den Nacken gelegt. Erinnre dich, wie er ſo gnaͤdig
Unſer Verbrechen gehoͤrt, und uns gerichtet; voll Zorn nicht;
1115Nicht uns beſchimpfend; wir warteten ſchon, ſo wie wir verdienten,

Gleich darauf vernichtet zu werden, indem wir gedachten,
Daß er an eben dem Tage den Tod uns beſtimmet; und ſiehe,
Schmerzen hat er dir nur beym Kindergebaͤhren verkuͤndigt,

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[168/0190] Das verlohrne Paradies. Nicht vermindern, ſondern vielmehr den Ewigen reizen, Jn uns den ewigen Tod, um unſeres Trutzes wegen Leben zu laſſen. Wir wollen deshalb ein ſicherer Mittel Unſeres Jammers verſuchen. Jch hab es vor Augen, ſo duͤnkt mich, Wenn ich den einen Theil von unſerem Urtheil erwaͤge, Daß dein Saamen dereinſt der Schlange den Kopf ſoll zertreten. Ein elender Erſatz, wenn Er nicht darunter gemeynt iſt, Unſer großer verderblicher Feind, ſo wie ich doch glaube, Satan, welcher voll Liſt ſich in der Schlange verborgen, Und mit dieſem Betrug uns verfuͤhrt. Sein Haupt zu zerquetſchen, Waͤre wahrhaftige Rache; die wuͤrden wir aber verlieren, Wenn wir mit eigener Hand den Tod zu beſchleunigen ſuchten, Oder auch kinderlos blieben, wie deine Verzweiflung mir angab, Satan wuͤrde dadurch den beſtimmten Strafen entgehen, Und wir wuͤrden die unſern auf unſre Haͤupter verdoppeln. Sage mir darum nichts mehr von einem gewaltſamen Tode, Oder freywillig unſer Geſchlecht in uns zu erſticken. Alle Hoffnung verſchwindet dadurch; es zeiget nur Hochmuth, Zorn, Verdruß, und Ungeduld an, und Trotz und Empoͤrung Wider den Ewgen, und wider das Joch, das er uns ſo billig Auf |den Nacken gelegt. Erinnre dich, wie er ſo gnaͤdig Unſer Verbrechen gehoͤrt, und uns gerichtet; voll Zorn nicht; Nicht uns beſchimpfend; wir warteten ſchon, ſo wie wir verdienten, Gleich darauf vernichtet zu werden, indem wir gedachten, Daß er an eben dem Tage den Tod uns beſtimmet; und ſiehe, Schmerzen hat er dir nur beym Kindergebaͤhren verkuͤndigt, Welche

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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/190>, abgerufen am 27.11.2024.