Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Wal- II. Theil. Y
Wal- II. Theil. Y
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="41"> <l> <pb facs="#f0191" n="169"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zehnter Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Welche die Frucht dir gar bald mit groͤßeren Freuden belohnet.<lb/><note place="left">1120</note>Mich auch verfehlte der Fluch, und traf am meiſten das Erdreich;</l><lb/> <l>Denn ich ſoll mein Brodt mit Arbeit erwerben. Jſt dieſes,</l><lb/> <l>Ungluͤck? Muͤßiggang waͤre gewiß noch aͤrger geweſen!</l><lb/> <l>Arbeit wird mich erhalten; und daß nicht Kaͤlte, noch Hitze,</l><lb/> <l>Uns beleidigen koͤnne; hat ſeine goͤttliche Sorge,<lb/><note place="left">1125</note>Ungebethen von uns, mit ſeinen eigenen Haͤnden</l><lb/> <l>Uns Unwuͤrdge bekleidet voll Mitleid im waͤhrenden Richten.</l><lb/> <l>Wie vielmehr wird, wenn wir ihn bitten, ſein Ohr ſich eroͤffnen,</l><lb/> <l>Und ſein Herz zum Mitleid ſich neigen; er wird uns auch ferner</l><lb/> <l>Mittel lehren, wie wir uns vor der Witterung ſchuͤtzen,<lb/><note place="left">1130</note>Und vor Regen und Hagel und Schnee, ſo wie ſie die Luft ſchon</l><lb/> <l>Jn verſchiedner Geſtalt auf nahen Gebirgen uns zeiget.</l><lb/> <l>Denn ſchon blaſen die Winde mit feuchtem brauſenden Hauche</l><lb/> <l>Schaͤrfer herab, und zerreißen die lieblichgekrauſeten Locken</l><lb/> <l>Dieſer ſchoͤnen bluͤhenden Baͤume; dieß lehret uns, kuͤnftig<lb/><note place="left">1135</note>Einen beſſeren Schirm und mehrere Waͤrme zu ſuchen,</l><lb/> <l>Unſre ſtarrenden Glieder damit zu erhalten, noch ehe</l><lb/> <l>Dieſes Geſtirn des Tags uns Nacht voll Kaͤlte zuruͤcklaͤßt.</l><lb/> <l>Alſo wollen wir ſuchen die ruͤckwaͤrtsſchlagenden Stralen</l><lb/> <l>Zu verſammeln, und ſie durch truckne Materien flammend<lb/><note place="left">1140</note>Zu erhalten; oder wenn ſich zwey Koͤrper beruͤhren,</l><lb/> <l>Aus der erſchuͤtterten Luft das innere Feuer zu locken;</l><lb/> <l>So wie juͤngſt aus ſtreitenden Wolken, von ſtuͤrmenden Winden</l><lb/> <l>Aneinander getrieben, der ſchlaͤngelnde Blitz ſich entflammte.</l><lb/> <l>Schief vom Himmel herab fiel er auf harzichte Rinden<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> Y</fw><fw place="bottom" type="catch">Wal-</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [169/0191]
Zehnter Geſang.
Welche die Frucht dir gar bald mit groͤßeren Freuden belohnet.
Mich auch verfehlte der Fluch, und traf am meiſten das Erdreich;
Denn ich ſoll mein Brodt mit Arbeit erwerben. Jſt dieſes,
Ungluͤck? Muͤßiggang waͤre gewiß noch aͤrger geweſen!
Arbeit wird mich erhalten; und daß nicht Kaͤlte, noch Hitze,
Uns beleidigen koͤnne; hat ſeine goͤttliche Sorge,
Ungebethen von uns, mit ſeinen eigenen Haͤnden
Uns Unwuͤrdge bekleidet voll Mitleid im waͤhrenden Richten.
Wie vielmehr wird, wenn wir ihn bitten, ſein Ohr ſich eroͤffnen,
Und ſein Herz zum Mitleid ſich neigen; er wird uns auch ferner
Mittel lehren, wie wir uns vor der Witterung ſchuͤtzen,
Und vor Regen und Hagel und Schnee, ſo wie ſie die Luft ſchon
Jn verſchiedner Geſtalt auf nahen Gebirgen uns zeiget.
Denn ſchon blaſen die Winde mit feuchtem brauſenden Hauche
Schaͤrfer herab, und zerreißen die lieblichgekrauſeten Locken
Dieſer ſchoͤnen bluͤhenden Baͤume; dieß lehret uns, kuͤnftig
Einen beſſeren Schirm und mehrere Waͤrme zu ſuchen,
Unſre ſtarrenden Glieder damit zu erhalten, noch ehe
Dieſes Geſtirn des Tags uns Nacht voll Kaͤlte zuruͤcklaͤßt.
Alſo wollen wir ſuchen die ruͤckwaͤrtsſchlagenden Stralen
Zu verſammeln, und ſie durch truckne Materien flammend
Zu erhalten; oder wenn ſich zwey Koͤrper beruͤhren,
Aus der erſchuͤtterten Luft das innere Feuer zu locken;
So wie juͤngſt aus ſtreitenden Wolken, von ſtuͤrmenden Winden
Aneinander getrieben, der ſchlaͤngelnde Blitz ſich entflammte.
Schief vom Himmel herab fiel er auf harzichte Rinden
Wal-
II. Theil. Y
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