Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
So sprach Adam: Er irrete nicht; die ätherischen Schaaren 220Stiegen aus einem Himmel von Jaspis nach Eden hinunter, Und verweileten sich auf einem Hügel. Wie glorreich War die Erscheinung, wenn Zweifelmuth, Angst, und fleischliche Furcht nicht Adams Auge verhüllt. Nicht weniger herrlich, als jene, Da der Unsterblichen Schaar in Mahanaims Gefilden 225Jakob begegnet [Spaltenumbruch] k) , und er von diesen glänzenden Wächtern Ringsum die Felder bedecket gesehn; auch die nicht, die nachmals Auf den stralenwerfenden Höhn in Dothan erschienen, Als die Hügel umher ein feuriges Lager bezirkte Wider den Syrischen König, der eines Einzigen wegen, 230Meuchelmörderisch, ohne den Krieg vorher zu erklären, Gegen k) 1 B. Mos. XXXII. 1. 2. Jakob
aber zog seinen Weg, und es be- gegneten ihm die Engel Gottes. Und da er sie sahe, sprach er; es sind Gottes Heere, und hieß dieselbige Stätte Mahanaim. Die Geschichte des Elisa steht im 2 Buch der Könige VI. 13. etc. Und es ward dem Könige in Sy- rien angezeigt, siehe er (Elisa) ist zu Dothan. Da sandte er hin Roß und Wagen, und eine große Macht, und da sie bey der Nacht hinkamen, um- gaben sie die Stadt. Und der Die- ner des Mannes Gottes stund früh [Spaltenumbruch] auf, daß er sich aufmachte und aus- zöge, und siehe, da lag eine Macht um die Stadt mit Rossen und Wa- gen. Da sprach sein Knabe zu ihm: o Weh, mein Herr, wie wollen wir thun? Er sprach: Fürchte dich nicht, denn derer ist mehr, die bey uns sind, als derer, die bey ihnen sind. Und Elisa betete und sprach: Herr, öffne ihm die Augen, daß er sehe; da öffnete der Herr dem Knaben seine Augen, daß er sahe, und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her. N.
So ſprach Adam: Er irrete nicht; die aͤtheriſchen Schaaren 220Stiegen aus einem Himmel von Jaſpis nach Eden hinunter, Und verweileten ſich auf einem Huͤgel. Wie glorreich War die Erſcheinung, wenn Zweifelmuth, Angſt, und fleiſchliche Furcht nicht Adams Auge verhuͤllt. Nicht weniger herrlich, als jene, Da der Unſterblichen Schaar in Mahanaims Gefilden 225Jakob begegnet [Spaltenumbruch] k) , und er von dieſen glaͤnzenden Waͤchtern Ringsum die Felder bedecket geſehn; auch die nicht, die nachmals Auf den ſtralenwerfenden Hoͤhn in Dothan erſchienen, Als die Huͤgel umher ein feuriges Lager bezirkte Wider den Syriſchen Koͤnig, der eines Einzigen wegen, 230Meuchelmoͤrderiſch, ohne den Krieg vorher zu erklaͤren, Gegen k) 1 B. Moſ. XXXII. 1. 2. Jakob
aber zog ſeinen Weg, und es be- gegneten ihm die Engel Gottes. Und da er ſie ſahe, ſprach er; es ſind Gottes Heere, und hieß dieſelbige Stätte Mahanaim. Die Geſchichte des Eliſa ſteht im 2 Buch der Koͤnige VI. 13. ꝛc. Und es ward dem Koͤnige in Sy- rien angezeigt, ſiehe er (Eliſa) iſt zu Dothan. Da ſandte er hin Roß und Wagen, und eine große Macht, und da ſie bey der Nacht hinkamen, um- gaben ſie die Stadt. Und der Die- ner des Mannes Gottes ſtund früh [Spaltenumbruch] auf, daß er ſich aufmachte und aus- zöge, und ſiehe, da lag eine Macht um die Stadt mit Roſſen und Wa- gen. Da ſprach ſein Knabe zu ihm: o Weh, mein Herr, wie wollen wir thun? Er ſprach: Fürchte dich nicht, denn derer iſt mehr, die bey uns ſind, als derer, die bey ihnen ſind. Und Eliſa betete und ſprach: Herr, öffne ihm die Augen, daß er ſehe; da öffnete der Herr dem Knaben ſeine Augen, daß er ſahe, und ſiehe, da war der Berg voll feuriger Roſſe und Wagen um Eliſa her. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="11"> <l><pb facs="#f0207" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Eilfter Geſang.</hi></fw><lb/><note place="left">215</note>Noch vor der Mitte des Tags, und dort in den weſtlichen Wolken</l><lb/> <l>Ein weitſchimmerndes Morgenroth mit helleren Stralen,</l><lb/> <l>Welches das blaue Gewoͤlbe mit blitzendem Glanze bekleidet,</l><lb/> <l>Und mit etwas vom Himmel beladen allmaͤhlig herabſteigt?</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>So ſprach <hi rendition="#fr">Adam:</hi> Er irrete nicht; die aͤtheriſchen Schaaren<lb/><note place="left">220</note>Stiegen aus einem Himmel von Jaſpis nach <hi rendition="#fr">Eden</hi> hinunter,</l><lb/> <l>Und verweileten ſich auf einem Huͤgel. Wie glorreich</l><lb/> <l>War die Erſcheinung, wenn Zweifelmuth, Angſt, und fleiſchliche Furcht nicht<lb/><hi rendition="#fr">Adams</hi> Auge verhuͤllt. Nicht weniger herrlich, als jene,</l><lb/> <l>Da der Unſterblichen Schaar in <hi rendition="#fr">Mahanaims</hi> Gefilden<lb/><note place="left">225</note><hi rendition="#fr">Jakob</hi> begegnet <cb/> <note place="foot" n="k)">1 B. Moſ. <hi rendition="#aq">XXXII.</hi> 1. 2. <hi rendition="#fr">Jakob<lb/> aber zog ſeinen Weg, und es be-<lb/> gegneten ihm die Engel Gottes. Und<lb/> da er ſie ſahe, ſprach er; es ſind<lb/> Gottes Heere, und hieß dieſelbige<lb/> Stätte Mahanaim.</hi> Die Geſchichte<lb/> des Eliſa ſteht im 2 Buch der Koͤnige <hi rendition="#aq">VI.</hi><lb/> 13. ꝛc. Und es ward dem Koͤnige in Sy-<lb/> rien angezeigt, <hi rendition="#fr">ſiehe er (Eliſa) iſt zu<lb/> Dothan. Da ſandte er hin Roß und<lb/> Wagen, und eine große Macht, und<lb/> da ſie bey der Nacht hinkamen, um-<lb/> gaben ſie die Stadt. Und der Die-<lb/> ner des Mannes Gottes ſtund früh<lb/><cb/> auf, daß er ſich aufmachte und aus-<lb/> zöge, und ſiehe, da lag eine Macht<lb/> um die Stadt mit Roſſen und Wa-<lb/> gen. Da ſprach ſein Knabe zu ihm:<lb/> o Weh, mein Herr, wie wollen wir<lb/> thun? Er ſprach: Fürchte dich nicht,<lb/> denn derer iſt mehr, die bey uns<lb/> ſind, als derer, die bey ihnen ſind.<lb/> Und Eliſa betete und ſprach: Herr,<lb/> öffne ihm die Augen, daß er ſehe;<lb/> da öffnete der Herr dem Knaben<lb/> ſeine Augen, daß er ſahe, und ſiehe,<lb/> da war der Berg voll feuriger Roſſe<lb/> und Wagen um Eliſa her. N.</hi></note> , und er von dieſen glaͤnzenden Waͤchtern</l><lb/> <l>Ringsum die Felder bedecket geſehn; auch die nicht, die nachmals</l><lb/> <l>Auf den ſtralenwerfenden Hoͤhn in <hi rendition="#fr">Dothan</hi> erſchienen,</l><lb/> <l>Als die Huͤgel umher ein feuriges Lager bezirkte</l><lb/> <l>Wider den Syriſchen Koͤnig, der eines Einzigen wegen,<lb/><note place="left">230</note>Meuchelmoͤrderiſch, ohne den Krieg vorher zu erklaͤren,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Gegen</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [183/0207]
Eilfter Geſang.
Noch vor der Mitte des Tags, und dort in den weſtlichen Wolken
Ein weitſchimmerndes Morgenroth mit helleren Stralen,
Welches das blaue Gewoͤlbe mit blitzendem Glanze bekleidet,
Und mit etwas vom Himmel beladen allmaͤhlig herabſteigt?
So ſprach Adam: Er irrete nicht; die aͤtheriſchen Schaaren
Stiegen aus einem Himmel von Jaſpis nach Eden hinunter,
Und verweileten ſich auf einem Huͤgel. Wie glorreich
War die Erſcheinung, wenn Zweifelmuth, Angſt, und fleiſchliche Furcht nicht
Adams Auge verhuͤllt. Nicht weniger herrlich, als jene,
Da der Unſterblichen Schaar in Mahanaims Gefilden
Jakob begegnet
k) , und er von dieſen glaͤnzenden Waͤchtern
Ringsum die Felder bedecket geſehn; auch die nicht, die nachmals
Auf den ſtralenwerfenden Hoͤhn in Dothan erſchienen,
Als die Huͤgel umher ein feuriges Lager bezirkte
Wider den Syriſchen Koͤnig, der eines Einzigen wegen,
Meuchelmoͤrderiſch, ohne den Krieg vorher zu erklaͤren,
Gegen
k) 1 B. Moſ. XXXII. 1. 2. Jakob
aber zog ſeinen Weg, und es be-
gegneten ihm die Engel Gottes. Und
da er ſie ſahe, ſprach er; es ſind
Gottes Heere, und hieß dieſelbige
Stätte Mahanaim. Die Geſchichte
des Eliſa ſteht im 2 Buch der Koͤnige VI.
13. ꝛc. Und es ward dem Koͤnige in Sy-
rien angezeigt, ſiehe er (Eliſa) iſt zu
Dothan. Da ſandte er hin Roß und
Wagen, und eine große Macht, und
da ſie bey der Nacht hinkamen, um-
gaben ſie die Stadt. Und der Die-
ner des Mannes Gottes ſtund früh
auf, daß er ſich aufmachte und aus-
zöge, und ſiehe, da lag eine Macht
um die Stadt mit Roſſen und Wa-
gen. Da ſprach ſein Knabe zu ihm:
o Weh, mein Herr, wie wollen wir
thun? Er ſprach: Fürchte dich nicht,
denn derer iſt mehr, die bey uns
ſind, als derer, die bey ihnen ſind.
Und Eliſa betete und ſprach: Herr,
öffne ihm die Augen, daß er ſehe;
da öffnete der Herr dem Knaben
ſeine Augen, daß er ſahe, und ſiehe,
da war der Berg voll feuriger Roſſe
und Wagen um Eliſa her. N.
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