Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Und h) Dieses zielt auf eine sehr schöne Stelle im Propheten Ezechiel XXIX. 3. So spricht der Herr Herr: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König in Ae- gypten, du großer Drache, der du in deinem Wasser liegst, und sprichst: der Strom ist mein, und ich hab ihn mir gemacht. i) Da Milton die andern Geschichte
in diesem zwölften Gesange so kurz zu- sammen gefaßt hat, muß man sich billig [Spaltenumbruch] verwundern, daß er den Untergang des Pharaonischen Kriegsheers so zu sagen, gedoppelt beschreibt. Jeder Leser wird glauben, daß die Beschreibung zu Ende sey, wenn Milton sagt, daß die Er- lösten sicher das Ufer erreicht hät- ten; und destomehr wundert man sich, daß er einige Zeilen darauf den Pharav, der schon im rothen Meer ertrunken war, wieder zum Vorscheine kommen läßt. Sei- ne sonst zu bewundernde Aufmerksamkeit scheint hier nachgelassen zu haben. Z.
Und h) Dieſes zielt auf eine ſehr ſchoͤne Stelle im Propheten Ezechiel XXIX. 3. So ſpricht der Herr Herr: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König in Ae- gypten, du großer Drache, der du in deinem Waſſer liegſt, und ſprichſt: der Strom iſt mein, und ich hab ihn mir gemacht. i) Da Milton die andern Geſchichte
in dieſem zwoͤlften Geſange ſo kurz zu- ſammen gefaßt hat, muß man ſich billig [Spaltenumbruch] verwundern, daß er den Untergang des Pharaoniſchen Kriegsheers ſo zu ſagen, gedoppelt beſchreibt. Jeder Leſer wird glauben, daß die Beſchreibung zu Ende ſey, wenn Milton ſagt, daß die Er- löſten ſicher das Ufer erreicht hät- ten; und deſtomehr wundert man ſich, daß er einige Zeilen darauf den Pharav, der ſchon im rothen Meer ertrunken war, wieder zum Vorſcheine kommen laͤßt. Sei- ne ſonſt zu bewundernde Aufmerkſamkeit ſcheint hier nachgelaſſen zu haben. Z. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <l> <pb facs="#f0254" n="228"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Uebrig laſſen. Finſterniß deckt die zagenden Laͤnder,<lb/><note place="left">200</note>Finſterniß, welche man greifen kann; ſie tilget drey Tage</l><lb/> <l>Voͤllig aus; dann faͤllt im mitternaͤchtlichen Schlage</l><lb/> <l>Jn <hi rendition="#fr">Aegypten</hi> die Erſtgeburth von allem Lebendgen</l><lb/> <l>Todt darnieder. Nachdem der große Drache des Fluſſes <cb/> <note place="foot" n="h)">Dieſes zielt auf eine ſehr ſchoͤne<lb/> Stelle im Propheten Ezechiel <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> 3.<lb/><hi rendition="#fr">So ſpricht der Herr Herr: Siehe, ich<lb/> will an dich, Pharao, du König in Ae-<lb/> gypten, du großer Drache, der du<lb/> in deinem Waſſer liegſt, und ſprichſt:<lb/> der Strom iſt mein, und ich hab ihn<lb/> mir gemacht.</hi></note> </l><lb/> <l>Mit zehn Wunden nunmehr bezaͤhmet worden, ergiebt er<lb/><note place="left">205</note>Endlich ſich drein, die gefuͤrchteten Fremden nun von ſich zu laſſen.</l><lb/> <l>Sein hartnaͤckiges Herz demuͤthiget oft ſich, und immer</l><lb/> <l>Wird es haͤrter und kaͤlter, wie Eis, das, wenn es gethauet,</l><lb/> <l>Haͤrter erſtarrt; und ob er ſie gleich vor kurzem erlaſſen,</l><lb/> <l>Jagt er ihnen doch nach in ſeinem Zorne, bis endlich<lb/><note place="left">210</note>Jhn die See verſchluckt mit ſeinen Wagen und Reitern <note place="foot" n="i)">Da Milton die andern Geſchichte<lb/> in dieſem zwoͤlften Geſange ſo kurz zu-<lb/> ſammen gefaßt hat, muß man ſich billig<lb/><cb/> verwundern, daß er den Untergang des<lb/> Pharaoniſchen Kriegsheers ſo zu ſagen,<lb/> gedoppelt beſchreibt. Jeder Leſer wird<lb/> glauben, daß die Beſchreibung zu Ende<lb/> ſey, wenn Milton ſagt, <hi rendition="#fr">daß die Er-<lb/> löſten ſicher das Ufer erreicht hät-<lb/> ten;</hi> und deſtomehr wundert man ſich,<lb/> daß er einige Zeilen darauf den Pharav,<lb/> der ſchon im rothen Meer ertrunken war,<lb/> wieder zum Vorſcheine kommen laͤßt. Sei-<lb/> ne ſonſt zu bewundernde Aufmerkſamkeit<lb/> ſcheint hier nachgelaſſen zu haben. <hi rendition="#fr">Z.</hi></note> .</l><lb/> <l>Sie indeß gehn zwiſchen zwey hohen kryſtallenen Mauren,</l><lb/> <l>Wie auf trockenem Lande, hindurch; ſo ſtanden die Waſſer</l><lb/> <l>Durch den Stab von Moſes zertheilt, bis daß| die Erloͤſten</l><lb/> <l>Sicher das Ufer erreicht. Mit ſolchen Zeichen und Wundern<lb/><note place="left">215</note>Wird Gott ſeine Heiligen ſtaͤrken; er ſelber iſt ihnen</l><lb/> <l>Jn dem Engel zugegen, der in der beſchuͤtzenden Wolke<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [228/0254]
Das verlohrne Paradies.
Uebrig laſſen. Finſterniß deckt die zagenden Laͤnder,
Finſterniß, welche man greifen kann; ſie tilget drey Tage
Voͤllig aus; dann faͤllt im mitternaͤchtlichen Schlage
Jn Aegypten die Erſtgeburth von allem Lebendgen
Todt darnieder. Nachdem der große Drache des Fluſſes
h)
Mit zehn Wunden nunmehr bezaͤhmet worden, ergiebt er
Endlich ſich drein, die gefuͤrchteten Fremden nun von ſich zu laſſen.
Sein hartnaͤckiges Herz demuͤthiget oft ſich, und immer
Wird es haͤrter und kaͤlter, wie Eis, das, wenn es gethauet,
Haͤrter erſtarrt; und ob er ſie gleich vor kurzem erlaſſen,
Jagt er ihnen doch nach in ſeinem Zorne, bis endlich
Jhn die See verſchluckt mit ſeinen Wagen und Reitern i) .
Sie indeß gehn zwiſchen zwey hohen kryſtallenen Mauren,
Wie auf trockenem Lande, hindurch; ſo ſtanden die Waſſer
Durch den Stab von Moſes zertheilt, bis daß| die Erloͤſten
Sicher das Ufer erreicht. Mit ſolchen Zeichen und Wundern
Wird Gott ſeine Heiligen ſtaͤrken; er ſelber iſt ihnen
Jn dem Engel zugegen, der in der beſchuͤtzenden Wolke
Und
h) Dieſes zielt auf eine ſehr ſchoͤne
Stelle im Propheten Ezechiel XXIX. 3.
So ſpricht der Herr Herr: Siehe, ich
will an dich, Pharao, du König in Ae-
gypten, du großer Drache, der du
in deinem Waſſer liegſt, und ſprichſt:
der Strom iſt mein, und ich hab ihn
mir gemacht.
i) Da Milton die andern Geſchichte
in dieſem zwoͤlften Geſange ſo kurz zu-
ſammen gefaßt hat, muß man ſich billig
verwundern, daß er den Untergang des
Pharaoniſchen Kriegsheers ſo zu ſagen,
gedoppelt beſchreibt. Jeder Leſer wird
glauben, daß die Beſchreibung zu Ende
ſey, wenn Milton ſagt, daß die Er-
löſten ſicher das Ufer erreicht hät-
ten; und deſtomehr wundert man ſich,
daß er einige Zeilen darauf den Pharav,
der ſchon im rothen Meer ertrunken war,
wieder zum Vorſcheine kommen laͤßt. Sei-
ne ſonſt zu bewundernde Aufmerkſamkeit
ſcheint hier nachgelaſſen zu haben. Z.
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