Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
Also sagte der Engel, und hielt hier innen, indem er 495Jtzo zu dem wichtigsten Punkte der Zeiten gekommen. Adam, mit Wunder und Freuden erfüllt, versetzt in Entzückung: O der unendlichen Huld, der unermeßlichen Güte, Die so viel Gutes aus Bösem erzeugt, und selber das Böse So in Gutes verwandelt! O wunderbarere Güte, 500Als selbst die, die zuerst das Licht aus der Finsterniß Schooße Bey der Schöpfung hervorgebracht! Nun steh ich in Zweifel, Ob mich die Sünde, die ich gethan, und die ich veranlaßt, Reuen soll, oder ob ich vielmehr darüber mich freue [Spaltenumbruch] n) , Daß so sehr viel Gutes aus diesem Verbrechen entstanden, 505Viel mehr Ehre für Gott, mehr Gnade, Vergebung des Schöpfers Gegen n) Milton scheint hier den Gedan-
ken eines Kirchenvaters vor Augen ge- habt zu haben: O felix culpa, quae ta- lem ac tantum meruit habere redempto- [Spaltenumbruch] rem. O glückliches Verbrechen, welches verdiente, einen solchen, einen so großen Erlöser zu haben. N.
Alſo ſagte der Engel, und hielt hier innen, indem er 495Jtzo zu dem wichtigſten Punkte der Zeiten gekommen. Adam, mit Wunder und Freuden erfuͤllt, verſetzt in Entzuͤckung: O der unendlichen Huld, der unermeßlichen Guͤte, Die ſo viel Gutes aus Boͤſem erzeugt, und ſelber das Boͤſe So in Gutes verwandelt! O wunderbarere Guͤte, 500Als ſelbſt die, die zuerſt das Licht aus der Finſterniß Schooße Bey der Schoͤpfung hervorgebracht! Nun ſteh ich in Zweifel, Ob mich die Suͤnde, die ich gethan, und die ich veranlaßt, Reuen ſoll, oder ob ich vielmehr daruͤber mich freue [Spaltenumbruch] n) , Daß ſo ſehr viel Gutes aus dieſem Verbrechen entſtanden, 505Viel mehr Ehre fuͤr Gott, mehr Gnade, Vergebung des Schoͤpfers Gegen n) Milton ſcheint hier den Gedan-
ken eines Kirchenvaters vor Augen ge- habt zu haben: O felix culpa, quae ta- lem ac tantum meruit habere redempto- [Spaltenumbruch] rem. O gluͤckliches Verbrechen, welches verdiente, einen ſolchen, einen ſo großen Erloͤſer zu haben. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="10"> <l><pb facs="#f0266" n="240"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi></fw><lb/><note place="left">485</note>Und den vorigen Sitz zur Rechten Gottes beſteigen,</l><lb/> <l>Ueber alle Namen im Himmel erhoͤhet. Von dannen</l><lb/> <l>Wird er kommen, wenn nun die Welt dem Gerichte gereift iſt,</l><lb/> <l>Jm ſiegprangenden Glanz, die Lebendgen und Todten zu richten;</l><lb/> <l>Die unglaͤubigen Todten zu richten, die Glaͤubigen aber<lb/><note place="left">490</note>Zu belohnen, und ſie in ſeelige Freuden zu nehmen,</l><lb/> <l>Jn dem Himmel, oder auf Erden, denn ſelber die Erde</l><lb/> <l>Wird viel paradieſiſcher ſeyn, und beſſere Tage,</l><lb/> <l>Als dieß <hi rendition="#fr">Eden</hi> dir gab, den Ewiggluͤcklichen ſchenken.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Alſo ſagte der Engel, und hielt hier innen, indem er<lb/><note place="left">495</note>Jtzo zu dem wichtigſten Punkte der Zeiten gekommen.<lb/><hi rendition="#fr">Adam,</hi> mit Wunder und Freuden erfuͤllt, verſetzt in Entzuͤckung:</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>O der unendlichen Huld, der unermeßlichen Guͤte,</l><lb/> <l>Die ſo viel Gutes aus Boͤſem erzeugt, und ſelber das Boͤſe</l><lb/> <l>So in Gutes verwandelt! O wunderbarere Guͤte,<lb/><note place="left">500</note>Als ſelbſt die, die zuerſt das Licht aus der Finſterniß Schooße</l><lb/> <l>Bey der Schoͤpfung hervorgebracht! Nun ſteh ich in Zweifel,</l><lb/> <l>Ob mich die Suͤnde, die ich gethan, und die ich veranlaßt,</l><lb/> <l>Reuen ſoll, oder ob ich vielmehr daruͤber mich freue <cb/> <note place="foot" n="n)">Milton ſcheint hier den Gedan-<lb/> ken eines Kirchenvaters vor Augen ge-<lb/> habt zu haben: <hi rendition="#aq">O felix culpa, quae ta-<lb/> lem ac tantum meruit habere redempto-<lb/><cb/> rem.</hi> O gluͤckliches Verbrechen, welches<lb/> verdiente, einen ſolchen, einen ſo großen<lb/> Erloͤſer zu haben. <hi rendition="#fr">N.</hi></note> ,</l><lb/> <l>Daß ſo ſehr viel Gutes aus dieſem Verbrechen entſtanden,<lb/><note place="left">505</note>Viel mehr Ehre fuͤr Gott, mehr Gnade, Vergebung des Schoͤpfers<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Gegen</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [240/0266]
Das verlohrne Paradies.
Und den vorigen Sitz zur Rechten Gottes beſteigen,
Ueber alle Namen im Himmel erhoͤhet. Von dannen
Wird er kommen, wenn nun die Welt dem Gerichte gereift iſt,
Jm ſiegprangenden Glanz, die Lebendgen und Todten zu richten;
Die unglaͤubigen Todten zu richten, die Glaͤubigen aber
Zu belohnen, und ſie in ſeelige Freuden zu nehmen,
Jn dem Himmel, oder auf Erden, denn ſelber die Erde
Wird viel paradieſiſcher ſeyn, und beſſere Tage,
Als dieß Eden dir gab, den Ewiggluͤcklichen ſchenken.
Alſo ſagte der Engel, und hielt hier innen, indem er
Jtzo zu dem wichtigſten Punkte der Zeiten gekommen.
Adam, mit Wunder und Freuden erfuͤllt, verſetzt in Entzuͤckung:
O der unendlichen Huld, der unermeßlichen Guͤte,
Die ſo viel Gutes aus Boͤſem erzeugt, und ſelber das Boͤſe
So in Gutes verwandelt! O wunderbarere Guͤte,
Als ſelbſt die, die zuerſt das Licht aus der Finſterniß Schooße
Bey der Schoͤpfung hervorgebracht! Nun ſteh ich in Zweifel,
Ob mich die Suͤnde, die ich gethan, und die ich veranlaßt,
Reuen ſoll, oder ob ich vielmehr daruͤber mich freue
n) ,
Daß ſo ſehr viel Gutes aus dieſem Verbrechen entſtanden,
Viel mehr Ehre fuͤr Gott, mehr Gnade, Vergebung des Schoͤpfers
Gegen
n) Milton ſcheint hier den Gedan-
ken eines Kirchenvaters vor Augen ge-
habt zu haben: O felix culpa, quae ta-
lem ac tantum meruit habere redempto-
rem. O gluͤckliches Verbrechen, welches
verdiente, einen ſolchen, einen ſo großen
Erloͤſer zu haben. N.
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