Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.und ihm dahero mit einem viel grössern Licht, Ver- stand und Gaben des Gemüthes ausgerüstet, als alle andere sichtbare und bekante Geschöpffe auf Erden. Und daß alle die Kräffte, Neigungen, Verlangen, welche sich in dem Menschen äussern, nicht verge- bens in ihn geleget seyn: sondern ihren Zweck und Gegenwurff haben. Und weilen sich in allen ver- nünfftigen Menschen ein Verlangen nach einer ewigen Glückseligkeit findet: schliesse ich, daß auch dieses Verlangen könne und müsse erfüllet und ge- sättiget werden. Da wir aber einen so grossen Un- terscheid unter den Menschen-Kindern in allen Lan- den finden: Da sich hier und da einige wenige tugendhaft und gottesfürchtig; andere aber laster- haft und ruchlos aufführen: so folget auch daraus, daß in Ansehung der ewigen Glückseligkeit noth- wendig auch ein Unterscheid seyn müsse. Da die Fromme eine Belohnung, die Böse hingegen eine Straffe oder Züchtigung zu gewarten. Ferner: Da GOtt das höchste Licht den Menschen ewig glückselig machen will, welches ausser dessen Ge- meinschafft und Genuß dieses ewigen höchsten Gu- tes nicht vollkommen seyn kan; indem unsern ewi- gen unendlichen Hunger keine Creatur sättigen kan, so erhellet daraus: daß dieses Licht sich in denen, welche sich befleißigen nach dem Maas ihrer Er- känntnis, dessen heiligen Willen gemäs zu leben; ihren Verstand und Willen auszubessern ein sehn- liches Verlangen haben; GOtt den Geber aller guten und vollkommenen Gaben darum anflehen, je mehr und mehr in Mittheilung seiner Gaben offen- A 4
und ihm dahero mit einem viel groͤſſern Licht, Ver- ſtand und Gaben des Gemuͤthes ausgeruͤſtet, als alle andere ſichtbare und bekante Geſchoͤpffe auf Erden. Und daß alle die Kraͤffte, Neigungen, Verlangen, welche ſich in dem Menſchen aͤuſſern, nicht verge- bens in ihn geleget ſeyn: ſondern ihren Zweck und Gegenwurff haben. Und weilen ſich in allen ver- nuͤnfftigen Menſchen ein Verlangen nach einer ewigen Gluͤckſeligkeit findet: ſchlieſſe ich, daß auch dieſes Verlangen koͤnne und muͤſſe erfuͤllet und ge- ſaͤttiget werden. Da wir aber einen ſo groſſen Un- terſcheid unter den Menſchen-Kindern in allen Lan- den finden: Da ſich hier und da einige wenige tugendhaft und gottesfuͤrchtig; andere aber laſter- haft und ruchlos auffuͤhren: ſo folget auch daraus, daß in Anſehung der ewigen Gluͤckſeligkeit noth- wendig auch ein Unterſcheid ſeyn muͤſſe. Da die Fromme eine Belohnung, die Boͤſe hingegen eine Straffe oder Zuͤchtigung zu gewarten. Ferner: Da GOtt das hoͤchſte Licht den Menſchen ewig gluͤckſelig machen will, welches auſſer deſſen Ge- meinſchafft und Genuß dieſes ewigen hoͤchſten Gu- tes nicht vollkommen ſeyn kan; indem unſern ewi- gen unendlichen Hunger keine Creatur ſaͤttigen kan, ſo erhellet daraus: daß dieſes Licht ſich in denen, welche ſich befleißigen nach dem Maas ihrer Er- kaͤnntnis, deſſen heiligen Willen gemaͤs zu leben; ihren Verſtand und Willen auszubeſſern ein ſehn- liches Verlangen haben; GOtt den Geber aller guten und vollkommenen Gaben darum anflehen, je mehr und mehr in Mittheilung ſeiner Gaben offen- A 4
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und ihm dahero mit einem viel groͤſſern Licht, Ver-
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andere ſichtbare und bekante Geſchoͤpffe auf Erden.
Und daß alle die Kraͤffte, Neigungen, Verlangen,
welche ſich in dem Menſchen aͤuſſern, nicht verge-
bens in ihn geleget ſeyn: ſondern ihren Zweck und
Gegenwurff haben. Und weilen ſich in allen ver-
nuͤnfftigen Menſchen ein Verlangen nach einer
ewigen Gluͤckſeligkeit findet: ſchlieſſe ich, daß auch
dieſes Verlangen koͤnne und muͤſſe erfuͤllet und ge-
ſaͤttiget werden. Da wir aber einen ſo groſſen Un-
terſcheid unter den Menſchen-Kindern in allen Lan-
den finden: Da ſich hier und da einige wenige
tugendhaft und gottesfuͤrchtig; andere aber laſter-
haft und ruchlos auffuͤhren: ſo folget auch daraus,
daß in Anſehung der ewigen Gluͤckſeligkeit noth-
wendig auch ein Unterſcheid ſeyn muͤſſe. Da die
Fromme eine Belohnung, die Boͤſe hingegen eine
Straffe oder Zuͤchtigung zu gewarten. Ferner:
Da GOtt das hoͤchſte Licht den Menſchen ewig
gluͤckſelig machen will, welches auſſer deſſen Ge-
meinſchafft und Genuß dieſes ewigen hoͤchſten Gu-
tes nicht vollkommen ſeyn kan; indem unſern ewi-
gen unendlichen Hunger keine Creatur ſaͤttigen kan,
ſo erhellet daraus: daß dieſes Licht ſich in denen,
welche ſich befleißigen nach dem Maas ihrer Er-
kaͤnntnis, deſſen heiligen Willen gemaͤs zu leben;
ihren Verſtand und Willen auszubeſſern ein ſehn-
liches Verlangen haben; GOtt den Geber aller
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je mehr und mehr in Mittheilung ſeiner Gaben
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