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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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etwas zu befehlen das er ohnmöglich leisten kann.
Will aber Herr Alamodan haben, daß ich ihme den
rechten Grund entdecke: warum viele Heyden, wel-
che doch von Christo nichts wissen, ein besseres ehr-
bahres, nüchterneres, mäßigeres, keuscheres, ohn-
interessirteres Leben führen; als die meisten Christen,
wie man es aus ohnpartheyischen Geschicht-Schrei-
bern und Reise-Beschreibungen zur Genüge ersehen
kann.
Alamodan. Das möchte ich doch gerne hören.
Modestin. Solches kömmt daher: Weilen die
meisten Europäer in Fleisches-Lust, Augen-Lust
und hoffärtigem Leben gantz ersoffen sind: Diese
Götzen in der That weit über GOtt lieben, es auch
vor keine Sünde halten Güter zusammen zu schrap-
pen, zu stoltzieren, andere zu unterdrücken; da ein
jeder nur darauff bedacht, vor andern gros, reich,
geehrt und wollüstig zu leben; seinem armen Näch-
sten gehe es denn auch wie es wolle; wenn nur
Hanß ego hat, wornach sein Hertz verlanget.
Nicander. Ein vernünfftiger Mensch muß trach-
ten honet und vergnügt zu leben; wer keine Ehre
und kein Geld hat, wird nichts geachtet, und nur
vor einen Lumpen gehalten: säuisch und elend leben
stehet keinem honetten Menschen an; alleine reinlich,
niedlich und proper, auch freudig mit guten Freun-
den leben, stärcket und unterhält die Gesundheit.
Mir genüget nach der gesunden Vernunfft mich zu
richten; welche mir auch dictiret; daß es nicht un-
recht, nach Reichthum, Ehre und gemächlichen
Tagen


etwas zu befehlen das er ohnmoͤglich leiſten kann.
Will aber Herr Alamodan haben, daß ich ihme den
rechten Grund entdecke: warum viele Heyden, wel-
che doch von Chriſto nichts wiſſen, ein beſſeres ehr-
bahres, nuͤchterneres, maͤßigeres, keuſcheres, ohn-
intereſſirteres Leben fuͤhren; als die meiſten Chriſten,
wie man es aus ohnpartheyiſchen Geſchicht-Schrei-
bern und Reiſe-Beſchreibungen zur Genuͤge erſehen
kann.
Alamodan. Das moͤchte ich doch gerne hoͤren.
Modeſtin. Solches koͤmmt daher: Weilen die
meiſten Europaͤer in Fleiſches-Luſt, Augen-Luſt
und hoffaͤrtigem Leben gantz erſoffen ſind: Dieſe
Goͤtzen in der That weit uͤber GOtt lieben, es auch
vor keine Suͤnde halten Guͤter zuſammen zu ſchrap-
pen, zu ſtoltzieren, andere zu unterdruͤcken; da ein
jeder nur darauff bedacht, vor andern gros, reich,
geehrt und wolluͤſtig zu leben; ſeinem armen Naͤch-
ſten gehe es denn auch wie es wolle; wenn nur
Hanß ego hat, wornach ſein Hertz verlanget.
Nicander. Ein vernuͤnfftiger Menſch muß trach-
ten honet und vergnuͤgt zu leben; wer keine Ehre
und kein Geld hat, wird nichts geachtet, und nur
vor einen Lumpen gehalten: ſaͤuiſch und elend leben
ſtehet keinem honetten Menſchen an; alleine reinlich,
niedlich und proper, auch freudig mit guten Freun-
den leben, ſtaͤrcket und unterhaͤlt die Geſundheit.
Mir genuͤget nach der geſunden Vernunfft mich zu
richten; welche mir auch dictiret; daß es nicht un-
recht, nach Reichthum, Ehre und gemaͤchlichen
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[34/0040] etwas zu befehlen das er ohnmoͤglich leiſten kann. Will aber Herr Alamodan haben, daß ich ihme den rechten Grund entdecke: warum viele Heyden, wel- che doch von Chriſto nichts wiſſen, ein beſſeres ehr- bahres, nuͤchterneres, maͤßigeres, keuſcheres, ohn- intereſſirteres Leben fuͤhren; als die meiſten Chriſten, wie man es aus ohnpartheyiſchen Geſchicht-Schrei- bern und Reiſe-Beſchreibungen zur Genuͤge erſehen kann. Alamodan. Das moͤchte ich doch gerne hoͤren. Modeſtin. Solches koͤmmt daher: Weilen die meiſten Europaͤer in Fleiſches-Luſt, Augen-Luſt und hoffaͤrtigem Leben gantz erſoffen ſind: Dieſe Goͤtzen in der That weit uͤber GOtt lieben, es auch vor keine Suͤnde halten Guͤter zuſammen zu ſchrap- pen, zu ſtoltzieren, andere zu unterdruͤcken; da ein jeder nur darauff bedacht, vor andern gros, reich, geehrt und wolluͤſtig zu leben; ſeinem armen Naͤch- ſten gehe es denn auch wie es wolle; wenn nur Hanß ego hat, wornach ſein Hertz verlanget. Nicander. Ein vernuͤnfftiger Menſch muß trach- ten honet und vergnuͤgt zu leben; wer keine Ehre und kein Geld hat, wird nichts geachtet, und nur vor einen Lumpen gehalten: ſaͤuiſch und elend leben ſtehet keinem honetten Menſchen an; alleine reinlich, niedlich und proper, auch freudig mit guten Freun- den leben, ſtaͤrcket und unterhaͤlt die Geſundheit. Mir genuͤget nach der geſunden Vernunfft mich zu richten; welche mir auch dictiret; daß es nicht un- recht, nach Reichthum, Ehre und gemaͤchlichen Tagen

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/40>, abgerufen am 23.11.2024.