Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.Tagen zu streben und mit allen Leibes- und Seelen- Kräfften darnach zu bemühen. Modestin. Mein lieber Herr Nicander! in dieser Sache werden ihme die meisten Christen von gan- tzem Hertzen Beyfall geben: ob aber in diesen ver- gänglichen Dingen des Menschen höchstes Gut be- stehe; und wie es mit dem Fundament der Christ- lichen Religion: als der Verläugnung sein selbst, und Absagung der fleischlichen Eigenliebe überein- stimme, wollen wir künfftig geliebtes GOtt ein- mahl besehen; vor diesesmahl aber unsere Unter- redung beschliessen. Zweyte Conversation. Nachdem diese Herren zu einer andern Zeit Modestin. Mein werther Herr Alamodan! daß in dergleichen zeitlichen vergänglichen Dingen, des Menschen höchstes Gut nicht bestehe, haben auch viele verständige Heyden selbst erkannt, und werden es auch die meisten Christen (sonderlich unter denen Theo- C 2
Tagen zu ſtreben und mit allen Leibes- und Seelen- Kraͤfften darnach zu bemuͤhen. Modeſtin. Mein lieber Herr Nicander! in dieſer Sache werden ihme die meiſten Chriſten von gan- tzem Hertzen Beyfall geben: ob aber in dieſen ver- gaͤnglichen Dingen des Menſchen hoͤchſtes Gut be- ſtehe; und wie es mit dem Fundament der Chriſt- lichen Religion: als der Verlaͤugnung ſein ſelbſt, und Abſagung der fleiſchlichen Eigenliebe uͤberein- ſtimme, wollen wir kuͤnfftig geliebtes GOtt ein- mahl beſehen; vor dieſesmahl aber unſere Unter- redung beſchlieſſen. Zweyte Converſation. Nachdem dieſe Herren zu einer andern Zeit Modeſtin. Mein werther Herr Alamodan! daß in dergleichen zeitlichen vergaͤnglichen Dingen, des Menſchen hoͤchſtes Gut nicht beſtehe, haben auch viele verſtaͤndige Heyden ſelbſt erkannt, und werden es auch die meiſten Chriſten (ſonderlich unter denen Theo- C 2
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Tagen zu ſtreben und mit allen Leibes- und Seelen-
Kraͤfften darnach zu bemuͤhen.
Modeſtin. Mein lieber Herr Nicander! in dieſer
Sache werden ihme die meiſten Chriſten von gan-
tzem Hertzen Beyfall geben: ob aber in dieſen ver-
gaͤnglichen Dingen des Menſchen hoͤchſtes Gut be-
ſtehe; und wie es mit dem Fundament der Chriſt-
lichen Religion: als der Verlaͤugnung ſein ſelbſt,
und Abſagung der fleiſchlichen Eigenliebe uͤberein-
ſtimme, wollen wir kuͤnfftig geliebtes GOtt ein-
mahl beſehen; vor dieſesmahl aber unſere Unter-
redung beſchlieſſen.
Zweyte Converſation.
Nachdem dieſe Herren zu einer andern Zeit
wiederum zuſammen gekommen, fienge Ala-
modan an, und ſprach: Es hat Herr Mo-
deſtinus in unſerer vorigen Converſation zu behau-
pten geſchienen; als ob in der Erwerbung zeitlicher
Guͤter, Ehre, Reichthum etc. nicht allein kein wah-
res hohes Gut beruhe, ſondern es auch einem Chri-
ſten nach ſeiner Chriſten-Pflicht nicht zuſtehe, ſich
um ſolche Guͤter hoͤchſten Fleiſſes zu bemuͤhen, und
derſelben froͤlich mit Vergnuͤgen zu genieſſen.
Modeſtin. Mein werther Herr Alamodan! daß
in dergleichen zeitlichen vergaͤnglichen Dingen, des
Menſchen hoͤchſtes Gut nicht beſtehe, haben auch
viele verſtaͤndige Heyden ſelbſt erkannt, und werden
es auch die meiſten Chriſten (ſonderlich unter denen
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