Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Singe du so heut wie gestern
Von des Meeres Lustrevier,
Von dem Haus der sieben Schwestern,
Und vom Königssohne mir.
"Zwischen grünen Wasserwänden
Sizt der Sieben-Nixen-Chor;
Wasserrosen in den Händen,
Lauschen sie zum Licht empor.
Und wenn oftmals auf der Höhe
Schiffe fahren, schattengleich,
Steigt ein siebenfaches Wehe
Aus dem stillen Wasserreich.
Dann, beim Spiel von Zauberglocken,
Drehn die Schwestern sich im Tanz,
Schütteln wild die grünen Locken
Und verlieren Gurt und Kranz.
Und das Meer beginnt zu schwanken,
Well' auf Welle steigt und springt,
Alle Elemente zanken
Um das Schiff, bis es versinkt."
Also sang in Zaubertönen
Süß der Magier Drakone
Zu der lieblichen Prinzessin;
Und zuweilen, im Gesange,
Neiget er der Lippen Milde
11 *
Singe du ſo heut wie geſtern
Von des Meeres Luſtrevier,
Von dem Haus der ſieben Schweſtern,
Und vom Koͤnigsſohne mir.
„Zwiſchen gruͤnen Waſſerwaͤnden
Sizt der Sieben-Nixen-Chor;
Waſſerroſen in den Haͤnden,
Lauſchen ſie zum Licht empor.
Und wenn oftmals auf der Hoͤhe
Schiffe fahren, ſchattengleich,
Steigt ein ſiebenfaches Wehe
Aus dem ſtillen Waſſerreich.
Dann, beim Spiel von Zauberglocken,
Drehn die Schweſtern ſich im Tanz,
Schuͤtteln wild die gruͤnen Locken
Und verlieren Gurt und Kranz.
Und das Meer beginnt zu ſchwanken,
Well' auf Welle ſteigt und ſpringt,
Alle Elemente zanken
Um das Schiff, bis es verſinkt.“
Alſo ſang in Zaubertoͤnen
Suͤß der Magier Drakone
Zu der lieblichen Prinzeſſin;
Und zuweilen, im Geſange,
Neiget er der Lippen Milde
11 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0179" n="163"/>
            <lg n="4">
              <l>Singe du &#x017F;o heut wie ge&#x017F;tern</l><lb/>
              <l>Von des Meeres Lu&#x017F;trevier,</l><lb/>
              <l>Von dem Haus der &#x017F;ieben Schwe&#x017F;tern,</l><lb/>
              <l>Und vom Ko&#x0364;nigs&#x017F;ohne mir.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>&#x201E;Zwi&#x017F;chen gru&#x0364;nen Wa&#x017F;&#x017F;erwa&#x0364;nden</l><lb/>
              <l>Sizt der Sieben-Nixen-Chor;</l><lb/>
              <l>Wa&#x017F;&#x017F;erro&#x017F;en in den Ha&#x0364;nden,</l><lb/>
              <l>Lau&#x017F;chen &#x017F;ie zum Licht empor.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l>Und wenn oftmals auf der Ho&#x0364;he</l><lb/>
              <l>Schiffe fahren, &#x017F;chattengleich,</l><lb/>
              <l>Steigt ein &#x017F;iebenfaches Wehe</l><lb/>
              <l>Aus dem &#x017F;tillen Wa&#x017F;&#x017F;erreich.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="7">
              <l>Dann, beim Spiel von Zauberglocken,</l><lb/>
              <l>Drehn die Schwe&#x017F;tern &#x017F;ich im Tanz,</l><lb/>
              <l>Schu&#x0364;tteln wild die gru&#x0364;nen Locken</l><lb/>
              <l>Und verlieren Gurt und Kranz.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="8">
              <l>Und das Meer beginnt zu &#x017F;chwanken,</l><lb/>
              <l>Well' auf Welle &#x017F;teigt und &#x017F;pringt,</l><lb/>
              <l>Alle Elemente zanken</l><lb/>
              <l>Um das Schiff, bis es ver&#x017F;inkt.&#x201C;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="9">
              <l>Al&#x017F;o &#x017F;ang in Zauberto&#x0364;nen</l><lb/>
              <l>Su&#x0364;ß der Magier Drakone</l><lb/>
              <l>Zu der lieblichen Prinze&#x017F;&#x017F;in;</l><lb/>
              <l>Und zuweilen, im Ge&#x017F;ange,</l><lb/>
              <l>Neiget er der Lippen Milde</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">11 *<lb/></fw>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0179] Singe du ſo heut wie geſtern Von des Meeres Luſtrevier, Von dem Haus der ſieben Schweſtern, Und vom Koͤnigsſohne mir. „Zwiſchen gruͤnen Waſſerwaͤnden Sizt der Sieben-Nixen-Chor; Waſſerroſen in den Haͤnden, Lauſchen ſie zum Licht empor. Und wenn oftmals auf der Hoͤhe Schiffe fahren, ſchattengleich, Steigt ein ſiebenfaches Wehe Aus dem ſtillen Waſſerreich. Dann, beim Spiel von Zauberglocken, Drehn die Schweſtern ſich im Tanz, Schuͤtteln wild die gruͤnen Locken Und verlieren Gurt und Kranz. Und das Meer beginnt zu ſchwanken, Well' auf Welle ſteigt und ſpringt, Alle Elemente zanken Um das Schiff, bis es verſinkt.“ Alſo ſang in Zaubertoͤnen Suͤß der Magier Drakone Zu der lieblichen Prinzeſſin; Und zuweilen, im Geſange, Neiget er der Lippen Milde 11 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/179
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/179>, abgerufen am 24.11.2024.