Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Jäger.
Drei Tage Regen fort und fort,
Kein Sonnenschein zur Stunde,
Drei Tage lang kein gutes Wort
Aus meiner Liebsten Munde!
Sie truzt mit mir und ich mit ihr,
So hat sie's haben wollen;
Mir aber nagt's am Herzen hier,
Das Schmollen und das Grollen.
Willkommen denn, des Jägers Lust,
Gewittersturm und Regen!
Fest zugeknöpft die heiße Brust,
Und jauchzend euch entgegen!
Nun sizt sie wohl daheim und lacht,
Und scherzt mit den Geschwistern;
Ich höre in des Waldes Nacht
Die alten Blätter flüstern.
Nun sizt sie wohl und weinet laut
Im Kämmerlein, in Sorgen;
Mir ist es wie dem Wilde traut,
In Finsterniß geborgen.
Mörike, Gedichte. 2
Der Jäger.
Drei Tage Regen fort und fort,
Kein Sonnenſchein zur Stunde,
Drei Tage lang kein gutes Wort
Aus meiner Liebſten Munde!
Sie truzt mit mir und ich mit ihr,
So hat ſie's haben wollen;
Mir aber nagt's am Herzen hier,
Das Schmollen und das Grollen.
Willkommen denn, des Jaͤgers Luſt,
Gewitterſturm und Regen!
Feſt zugeknoͤpft die heiße Bruſt,
Und jauchzend euch entgegen!
Nun ſizt ſie wohl daheim und lacht,
Und ſcherzt mit den Geſchwiſtern;
Ich hoͤre in des Waldes Nacht
Die alten Blaͤtter fluͤſtern.
Nun ſizt ſie wohl und weinet laut
Im Kaͤmmerlein, in Sorgen;
Mir iſt es wie dem Wilde traut,
In Finſterniß geborgen.
Moͤrike, Gedichte. 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0033" n="17"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b #g">Der Jäger.</hi><lb/>
        </head>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Drei Tage Regen fort und fort,</l><lb/>
            <l>Kein Sonnen&#x017F;chein zur Stunde,</l><lb/>
            <l>Drei Tage lang kein gutes Wort</l><lb/>
            <l>Aus meiner Lieb&#x017F;ten Munde!</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>Sie truzt mit mir und ich mit ihr,</l><lb/>
            <l>So hat &#x017F;ie's haben wollen;</l><lb/>
            <l>Mir aber nagt's am Herzen hier,</l><lb/>
            <l>Das Schmollen und das Grollen.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>Willkommen denn, des Ja&#x0364;gers Lu&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Gewitter&#x017F;turm und Regen!</l><lb/>
            <l>Fe&#x017F;t zugekno&#x0364;pft die heiße Bru&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Und jauchzend euch entgegen!</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="4">
            <l>Nun &#x017F;izt &#x017F;ie wohl daheim und lacht,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;cherzt mit den Ge&#x017F;chwi&#x017F;tern;</l><lb/>
            <l>Ich ho&#x0364;re in des Waldes Nacht</l><lb/>
            <l>Die alten Bla&#x0364;tter flu&#x0364;&#x017F;tern.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="5">
            <l>Nun &#x017F;izt &#x017F;ie wohl und weinet laut</l><lb/>
            <l>Im Ka&#x0364;mmerlein, in Sorgen;</l><lb/>
            <l>Mir i&#x017F;t es wie dem Wilde traut,</l><lb/>
            <l>In Fin&#x017F;terniß geborgen.</l><lb/>
          </lg>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Mo&#x0364;rike</hi>, Gedichte. 2<lb/></fw>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0033] Der Jäger. Drei Tage Regen fort und fort, Kein Sonnenſchein zur Stunde, Drei Tage lang kein gutes Wort Aus meiner Liebſten Munde! Sie truzt mit mir und ich mit ihr, So hat ſie's haben wollen; Mir aber nagt's am Herzen hier, Das Schmollen und das Grollen. Willkommen denn, des Jaͤgers Luſt, Gewitterſturm und Regen! Feſt zugeknoͤpft die heiße Bruſt, Und jauchzend euch entgegen! Nun ſizt ſie wohl daheim und lacht, Und ſcherzt mit den Geſchwiſtern; Ich hoͤre in des Waldes Nacht Die alten Blaͤtter fluͤſtern. Nun ſizt ſie wohl und weinet laut Im Kaͤmmerlein, in Sorgen; Mir iſt es wie dem Wilde traut, In Finſterniß geborgen. Moͤrike, Gedichte. 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/33
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/33>, abgerufen am 09.11.2024.