Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.unleidlichste Ton, den ich in seiner Gegenwart nie unleidlichſte Ton, den ich in ſeiner Gegenwart nie <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0102" n="90"/> unleidlichſte Ton, den ich in ſeiner Gegenwart nie<lb/> hören laſſen durfte. Hm, dacht' ich, daß doch was<lb/> man ſelber thut, zumal die Männer, ganz etwas<lb/> anderes iſt! Uebrigens hatte ich ſo viele Fliegen gar<lb/> nicht wahrgenommen. Sein ſeltſames Betragen ver¬<lb/> droß mich wirklich ſehr. — „Sechſe auf Einen Schlag!“<lb/> rief er: „willſt du ſehen?“ — Keine Antwort. Da<lb/> legt er mir Etwas auf's Nähkiſſen hin, daß ich es<lb/> ſehen mußte, ohne ein Auge von meiner Arbeit zu<lb/> verwenden. Es war nichts Schlechteres als ein<lb/> Häufchen Gold, ſo viel man Ducaten zwiſchen zwei<lb/> Finger nimmt. Er ſetzte ſeine Poſſen hinter meinem<lb/> Rücken fort, that hin und wieder einen Streich und<lb/> ſprach dabei für ſich: „Das fatale, unnütze, ſcham¬<lb/> loſe Gezücht! Zu was Zweck es nur eigentlich auf<lb/> der Welt iſt — Patſch! — offenbar bloß daß man's<lb/> todtſchlage — Pitſch — darauf verſtehe ich mich ei¬<lb/> nigermaßen, darf ich behaupten. — Die Naturge¬<lb/> ſchichte belehrt uns über die erſtaunliche Vermehrung<lb/> dieſer Geſchöpfe — Pitſch Patſch —: in meinem<lb/> Hauſe wird immer ſogleich damit aufgeräumt. <hi rendition="#aq">Ah<lb/> maledette! disperate!</hi> — Hier wieder ein Stück<lb/> zwanzig. Magſt du ſie?“ — Er kam und that wie<lb/> vorhin. Hatte ich bisher mit Mühe das Lachen<lb/></p> </body> </text> </TEI> [90/0102]
unleidlichſte Ton, den ich in ſeiner Gegenwart nie
hören laſſen durfte. Hm, dacht' ich, daß doch was
man ſelber thut, zumal die Männer, ganz etwas
anderes iſt! Uebrigens hatte ich ſo viele Fliegen gar
nicht wahrgenommen. Sein ſeltſames Betragen ver¬
droß mich wirklich ſehr. — „Sechſe auf Einen Schlag!“
rief er: „willſt du ſehen?“ — Keine Antwort. Da
legt er mir Etwas auf's Nähkiſſen hin, daß ich es
ſehen mußte, ohne ein Auge von meiner Arbeit zu
verwenden. Es war nichts Schlechteres als ein
Häufchen Gold, ſo viel man Ducaten zwiſchen zwei
Finger nimmt. Er ſetzte ſeine Poſſen hinter meinem
Rücken fort, that hin und wieder einen Streich und
ſprach dabei für ſich: „Das fatale, unnütze, ſcham¬
loſe Gezücht! Zu was Zweck es nur eigentlich auf
der Welt iſt — Patſch! — offenbar bloß daß man's
todtſchlage — Pitſch — darauf verſtehe ich mich ei¬
nigermaßen, darf ich behaupten. — Die Naturge¬
ſchichte belehrt uns über die erſtaunliche Vermehrung
dieſer Geſchöpfe — Pitſch Patſch —: in meinem
Hauſe wird immer ſogleich damit aufgeräumt. Ah
maledette! disperate! — Hier wieder ein Stück
zwanzig. Magſt du ſie?“ — Er kam und that wie
vorhin. Hatte ich bisher mit Mühe das Lachen
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