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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.

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Simplicität nun förmlich übergeben ward, welchem
der Oheim in dem Silberschranke seiner nunmehrigen
Besitzerin und ihrer spätesten Nachkommen keinen ge¬
ringern Platz versprach, als jenes berühmte Kunst¬
werk des florentinischen Meisters in der Ambraser
Sammlung einnehme.

Es war schon fast acht Uhr; man nahm den
Thee. Bald aber sah sich unser Musiker an sein
schon am Mittag gegebenes Wort, die Gesellschaft
näher mit dem "Höllenbrand" bekannt zu machen,
der unter Schloß und Riegel, doch zum Glück nicht
allzutief im Reisekoffer lag, dringend erinnert. Er
war ohne Zögern bereit. Die Auseinandersetzung
der Fabel des Stücks hielt nicht lange auf, das
Textbuch wurde aufgeschlagen und schon brannten die
Lichter am Fortepiano.

Wir wünschten wohl, unsere Leser streifte hier
zum wenigsten etwas von jener eigenthümlichen Em¬
pfindung an, womit oft schon ein einzeln abgerissener,
aus einem Fenster bei'm Vorübergehen an unser Ohr
getragener Accord, der nur von dorther kommen
kann, uns wie elektrisch trifft und wie gebannt fest¬
hält; etwas von jener süßen Bangigkeit, wenn wir
in dem Theater, so lange das Orchester stimmt, dem

Simplicität nun förmlich übergeben ward, welchem
der Oheim in dem Silberſchranke ſeiner nunmehrigen
Beſitzerin und ihrer ſpäteſten Nachkommen keinen ge¬
ringern Platz verſprach, als jenes berühmte Kunſt¬
werk des florentiniſchen Meiſters in der Ambraſer
Sammlung einnehme.

Es war ſchon faſt acht Uhr; man nahm den
Thee. Bald aber ſah ſich unſer Muſiker an ſein
ſchon am Mittag gegebenes Wort, die Geſellſchaft
näher mit dem „Höllenbrand“ bekannt zu machen,
der unter Schloß und Riegel, doch zum Glück nicht
allzutief im Reiſekoffer lag, dringend erinnert. Er
war ohne Zögern bereit. Die Auseinanderſetzung
der Fabel des Stücks hielt nicht lange auf, das
Textbuch wurde aufgeſchlagen und ſchon brannten die
Lichter am Fortepiano.

Wir wünſchten wohl, unſere Leſer ſtreifte hier
zum wenigſten etwas von jener eigenthümlichen Em¬
pfindung an, womit oft ſchon ein einzeln abgeriſſener,
aus einem Fenſter bei'm Vorübergehen an unſer Ohr
getragener Accord, der nur von dorther kommen
kann, uns wie elektriſch trifft und wie gebannt feſt¬
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[96/0108] Simplicität nun förmlich übergeben ward, welchem der Oheim in dem Silberſchranke ſeiner nunmehrigen Beſitzerin und ihrer ſpäteſten Nachkommen keinen ge¬ ringern Platz verſprach, als jenes berühmte Kunſt¬ werk des florentiniſchen Meiſters in der Ambraſer Sammlung einnehme. Es war ſchon faſt acht Uhr; man nahm den Thee. Bald aber ſah ſich unſer Muſiker an ſein ſchon am Mittag gegebenes Wort, die Geſellſchaft näher mit dem „Höllenbrand“ bekannt zu machen, der unter Schloß und Riegel, doch zum Glück nicht allzutief im Reiſekoffer lag, dringend erinnert. Er war ohne Zögern bereit. Die Auseinanderſetzung der Fabel des Stücks hielt nicht lange auf, das Textbuch wurde aufgeſchlagen und ſchon brannten die Lichter am Fortepiano. Wir wünſchten wohl, unſere Leſer ſtreifte hier zum wenigſten etwas von jener eigenthümlichen Em¬ pfindung an, womit oft ſchon ein einzeln abgeriſſener, aus einem Fenſter bei'm Vorübergehen an unſer Ohr getragener Accord, der nur von dorther kommen kann, uns wie elektriſch trifft und wie gebannt feſt¬ hält; etwas von jener ſüßen Bangigkeit, wenn wir in dem Theater, ſo lange das Orcheſter ſtimmt, dem

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/108>, abgerufen am 27.11.2024.