Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.kleiner Abstecher gemacht, linkshin, nach Brandenburg Und nun begann die Sprecherin in ihrer ange¬ kleiner Abſtecher gemacht, linkshin, nach Brandenburg Und nun begann die Sprecherin in ihrer ange¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0034" n="22"/> kleiner Abſtecher gemacht, linkshin, nach Brandenburg<lb/> zu. — Wie? wär' es möglich ... Sie kamen nach<lb/> Berlin? ſind bei Mozarts geweſen? — Zehn himm¬<lb/> liſche Tage! — O liebe, ſüße, einzige Generalin,<lb/> erzählen Sie, beſchreiben Sie! Wie geht es unſern<lb/> guten Leutchen? Gefallen ſie ſich immer noch ſo gut<lb/> wie Anfangs dort? Es iſt mir fabelhaft, undenkbar,<lb/> heute noch, und jetzt nur deſto mehr, da Sie von<lb/> ihm herkommen — Mozart als Berliner! Wie be¬<lb/> nimmt er ſich doch? wie ſieht er denn aus? — O<lb/> der! Sie ſollten ihn nur ſehen. Dieſen Sommer hat<lb/> ihn der König in's Karlsbad geſchickt. Wann wäre<lb/> ſeinem herzgeliebten Kaiſer Joſeph ſo etwas einge¬<lb/> fallen, he? Sie waren beide kaum erſt wieder da,<lb/> als ich ankam. Er glänzt von Geſundheit und Leben,<lb/> iſt rund und beleibt und vif wie Queckſilber; das<lb/> Glück ſieht ihm und die Behaglichkeit recht aus den<lb/> Augen.“</p><lb/> <p>Und nun begann die Sprecherin in ihrer ange¬<lb/> nommenen Rolle die neue Lage mit den hellſten Far¬<lb/> ben auszumalen. Von ſeiner Wohnung unter den<lb/> Linden, von ſeinem Garten und Landhaus an, bis<lb/> zu den glänzenden Schauplätzen ſeiner öffentlichen<lb/> Wirkſamkeit und den engeren Cirkeln des Hofs, wo<lb/></p> </body> </text> </TEI> [22/0034]
kleiner Abſtecher gemacht, linkshin, nach Brandenburg
zu. — Wie? wär' es möglich ... Sie kamen nach
Berlin? ſind bei Mozarts geweſen? — Zehn himm¬
liſche Tage! — O liebe, ſüße, einzige Generalin,
erzählen Sie, beſchreiben Sie! Wie geht es unſern
guten Leutchen? Gefallen ſie ſich immer noch ſo gut
wie Anfangs dort? Es iſt mir fabelhaft, undenkbar,
heute noch, und jetzt nur deſto mehr, da Sie von
ihm herkommen — Mozart als Berliner! Wie be¬
nimmt er ſich doch? wie ſieht er denn aus? — O
der! Sie ſollten ihn nur ſehen. Dieſen Sommer hat
ihn der König in's Karlsbad geſchickt. Wann wäre
ſeinem herzgeliebten Kaiſer Joſeph ſo etwas einge¬
fallen, he? Sie waren beide kaum erſt wieder da,
als ich ankam. Er glänzt von Geſundheit und Leben,
iſt rund und beleibt und vif wie Queckſilber; das
Glück ſieht ihm und die Behaglichkeit recht aus den
Augen.“
Und nun begann die Sprecherin in ihrer ange¬
nommenen Rolle die neue Lage mit den hellſten Far¬
ben auszumalen. Von ſeiner Wohnung unter den
Linden, von ſeinem Garten und Landhaus an, bis
zu den glänzenden Schauplätzen ſeiner öffentlichen
Wirkſamkeit und den engeren Cirkeln des Hofs, wo
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