Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.welcher seitwärts eine Pappelallee von nicht sechs¬ Mozart, nachdem man ausgestiegen, überließ wie welcher ſeitwärts eine Pappelallee von nicht ſechs¬ Mozart, nachdem man ausgeſtiegen, überließ wie <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0038" n="26"/> welcher ſeitwärts eine Pappelallee von nicht ſechs¬<lb/> hundert Schritten zum herrſchaftlichen Garten führte.</p><lb/> <p>Mozart, nachdem man ausgeſtiegen, überließ wie<lb/> gewöhnlich der Frau die Beſtellung des Eſſens. In¬<lb/> zwiſchen befahl er für ſich ein Glas Wein in die<lb/> untere Stube, während ſie, nächſt einem Trunke fri¬<lb/> ſchen Waſſers, nur irgend einen ſtillen Winkel, um<lb/> ein Stündchen zu ſchlafen, verlangte. Man führte<lb/> ſie eine Treppe hinauf, der Gatte folgte, ganz mun¬<lb/> ter vor ſich hin ſingend und pfeifend. In einem rein<lb/> geweißten und ſchnell gelüfteten Zimmer befand ſich<lb/> unter andern veralteten Möbeln von edlerer Herkunft<lb/> — ſie waren ohne Zweifel aus den gräflichen Ge¬<lb/> mächern ſeiner Zeit hierher gewandert — ein ſauberes,<lb/> leichtes Bett mit gemaltem Himmel auf dünnen, grün<lb/> lackirten Säulen, deſſen ſeidene Vorhänge längſt durch<lb/> einen gewöhnlichern Stoff erſetzt waren. Conſtanze<lb/> machte ſich's bequem, er verſprach ſie rechtzeitig zu<lb/> wecken, ſie riegelte die Thüre hinter ihm zu und er<lb/> ſuchte nunmehr Unterhaltung für ſich in der allge¬<lb/> meinen Schenkſtube. Hier war jedoch außer dem<lb/> Wirth keine Seele, und weil deſſen Geſpräch dem<lb/> Gaſt ſo wenig wie ſein Wein behagte, ſo bezeugte<lb/> er Luſt, bis der Tiſch bereit wäre, noch einen<lb/></p> </body> </text> </TEI> [26/0038]
welcher ſeitwärts eine Pappelallee von nicht ſechs¬
hundert Schritten zum herrſchaftlichen Garten führte.
Mozart, nachdem man ausgeſtiegen, überließ wie
gewöhnlich der Frau die Beſtellung des Eſſens. In¬
zwiſchen befahl er für ſich ein Glas Wein in die
untere Stube, während ſie, nächſt einem Trunke fri¬
ſchen Waſſers, nur irgend einen ſtillen Winkel, um
ein Stündchen zu ſchlafen, verlangte. Man führte
ſie eine Treppe hinauf, der Gatte folgte, ganz mun¬
ter vor ſich hin ſingend und pfeifend. In einem rein
geweißten und ſchnell gelüfteten Zimmer befand ſich
unter andern veralteten Möbeln von edlerer Herkunft
— ſie waren ohne Zweifel aus den gräflichen Ge¬
mächern ſeiner Zeit hierher gewandert — ein ſauberes,
leichtes Bett mit gemaltem Himmel auf dünnen, grün
lackirten Säulen, deſſen ſeidene Vorhänge längſt durch
einen gewöhnlichern Stoff erſetzt waren. Conſtanze
machte ſich's bequem, er verſprach ſie rechtzeitig zu
wecken, ſie riegelte die Thüre hinter ihm zu und er
ſuchte nunmehr Unterhaltung für ſich in der allge¬
meinen Schenkſtube. Hier war jedoch außer dem
Wirth keine Seele, und weil deſſen Geſpräch dem
Gaſt ſo wenig wie ſein Wein behagte, ſo bezeugte
er Luſt, bis der Tiſch bereit wäre, noch einen
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