Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.zweig empfing, den sie sofort auf das Gerathewohl Wohl fünfundzwanzig Jahre wuchs das Bäumchen Die meiste Liebe widmete Eugenie dem Vermächt¬ zweig empfing, den ſie ſofort auf das Gerathewohl Wohl fünfundzwanzig Jahre wuchs das Bäumchen Die meiſte Liebe widmete Eugenie dem Vermächt¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0074" n="62"/> zweig empfing, den ſie ſofort auf das Gerathewohl<lb/> in einen Topf ſetzte und glücklich angewurzelt mit<lb/> nach Deutſchland nahm.</p><lb/> <p>Wohl fünfundzwanzig Jahre wuchs das Bäumchen<lb/> unter ihren Augen allgemach heran und wurde ſpäter<lb/> von Kindern und Enkeln mit äußerſter Sorgfalt ge¬<lb/> pflegt. Es konnte nächſt ſeinem perſönlichen Werthe<lb/> zugleich als lebendes Symbol der feingeiſtigen Reize<lb/> eines beinahe vergötterten Zeitalters gelten, worin<lb/> wir heutzutage freilich des wahrhaft Preiſenswerthen<lb/> wenig finden können, und das ſchon eine unheilvolle<lb/> Zukunft in ſich trug, deren welterſchütternder Eintritt<lb/> dem Zeitpunkt unſerer harmloſen Erzählung bereits<lb/> nicht ferne mehr lag.</p><lb/> <p>Die meiſte Liebe widmete Eugenie dem Vermächt¬<lb/> niß der würdigen Ahnfrau, weßhalb der Oheim öfters<lb/> merken ließ, es dürfte wohl einſt eigens in ihre Hände<lb/> übergehen. Deſto ſchmerzlicher war es dem Fräulein<lb/> denn auch, als der Baum im Frühling des vorigen<lb/> Jahres, den ſie nicht hier zubrachte, zu trauern be¬<lb/> gann, die Blätter gelb wurden und viele Zweige<lb/> abſtarben. In Betracht, daß irgend eine beſondere<lb/> Urſache ſeines Verkommens durchaus nicht zu ent¬<lb/> decken war und keinerlei Mittel anſchlug, gab ihn<lb/></p> </body> </text> </TEI> [62/0074]
zweig empfing, den ſie ſofort auf das Gerathewohl
in einen Topf ſetzte und glücklich angewurzelt mit
nach Deutſchland nahm.
Wohl fünfundzwanzig Jahre wuchs das Bäumchen
unter ihren Augen allgemach heran und wurde ſpäter
von Kindern und Enkeln mit äußerſter Sorgfalt ge¬
pflegt. Es konnte nächſt ſeinem perſönlichen Werthe
zugleich als lebendes Symbol der feingeiſtigen Reize
eines beinahe vergötterten Zeitalters gelten, worin
wir heutzutage freilich des wahrhaft Preiſenswerthen
wenig finden können, und das ſchon eine unheilvolle
Zukunft in ſich trug, deren welterſchütternder Eintritt
dem Zeitpunkt unſerer harmloſen Erzählung bereits
nicht ferne mehr lag.
Die meiſte Liebe widmete Eugenie dem Vermächt¬
niß der würdigen Ahnfrau, weßhalb der Oheim öfters
merken ließ, es dürfte wohl einſt eigens in ihre Hände
übergehen. Deſto ſchmerzlicher war es dem Fräulein
denn auch, als der Baum im Frühling des vorigen
Jahres, den ſie nicht hier zubrachte, zu trauern be¬
gann, die Blätter gelb wurden und viele Zweige
abſtarben. In Betracht, daß irgend eine beſondere
Urſache ſeines Verkommens durchaus nicht zu ent¬
decken war und keinerlei Mittel anſchlug, gab ihn
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