Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856.und jedenfalls schrieb ich der Stockliebhaberei ein gut Hier überging Madame Mozart einige Umstände und jedenfalls ſchrieb ich der Stockliebhaberei ein gut Hier überging Madame Mozart einige Umſtände <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0089" n="77"/> und jedenfalls ſchrieb ich der Stockliebhaberei ein gut<lb/> Theil von der Ausdauer zu, womit Mozart drei<lb/> Wochen lang der Vorſchrift ſeines Arztes ganz er¬<lb/> träglich nachkam. Auch blieben die guten Folgen<lb/> nicht aus; wir ſahen ihn faſt nie ſo friſch, ſo hell<lb/> und von ſo gleichmäßiger Laune. Doch machte er<lb/> ſich leider in kurzem wieder allzu grün und täglich<lb/> hatt' ich deßhalb meine Noth mit ihm. Damals ge¬<lb/> ſchah es nun, daß er, ermüdet von der Arbeit eines<lb/> anſtrengenden Tages, noch ſpät, ein paar neugieri¬<lb/> ger Reiſenden wegen, zu einer muſikaliſchen Soir<hi rendition="#aq">é</hi>e<lb/> ging — auf eine Stunde bloß, verſprach er mir<lb/> heilig und theuer; doch das ſind immer die Gelegen¬<lb/> heiten, wo die Leute, wenn er nur erſt am Flügel<lb/> feſtſitzt und im Feuer iſt, ſeine Gutherzigkeit am mehr¬<lb/> ſten mißbrauchen; denn da ſitzt er alsdann wie das<lb/> Männchen in einer Montgolfiere, ſechs Meilen hoch<lb/> über dem Erdboden ſchwebend, wo man die Glocken<lb/> nicht mehr ſchlagen hört. Ich ſchickte den Bedienten<lb/> zweimal mitten in der Nacht dahin, umſonſt, er<lb/> konnte nicht zu ſeinem Herrn gelangen. Um drei Uhr<lb/> früh kam dieſer denn endlich nach Haus. Ich nahm mir<lb/> vor, den ganzen Tag ernſtlich mit ihm zu ſchmollen.“<lb/></p> <p>Hier überging Madame Mozart einige Umſtände<lb/></p> </body> </text> </TEI> [77/0089]
und jedenfalls ſchrieb ich der Stockliebhaberei ein gut
Theil von der Ausdauer zu, womit Mozart drei
Wochen lang der Vorſchrift ſeines Arztes ganz er¬
träglich nachkam. Auch blieben die guten Folgen
nicht aus; wir ſahen ihn faſt nie ſo friſch, ſo hell
und von ſo gleichmäßiger Laune. Doch machte er
ſich leider in kurzem wieder allzu grün und täglich
hatt' ich deßhalb meine Noth mit ihm. Damals ge¬
ſchah es nun, daß er, ermüdet von der Arbeit eines
anſtrengenden Tages, noch ſpät, ein paar neugieri¬
ger Reiſenden wegen, zu einer muſikaliſchen Soirée
ging — auf eine Stunde bloß, verſprach er mir
heilig und theuer; doch das ſind immer die Gelegen¬
heiten, wo die Leute, wenn er nur erſt am Flügel
feſtſitzt und im Feuer iſt, ſeine Gutherzigkeit am mehr¬
ſten mißbrauchen; denn da ſitzt er alsdann wie das
Männchen in einer Montgolfiere, ſechs Meilen hoch
über dem Erdboden ſchwebend, wo man die Glocken
nicht mehr ſchlagen hört. Ich ſchickte den Bedienten
zweimal mitten in der Nacht dahin, umſonſt, er
konnte nicht zu ſeinem Herrn gelangen. Um drei Uhr
früh kam dieſer denn endlich nach Haus. Ich nahm mir
vor, den ganzen Tag ernſtlich mit ihm zu ſchmollen.“
Hier überging Madame Mozart einige Umſtände
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