Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 263–362. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.besondere Erfahrungen, ein ähnlicher Streich ist mir nie vorgekommen. Denn eine Melodie, dem Vers wie auf den Leib gegossen -- doch um nicht vorzugreifen, so weit sind wir noch nicht, der Vogel hatte nur den Kopf erst aus dem Ei, und auf der Stelle fing ich an, ihn vollends rein herauszuschälen. Dabei schwebte mir lebhaft der Tanz der Zerline vor Augen, und wunderlich spielte zugleich die lachende Landschaft am Golf von Neapel herein. Ich hörte die wechselnden Stimmen des Brautpaars, die Dirnen und Bursche im Chor. Hier trällerte Mozart ganz lustig den Anfang des Liedchens: Giovinette, che fate all' amore, che fate all' amore, Non lasciate, che passi l'eta, che passi l'eta, che passi l'eta, Se nel seno vi bulica il core, vi bulica il core, II remedio vedete lo qua ! La la la! La la lal Che piacer, che piacer che sara! Ah la la! Ah la la u. s. f.*) Mittlerweile hatten meine Hände das große Unheil angerichtet. Die Nemesis lauerte schon an der *)
Liebe Schwestern, zur Liebe geboren, Nützt der Jugend schön blühende Zeit! Hängt ihr 's Köpfchen in Sehnsucht verloren, Amor ist euch zu helfen bereit. Tral la la! Welch Vergnügen erwartet euch da! u. s. wbesondere Erfahrungen, ein ähnlicher Streich ist mir nie vorgekommen. Denn eine Melodie, dem Vers wie auf den Leib gegossen — doch um nicht vorzugreifen, so weit sind wir noch nicht, der Vogel hatte nur den Kopf erst aus dem Ei, und auf der Stelle fing ich an, ihn vollends rein herauszuschälen. Dabei schwebte mir lebhaft der Tanz der Zerline vor Augen, und wunderlich spielte zugleich die lachende Landschaft am Golf von Neapel herein. Ich hörte die wechselnden Stimmen des Brautpaars, die Dirnen und Bursche im Chor. Hier trällerte Mozart ganz lustig den Anfang des Liedchens: Giovinette, che fate all’ amore, che fate all’ amore, Non lasciate, che passi l’età, che passi l’età, che passi l’età, Se nel seno vi bulica il core, vi bulica il core, II remedio vedete lo qua ! La la la! La la lal Che piacer, che piacer che sarà! Ah la la! Ah la la u. s. f.*) Mittlerweile hatten meine Hände das große Unheil angerichtet. Die Nemesis lauerte schon an der *)
Liebe Schwestern, zur Liebe geboren, Nützt der Jugend schön blühende Zeit! Hängt ihr 's Köpfchen in Sehnsucht verloren, Amor ist euch zu helfen bereit. Tral la la! Welch Vergnügen erwartet euch da! u. s. w<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0054"/> besondere Erfahrungen, ein ähnlicher Streich ist mir nie vorgekommen. Denn eine Melodie, dem Vers wie auf den Leib gegossen — doch um nicht vorzugreifen, so weit sind wir noch nicht, der Vogel hatte nur den Kopf erst aus dem Ei, und auf der Stelle fing ich an, ihn vollends rein herauszuschälen. Dabei schwebte mir lebhaft der Tanz der Zerline vor Augen, und wunderlich spielte zugleich die lachende Landschaft am Golf von Neapel herein. Ich hörte die wechselnden Stimmen des Brautpaars, die Dirnen und Bursche im Chor.</p><lb/> <p>Hier trällerte Mozart ganz lustig den Anfang des Liedchens:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Giovinette, che fate all’ amore, che fate all’ amore,</l> <l>Non lasciate, che passi l’età, che passi l’età, che</l> <l>passi l’età,</l> <l>Se nel seno vi bulica il core, vi bulica il core,</l> <l>II remedio vedete lo qua ! La la la! La la lal</l> <l>Che piacer, che piacer che sarà!</l> <l>Ah la la! Ah la la u. s. f.<note place="foot" n="*)"><lg type="poem"><l>Liebe Schwestern, zur Liebe geboren,</l><lb/><l>Nützt der Jugend schön blühende Zeit!</l><lb/><l>Hängt ihr 's Köpfchen in Sehnsucht verloren,</l><lb/><l>Amor ist euch zu helfen bereit.</l><lb/><l rendition="#et">Tral la la!</l><lb/><l>Welch Vergnügen erwartet euch da! u. s. w</l></lg></note></l> </lg> <p>Mittlerweile hatten meine Hände das große Unheil angerichtet. Die Nemesis lauerte schon an der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0054]
besondere Erfahrungen, ein ähnlicher Streich ist mir nie vorgekommen. Denn eine Melodie, dem Vers wie auf den Leib gegossen — doch um nicht vorzugreifen, so weit sind wir noch nicht, der Vogel hatte nur den Kopf erst aus dem Ei, und auf der Stelle fing ich an, ihn vollends rein herauszuschälen. Dabei schwebte mir lebhaft der Tanz der Zerline vor Augen, und wunderlich spielte zugleich die lachende Landschaft am Golf von Neapel herein. Ich hörte die wechselnden Stimmen des Brautpaars, die Dirnen und Bursche im Chor.
Hier trällerte Mozart ganz lustig den Anfang des Liedchens:
Giovinette, che fate all’ amore, che fate all’ amore, Non lasciate, che passi l’età, che passi l’età, che passi l’età, Se nel seno vi bulica il core, vi bulica il core, II remedio vedete lo qua ! La la la! La la lal Che piacer, che piacer che sarà! Ah la la! Ah la la u. s. f. *)
Mittlerweile hatten meine Hände das große Unheil angerichtet. Die Nemesis lauerte schon an der
*) Liebe Schwestern, zur Liebe geboren,
Nützt der Jugend schön blühende Zeit!
Hängt ihr 's Köpfchen in Sehnsucht verloren,
Amor ist euch zu helfen bereit.
Tral la la!
Welch Vergnügen erwartet euch da! u. s. w
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